Blockchain: Mehr als nur Bitcoin

BitcoinBitcoin kennt heute fast jeder. Die Technologie dahinter heißt Blockchain. Bitcoin ist nur einer von vielen Blockchain-Anwendungsfällen. Was genau kann diese Technologie noch?

Analysten sind sich einig, dass die Blockchain-Technologie ein großes Wachstumspotenzial hat. Marketwatch beispielsweise prognostiziert eine Verzehnfachung des Wachstums bis zum Jahr 2021. Noch stehen wir am Anfang der Wachstumskurve. Die meisten Frameworks um Blockchain sind momentan zu unreif, um in einem größeren Geschäftsumfeld eingesetzt zu werden. Aber das Blockchain-Ökosystem entwickelt sich schnell, so dass bis Anfang 2018 schon erste echte Großprojekte entstehen werden.

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Gründe für den Blockchain-Hype

Auch wenn die zugrunde liegenden Technologien von Blockchain, wie Distributed Ledger, Kryptographie oder Peer-to-Peer-Kommunikation, schon seit geraumer Zeit bestehen, ist der Hype gerade sehr aktuell – dazu drei Gründe:

1. „Digital Mesh“: Die Art und Weise, wie Kunden mit Unternehmen und Unternehmen untereinander interagieren, hat sich signifikant verändert. Zudem bringen uns die angebunden Geräte (connected devices) komplett neue Effizienzsteigerungen und lassen die Grenzen zwischen den verschiedenen Akteuren des Ökosystems verschwimmen. Neue Geschäftsmodelle und -prozesse werden entstehen, die diesen Wandel unterstützen und bewältigen können.

2. „Dezentralen Geschäftsnetzwerke“: Bislang war eine vertrauenswürdige dritte Instanz eingebunden, um Transaktionen zwischen zweien oder mehreren Parteien durchzuführen. Diese dritte Instanz kann alle Transaktionen aufzeichnen und nachvollziehen sowie als vertrauenswürdige Datenquelle im Streitfall herangezogen werden, z.B. SWIFT für den internationalen Geldtransfer. Bei zunehmender Anzahl, Geschwindigkeit und Komplexität von Interaktionen verursachen Dritte einen Engpass, der für die aufkommenden neuen Geschäftsmodelle nicht mehr tragbar ist. Dezentralisierte Geschäftsnetzwerke aber benötigen keine Dritten und schaffen so die benötigte Geschwindigkeit und Skalierbarkeit.

3. „Transparenz der Prozesse“: Selbstverständlich müssen direkte Interaktionen im Rahmen einer sicheren und verlässlichen Umgebung stattfinden. Transaktionen müssen daher unveränderlich sein, sollten stets für die relevanten Parteien sichtbar sein und der Validierungsprozess sollte vorab einvernehmlich bestimmt sein, um Streitigkeiten im Nachgang zu vermeiden. Private und persönliche Daten, die im Zusammenhang mit den Transaktionen stehen, sind geheim zu halten.

Typisch Blockchain

Selbst wenn es verschiedene Versionen und Lösungen von Blockchain gibt, beinhaltet das Konzept immer vier Schlüsselbereiche:

1) Das verteilte Aufzeichnungssystem (Distributed System of Record): Die Blockchain speichert Daten und verteilt sie über mehrere Orte und Parteien in einer Peer-to-Peer-Weise.

2) Die Geschäftsbedingungen: Hier geht es um die Geschäftsbedingungen, die die Regeln für die Transaktionen zwischen den Geschäftspartnern definieren. Die meisten der aufkommenden Blockchain-Frameworks beinhalten daher auch „eingebettete Geschäftsbedingungen“, die unter der Terminologie „Smart Contracts“ weitverbreitet sind.

3) Die technischen Aspekte: Niemand der am Transaktionsprozess Beteiligten kann die Daten ändern oder löschen, sobald sie hinzugefügt wurden. Diese Aspekte des unveränderlichen Append-only-Aufzeichnungssystems sind fester Bestandteil der Blockchain-Technologie.

4) Konsens und Vereinbarung: Es gibt Validierungsprozesse für Transaktionen, die mit den Beteiligten vorab vereinbart wurden, bevor diese dann dauerhaft zum Ledger hinzugefügt werden. Ausgewählte Algorithmen stehen zur Verfügung, um sicherzustellen, dass alle Parteien, welche die Transaktionen genehmigen müssen, tatsächlich die Transaktion ohne die Option einer späteren Ablehnung genehmigt haben.

Zusammengefasst handelt es sich bei Blockchain um eine Plattform, mit der Daten über eine Anzahl von Netzwerkteilnehmern auf einer vertrauensvollen und sicheren Weise geteilt und verteilt werden. Die Kombination verschiedener Technologien und die Erweiterung mit neuen Funktionen macht Blockchain zur idealen Lösung, um den Anforderungen des Digital Mesh-Modells gerecht zu werden.

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Smart Contracts treiben Verbreitung von Blockchain-Lösungen

Smart Contracts ermöglichen es, Blockchain an die unternehmensspezifischen Geschäftsanforderungen exakt anzupassen. Sie können als automatisierter vertrauenswürdiger Workflow zwischen Parteien ohne einen zentralen spezifischen Koordinator gesehen werden, wodurch das operationelle Risiko reduziert und die Effizienz der gegenseitig vereinbarten Validierung über das Teilnehmernetzwerk erhöht wird.

Ein Beispiel findet sich hierfür bei Fluggesellschaften und ihren Ausgleichszahlungen im Falle von Flugverzögerungen oder -überbuchungen. Smart Contracts können Regeln beinhalten, die definieren, unter welchen Umständen und zu welchem Ausmaß Entschädigungen ausgezahlt werden sollen.

Auch rundum das Konzept der Automatisierung von Verbraucherverträge lassen sich Anwendungsbeispiele finden, wie etwa für die Kfz-Versicherung: Blockchain kann eingesetzt werden, um den Anspruchsprozess zwischen den verschiedenen Beteiligten (dem Autofahrer, der Autowerkstatt, der Versicherung und dem Gutachter) zu automatisieren, um effiziente Interaktionen basierend auf geteilten und unbestreitbaren Daten zu gewährleisten.

Blockchain überzeugt durch Vielfalt

Die Einsatzmöglichkeiten von Blockchain sind vielfältig und relevant für nahezu jede Branche. Ein häufig genannter Anwendungsfall ist die Produktrückverfolgung: vom Rohstoff bis hin zum fertigen Produkt. Viele Parteien sind dabei vom Fertigungs- bzw. Beschaffungsprozess bis zur Produktauslieferung beteiligt. Eine vollständige Rückverfolgbarkeit der Produktherstellung sowie des Lieferflusses wird zunehmend erforderlich – allein aufgrund zunehmender Fair Trade Regularien oder auch um Fälschungen zu vermeiden. Dabei kann es sich um jegliche Art von Produkt handeln, ob Medikamente, Lebensmittel, Elektrogeräte oder Autos.

Mit der Blockchain-Technologie werden alle verschiedenen Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Parteien über die gesamte Lieferkette hinweg nur einmal aufgezeichnet, jedoch über die verschiedenen Parteien repliziert, um das Risiko von Datenabweichungen zu beseitigen. Dank der garantierten Daten-Unveränderlichkeit von Blockchain ist sie auch als einzige Quelle der Wahrheit heranzuziehen. Dadurch, dass die Daten sich nur an einem einzigen Ort befinden, hat man eine hervorragende Sichtbarkeit und Nachverfolgbarkeit über die gesamte Kette hinweg. Die Integration wird auch einfacher, da anstelle von mehreren Integrationspunkten, es jetzt nur einen einzigen Integrationspunkt zur gemeinsamen Blockchain gibt.

Auch im Gesundheitswesen gibt es Einsatzbereiche für Blockchain, um beispielsweise die Medikamentenherkunft und Käufer von Medikamenten nachzuverfolgen. Kam es bei einer Charge von Medikamenten zu Fehlproduktion, ist es entscheidend, einen schnellen und effizienten Rückrufprozess einzuleiten. Auch bei Rückerstattungsansprüchen und -streitigkeiten sind in der Regel mehrere Parteien involviert, wie der behandelnde Arzt, der Patient, die Versicherung und Behörden. Auch in solch einem Fall kann ein Blockchain-basiertes System zur Transparenz und zur Schlichtung zwischen diesen Parteien beitragen.

Die Blockchain-Technologie gewinnt darüber hinaus durch das Entstehen einer Peer-to-Peer-Economy (oder auch Sharing Economy genannt) an Bedeutung. Einzelpersonen können heute beispielweise ihr Eigentum direkt an andere Personen ohne Zutun eines Vermittlers vermieten. Sobald es zu einer Vermietung kommt, können nachfolgende Prozesse von der Blockchain übernommen werden: Validierung der Zahlung, Aktivierung des Strom-, Gas- und Wasserzählers und nach Beenden der Mietzeit die Deaktivierung der Zähler und die Erstellung der Abschlussrechnung.

Mehr und mehr zeigt sich auch das Internet der Dinge (IoT) als Spielwiese für Blockchain. Zum einen baut IoT nicht auf veraltete Strukturen auf, so dass Blockchain ohne großen Aufwand zum Einsatz kommen kann, und zum anderen basiert es im Wesentlichen auch auf einem verteilten Mesh-Modell. Das Thema Sicherheit ist eine der größten Herausforderungen von IoT. Unternehmen beschäftigen sich daher mit Blockchain, um Maschinen-zu-Maschinen-Verträge aufzusetzen, die festlegen, welche Maschine mit welcher Maschine kommunizieren darf und welche Daten diese miteinander austauschen dürfen.

Es muss nicht immer Blockchain sein

Bei allen Anwendungsbeispielen gilt es aber für Unternehmen zu beachten, dass Blockchain nur ein Teil der Gleichung ist. Unternehmen sollten sich nicht allein darauf konzentrieren, mögliche Blockchain Anwendungsfälle zu identifizieren und eine Blockchain-Plattform mit Geschäftspartnern auszuwählen. Vielmehr müssen sie sich im Vorhinein viel Gedanken über die Integrationspunkte ihrer Geschäftsprozesse und der Blockchain-Plattform machen.

Sollen beispielsweise Daten mit Geschäftspartnern gemeinsam genutzt oder geteilt werden? Oder sollen Sicherheitsbedenken beim Austausch von Daten mit Partnern ausgeräumt werden? Oder wird eine Peer-to-Peer-Replikation angestrebt? Dafür gibt es bereits ausgereifte und gute Lösungen am Markt – und diese müssen nicht immer gleich Blockchain lauten.

Wolfgang KelzWolfgang Kelz, VP Solution Consulting EMEA, TIBCO Software

www.tibco.com

 

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