Bandspeicher waren jahrzehntelang das Rückgrat der Langzeitarchivierung – günstig, robust, aber langsam und zunehmend unflexibel. Heute, im Zeitalter rasant wachsender Datenmengen, geraten sie an ihre Grenzen.
Die Cloud eröffnet einen völlig neuen Ansatz: statt auf das Band zu warten nahezu sofortiger Zugriff, statt starrem Medienwechsel ein skalierbares Datenfundament. Dieser Beitrag beleuchtet die technischen Unterschiede, zeigt die zentralen Schritte einer Migration – und endet mit einem Praxisbeispiel: wie das Leibniz-Institut mit Impossible Cloud den Umstieg ohne Stillstand gemeistert hat.
Architektur, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit
Der Unterschied zwischen Bandspeicher und Cloud zeigt sich am deutlichsten beim Zugriff. Tape-Systeme arbeiten sequenziell. Das bedeutet, das Laufwerk muss ein Band physisch bis zur gewünschten Position spulen. Ob eine einzelne Datei oder ein kompletter Datenbestand gefragt ist, spielt keine Rolle: Anwender warten zwischen 20 und 120 Minuten, bis die Daten verfügbar sind. Diese Mechanik war lange akzeptabel, wirkt heute jedoch wie eine analoge Bremse in einer digitalen Welt.
Cloudspeicher brechen dieses Prinzip auf. Daten werden in kleine Objekte zerlegt, verschlüsselt und auf verschiedene Speicherorte verteilt. Dadurch lassen sie sich parallel adressieren und nahezu sofort abrufen. Kleinere Abfragen erreichen Antwortzeiten im Millisekundenbereich, größere Datenmengen sind in Minuten statt Stunden verfügbar. Die eigentliche Grenze ist nicht mehr das Medium, sondern die verfügbare Bandbreite. Damit verschiebt sich Archivierung vom „Warten auf das Band“ hin zu einem kontinuierlichen, netzwerkbasierten Zugriff. Auch in puncto Zuverlässigkeit unterscheiden sich die Architekturen fundamental. Tape ist ein mechanisches Medium und daher verschleißanfällig. Laufwerke müssen regelmäßig ausgetauscht werden, Medien altern, und jede neue LTO-Generation verlangt Investitionen in Hardware und Migration. Zwar garantieren Abwärtskompatibilität und strikte Wartungspläne eine gewisse Sicherheit, doch das Risiko bleibt stets im System verankert.
Ein Cloudspeicher setzt dagegen auf mathematische und algorithmische Resilienz. Redundanz entsteht nicht durch Kopien auf neuen Medien, sondern durch automatische Replikation über viele Knoten hinweg. Fehlerhafte Blöcke werden anhand von Prüfsummen sofort erkannt und selbständig neu aufgebaut. Für Administratoren bedeutet das: keine manuellen Eingriffe, keine Laufwerkswechsel und eine Verfügbarkeit von bis zu 99,99 Prozent. In der Praxis entspricht das weniger als einer Stunde ungeplanter Ausfallzeit im Jahr.
Kurz gesagt: Wo Tape durch Mechanik begrenzt ist, baut die Cloud auf Software und Netzwerkeffizienz. Der Zugriff wird schneller, die Architektur flexibler und die Zuverlässigkeit höher; und das ohne die physischen Grenzen klassischer Medien.
Migration und Betrieb in der Cloud
Der Umstieg von Bandspeichern auf Cloudarchitekturen ist weit mehr als ein einfaches Kopieren von Daten. Er verlangt ein strukturiertes Vorgehen, das technische, organisatorische und regulatorische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt.
Am Anfang steht die Klassifizierung der Bestände. IT-Teams müssen zunächst genau wissen, welche Daten vorliegen, wie häufig sie abgerufen werden und welche regulatorischen Anforderungen gelten. Geschäftskritische Informationen wandern in hochperformante Speicherklassen, während selten benötigte Archive in kostengünstigen Cold-Storage-Tiers abgelegt werden können. Diese Vorarbeit entscheidet darüber, ob die spätere Nutzung effizient und compliant abläuft.
Darauf folgt die Pilotphase, in der ein klar abgegrenzter Teilbestand, meist 5 bis 15 Prozent des Gesamtvolumens, in die Cloud übertragen wird. Ziel ist es, Prozesse, Bandbreite und Integritätsprüfungen unter realen Bedingungen zu testen. Hierbei sind Hash-basierte Verfahren wie SHA-256 unverzichtbar, um sicherzustellen, dass jedes Datenpaket unverändert ankommt. Für zusätzliche Sicherheit bieten sich Rollback-Punkte nach definierten Schwellen (z. B. 1 TB) an, die eine Rückkehr zu einem konsistenten Datenzustand ermöglichen.
In der Hauptmigrationwerden die restlichen Daten inkrementell übertragen. Entscheidend sind hier die Netzwerkkonditionen: Bandbreite, Latenz und Paketstabilität bestimmen die Geschwindigkeit. Ein Gigabit-Link erlaubt bei optimaler Kompression etwa 450 GB pro Stunde. Bei mehreren Petabyte muss entweder über Monate migriert oder auf spezielle Verfahren wie physische Appliances oder Edge-Locations des Providers gesetzt werden, die den Datentransfer beschleunigen. Parallel sollten Batch-Verarbeitungen genutzt werden, bei denen einzelne Datenpakete mit eigenen Integritätslogs versehen werden, sodass Fehler sofort erkannt und behoben werden können.
Mit dem erfolgreichen Umzug beginnt die aktive Datenverwaltung. Anders als Tape, das Daten nur passiv speichert, ermöglicht die Cloud ein dynamisches Lifecycle-Management. Daten können nach Alter, Zugriffshäufigkeit oder Sensibilität automatisch verschoben oder archiviert werden. Ein Object Lock stellt sicher, dass Dateien während gesetzlicher Aufbewahrungsfristen nicht verändert oder gelöscht werden können.
Für die laufende Governance sorgen automatisierte Compliance-Checks. Sie dokumentieren kontinuierlich, ob interne Vorgaben oder externe Standards wie DSGVO oder branchenspezifische Normen eingehalten werden. Über standardisierte APIs lassen sich Cloud-Monitoring-Tools nahtlos in bestehende Systeme integrieren. So behalten Administratoren nicht nur Performance und Fehlerraten, sondern auch die entstehenden Kosten jederzeit im Blick.
Am Ende steht nicht nur eine funktionierende Migration, sondern ein Betrieb, der deutlich robuster, sicherer und flexibler ist als jedes Tape-Archiv.
Praxisbeispiel: Migration ohne Stillstand
Das Leibniz-Institut für Bildungsinformation und Bildungsforschung stand vor einer Situation, die viele IT-Abteilungen kennen: ein gewachsenes, schwerfälliges LTO-System, das mit der Dynamik der eigenen Datenflut nicht mehr Schritt hielt. Die Tape-Library erfüllte zwar noch die Grundanforderungen, doch steigende Datenvolumina und verschärfte Datenschutzauflagen machten schnell deutlich, dass das Modell an seine Grenzen stieß.
Für die Ablösung entschied sich das Institut für Impossible Cloud. Ausschlaggebend war die Kombination aus technischer Kompatibilität, niedrigen Latenzzeiten und der Einhaltung europäischer Datenschutzvorgaben. Damit konnten die Verantwortlichen sicherstellen, dass Forschungsdaten nicht nur schneller zugänglich, sondern auch regulatorisch sauber vorgehalten wurden.
Die Migration erfolgte parallel zum laufenden Betrieb – ein entscheidender Punkt, da Forschungsdaten kontinuierlich benötigt werden und ein längerer Systemstillstand ausgeschlossen war. Das Vorgehen war klar strukturiert: Zunächst kleinere Teilmengen als Pilotphase, anschließend die sukzessive Übertragung größerer Volumina. Mit Hash-basierten Prüfsummen stellte die IT-Abteilung sicher, dass alle Daten unverändert ankamen. Fehlerhafte Pakete wurden sofort erkannt und erneut übertragen. Auch die Bandbreite war eine Herausforderung. Ein reiner Transfer über die bestehende Leitung hätte Monate beansprucht. Durch Bandbreitenoptimierungen, definierte Transferfenster und die Nutzung von Edge-Nodes des Providers ließ sich die Nettoübertragungsrate jedoch erheblich steigern. Parallel dazu erwies sich die nahtlose Integration von Impossible Cloud in die bestehende Backup-Software als Vorteil: Backup-Jobs konnten nahezu unverändert weitergeführt werden, wodurch die Administratoren ohne Systembrüche arbeiteten.
Das Ergebnis: Abrufzeiten reduzierten sich von teilweise über einer Stunde auf wenige Minuten. Gleichzeitig sanken die Betriebskosten durch den Wegfall von Wartung, Hardwarezyklen und Bandhandling. Das Institut gewann ein Höchstmaß an Betriebssicherheit, da die Daten nun verteilt, repliziert und konform zu europäischen Vorschriften vorgehalten werden.