Die Bedrohungslage im Cyberraum spitzt sich zu. Angreifer setzen zunehmend auf KI-gestützte Techniken, während Unternehmen durch Cloud-Technologien, vernetzte Systeme und externe Dienstleister immer komplexeren Risiken ausgesetzt sind.
Durch einen strukturierten, kontinuierlichen Risiko-Management-Prozess gelingt es, trotz dieser Dynamik den Überblick zu behalten.
Philipp Behre, Field CTO bei Splunk, zeigt in fünf konkreten Schritten, worauf Unternehmen beim Cyberrisiko-Management achten sollten.
1. Zielgerichtet starten: Den Scope sinnvoll eingrenzen
Zunächst ist ein klar abgesteckter Rahmen entscheidend, bevor Maßnahmen definiert werden können. Statt sofort den gesamten Betrieb zu analysieren, empfiehlt sich der Fokus auf eine spezifische Geschäftseinheit, eine zentrale Anwendung, ein kritischer Prozess oder eine besonders risikobehaftete Abteilung.
Praxistipp: Es ist wichtig, alle relevanten Stakeholder frühzeitig mit einzubeziehen. Nur wer die Prozesse und Assets kennt, kann die Risiken realistisch bewerten – inklusive Risikotoleranz und Auswirkungen.
2. Bedrohungen systematisch identifizieren
Nur was bekannt ist, kann geschützt werden. Darum steht eine vollständige Asset-Erfassung am Anfang – inklusive oft übersehener Ressourcen wie Bilddatenbanken oder Kommunikationsserver.
Wichtig: Neben der Bestandsaufnahme sollten Unternehmen Bedrohungen klassifizieren (z. B. Phishing, Ransomware, Insider Threats) und deren potenzielle Konsequenzen bewerten: Was bedeutet ein Angriff für Kundendaten, den Geschäftsbetrieb oder das Unternehmensimage?
3. Bedrohungen realistisch analysieren
Jede Bedrohung braucht einen Kontext: Wie wahrscheinlich ist es, dass sie Eintritt? Und wie schwerwiegend wären die Auswirkungen? Eine realistische Einschätzung ist essentiell, idealerweise unter Einbezug von IT, Fachabteilungen und Management.
Hilfreich: Ein Maßstab hilft bei der Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe und sorgt dadurch für Transparenz und Vergleichbarkeit.
4. Maßnahmen ableiten und gezielt umsetzen
Mithilfe der Analyse lassen sich Maßnahmen priorisieren. Ein gängiges Tool dafür ist die Risikomatrix. Darin wird sichtbar, welche Risiken vermieden, übertragen (z. B. per Cyberversicherung) oder entschärft werden müssen (z. B. durch Sicherheitsrichtlinien, Patches oder Schulungen).
Klar ist: Ein Restrisiko bleibt, doch es lässt sich steuern, wenn die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind.
5. Für Klarheit sorgen: Risiken dokumentieren und fortlaufend prüfen
Ein detailliertes Verzeichnis bildet die Grundlage für kontinuierliches Monitoring. Es sollte die identifizierten Risiken, Szenarien, Verantwortlichkeiten, aktuellen Maßnahmen und das jeweilige Restrisiko umfassen.
Regelmäßige Aktualisierung ist Pflicht: Nur so bleibt das Risikomanagement auf dem aktuellen Stand der Bedrohungslage.
Fazit: Struktur schafft Sicherheit
Cyberrisiken lassen sich zwar nicht vollständig eliminieren, aber sie lassen sich gezielt managen. Ein strukturiertes und dauerhaft gepflegtes Risikomanagement ist die Grundlage für nachhaltige Cybersicherheit und regulatorische Compliance. Entscheidend ist dabei ein disziplinierter, abteilungsübergreifender Prozess: vom ersten Scoping über die Risikoanalyse bis hin zur Dokumentation und kontinuierlichen Überprüfung. Gerade in Zeiten zunehmender Komplexität durch Cloud- und SaaS-Anwendungen, global vernetzte Lieferketten und KI-gestützte Angriffsmethoden ist Transparenz der Schlüssel. Unternehmen müssen Bedrohungen in Echtzeit erkennen und nachvollziehbar bewerten können, um schnell und wirksam reagieren zu können.
Autor: Philipp Behre, Field CTO, Splunk