Über viele Jahre wurde uns die Cloud als alternativlos verkauft. Skalierbar, bequem, wartungsarm – wer nicht in der Public Cloud war, galt als rückständig. Doch diese Erzählung beginnt zu bröckeln.
Was als einfacher Weg in die digitale Zukunft erschien, offenbart nun seine Schattenseiten: Die Nutzung externer Infrastrukturen bringt strategische Abhängigkeiten mit sich – insbesondere dann, wenn die Datenhoheit nicht vollständig gesichert ist.
Die unbequeme Wahrheit: Die Cloud war nie wirklich günstig
Natürlich: Die Public Cloud bietet schnelle Skalierung und geringere Einstiegskosten. Aber der Preis ist hoch – auch wenn er meist nicht in Euro oder Dollar beziffert wird, sondern in Form von Kontrollverlust. Wer sich auf die sogenannten Hyperscaler wie AWS, Google oder Azure verlässt, gibt nicht nur seine Daten aus der Hand, sondern auch Einfluss, Souveränität und langfristigen Handlungsspielraum.
Der wirtschaftliche Kontext ist alarmierend: Rund 600 Milliarden US-Dollar wurden 2024 mit Cloud-Services umgesetzt – über zwei Drittel davon allein durch die drei großen US-Konzerne. Europa spielt kaum eine Rolle. Auch sicherheitsrelevante Bereiche greifen mitunter auf Hosting-Dienste von US-Anbietern zurück. Dieses Vorgehen wirft gewichtige Fragen im Hinblick auf digitale Souveränität und Datenschutz auf.
Der Content wird zur geopolitischen Schwachstelle
Die entscheidende Frage ist nicht mehr: „Wo liegen meine Daten?“, sondern: „Wer hat im Ernstfall Zugriff – und wer könnte mir den Zugriff verweigern?“
Was passiert, wenn geopolitische Spannungen eskalieren? Wenn ein US-Präsident die Cloud als Druckmittel gegen Europa einsetzt? Die Vorstellung, dass Unternehmen plötzlich keinen Zugang mehr zu ihren eigenen Inhalten haben, klingt nicht mehr wie Science-Fiction – sondern zunehmend wie ein realistisches Szenario. In einer Welt, in der Handelskonflikte und extraterritoriale Gesetzgebung drohen weiter zu eskalieren, ist digitale Souveränität keine akademische Debatte mehr, sondern strategische Notwendigkeit.
Big Tech ist kein neutraler Dienstleister
Manche hoffen, dass die Hyperscaler sich schon an europäische Regeln halten werden. Das ist Wunschdenken. Die Realität ist: Diese Unternehmen haben eigene Prioritäten – und die decken sich nicht zwingend mit den Interessen europäischer Kunden. Sie unterliegen dem Recht ihrer Heimatländer und verfolgen eigene Plattformstrategien. Das kann in bestimmten Fällen zu Abweichungen von europäischen Anforderungen führen – insbesondere bei politischen oder regulatorischen Interessenkonflikten.
Convenience kills Strategy
Wir müssen uns eingestehen: Die Entscheidung für Public Cloud Hosting war oft eine Frage der Bequemlichkeit. Was kurzfristig praktisch und günstig war, kann langfristig strategisch schädlich sein. Wer damals Flexibilität, Geschwindigkeit und einfache Skalierbarkeit bekam, bezahlt künftig möglicherweise mit Governance-Problemen, Compliance-Risiken und Kontrollverlust.
Content ist Kapital – und gehört in eigene Hände
Unternehmen investieren Millionen in digitale Inhalte – und lagern sie dann auf fremde Server aus, ohne zu wissen, wer letztlich darauf zugreifen kann? Das ist so, als würde man seine gesamten Finanzdaten bei einem Mitbewerber verwalten lassen. Content ist kein technisches Beiwerk – Content ist Kapital. Und Kapital gehört unter eigene Kontrolle.
Die nächste CMS-Welle ist souverän und resilient
Es braucht somit neue Antworten: Hosting-Modelle, die autonom und modern sind. Das heißt konkret:
- CMS-Architekturen, die je nach Anforderung in einer Private Cloud, On-Premise oder hybrid betrieben werden können, bieten Unternehmen eine hohe Flexibilität – insbesondere dort, wo regulatorische Auflagen, Sicherheitsanforderungen oder lokale Hosting-Vorgaben erfüllt werden müssen. Das Wichtigste ist, dass die Unternehmen dabei die Kontrolle behalten.
- Composable CMS-Lösungen, die sich modular und individuell in bestehende IT-Landschaften integrieren lassen, ermöglichen eine zukunftssichere Digital Experience Architektur. Sie erlauben es, neue Kanäle und Systeme bedarfsgerecht anzubinden, ohne starre Monolithen aufzubauen.
- Echtzeit-Kontrolle über Inhalte – das bedeutet die Fähigkeit, redaktionelle oder transaktionale Inhalte jederzeit aktuell zu halten, sofort auf externe Ereignisse zu reagieren und Kampagnen medienbruchfrei über sämtliche Touchpoints ausspielen zu können – ganz ohne Abhängigkeit von Drittanbietern oder komplexe Synchronisationsprozesse.
Das Beste daran: Unternehmen müssen dabei keine Abstriche bei Datenschutz, Performance, Skalierbarkeit oder dem Einsatz von KI machen. Moderne CMS-Plattformen wie etwa die CoreMedia Content Cloud gewährleisten Datensouveränität, eine hohe Effizienz und eine angenehme Customer Experience – gerade bei komplexen Content-Landschaften global agierender Großunternehmen und Organisationen.
Digitaler Staat braucht digitale Souveränität
Ein gutes Beispiel dafür liefert der Internetauftritt des Deutschen Bundestags, den CoreMedia in Zusammenarbeit mit der Digitalagentur Babiel realisiert. Hier geht es nicht um Marketing oder Leadgenerierung – sondern um eine der kritischsten und sichtbarsten digitalen Infrastrukturen Deutschlands.
Für eine Plattform wie www.bundestag.de gelten höchste Anforderungen an Sicherheit, Verfügbarkeit und Performance – unabhängig von globalen Entwicklungen oder politischer Lage. Die Plattform muss jederzeit erreichbar sein, auch unter Last – wie z. B. im Juni 2024, als eine Rede des ukrainischen Präsidenten Selenskyj die Zugriffszahlen kurzfristig um das Zwanzigfache steigen ließ. Dank der skalierbaren Architektur blieb die Plattform durchgehend verfügbar.
Ebenso essenziell: Schutz vor gezielten Cyberattacken.
Als politisch relevante Plattform wird der Bundestag regelmäßig Ziel von DDoS-Attacken. Die Plattform nutzt dafür einen eigenen souveränen DDoS-Mitigation-Dienst, zertifiziert nach BSI-Kriterien. Sämtliche Komponenten – vom Hosting über die Softwareentwicklung bis zur Release-Planung – erfüllen höchste Standards. Eine verlässliche Produktstrategie und Long-Term Support-Releases ermöglichen Kunden wie dem Bundestag eine langfristige Planung. Das Resultat ist nicht nur für staatliche Plattformen relevant, sondern auch für Großunternehmen aus Branchen wie Telekommunikation, Energie, Finanzen oder Versicherungen: Ein digitales System, das sowohl resilient als auch strategisch planbar ist.
Fazit: Souveränität ist kein Luxus, sondern Pflicht
Die entscheidende Frage lautet heute nicht: „Was ist am bequemsten?“ Sondern: „Was sichert meine Handlungsfähigkeit in fünf Jahren?“ Die Kontrolle über die eigenen Inhalte – und darüber, wo sie gespeichert werden – darf nicht verhandelbar sein. Wer nun umdenkt, verschafft sich die nötige Resilienz – mit voller Datensouveränität, ohne Abstriche bei Data Privacy und Content Performance.