Cybersicherheitsbranche als Arbeitgeber für jungen Frauen unattraktiv

Junge Frauen wissen, was sie beruflich wollen- und das sehr früh: Ihre Entscheidung treffen sie im Durchschnitt kurz vor dem Ende des sechzehnten Lebensjahres. Eine Karriere in der Cybersicherheitsbranche gehört jedoch in den seltensten Fällen dazu.

Kaspersky Lab hat die Gründe dafür in einer jetzt veröffentlichten Studie vor dem Hintergrund des Frauen- und allgemeinen Fachkräftemangels in der Branche untersucht. Dass sich der Mangel an IT-Fachkräften weiter zuspitzt, zeigt auch eine aktuelle Bitkom-Umfrage: in Deutschland sind derzeit 55.000 Stellen für IT-Spezialisten unbesetzt.

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Bereits zu Beginn des Jahres 2017 prognostizierte eine Studie von Frost and Sullivan der Cybersicherheitsbranche im Jahr 2022 einen Mangel von 1,8 Millionen Fachkräften. Eine weitere Studie von Frost and Sullivan zeigt zudem, dass der Frauenanteil im IT-Sicherheitsbereich bei lediglich 11 Prozent liegt.

Kaspersky-Studie: Mehr weibliche Vorbilder statt „Geeks“ und „Nerds“

Die nun von Kaspersky Lab durchgeführte Studie zeigt: Die IT-Sicherheitsbranche steht bei jungen Leuten und speziell bei Frauen nicht hoch im Kurs. Das hat auch mit der oft als negativ empfundenen Terminologie der Berufsbilder zu tun. Begriffe wie „Hacker“ sprechen speziell junge Frauen nicht an; und zwei Drittel der weiblichen Befragten orientieren sich bei der Berufswahl an ihren eigenen Neigungen.

Ein Drittel der jungen Frauen hält Mitarbeiter der Branche für „Geeks“, ein Viertel für „Nerds“. So wundert es nicht, dass 78 Prozent der jungen Frauen nie eine berufliche Laufbahn in der Cybersicherheitsbranche in Erwägung gezogen haben. In Zusammenarbeit mit Branchenexperten kam Kaspersky Lab in seiner Untersuchung zu dem Schluss, dass neben der sehr frühen Berufswahl auch fehlende weibliche Vorbilder ursächlich sind.

„Wir sind Teil einer schnell wachsenden, dynamischen Branche, deren Frauenanteil noch viel zu gering ist“, bestätigt Stefan Rojacher, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Kaspersky Lab DACH. „Leider zeigt unsere Studie, dass eine Karriere in der Cybersicherheit für junge Frauen derzeit keine attraktive Option ist. Dass sie sich sehr früh für andere Bereiche entscheiden, macht es zu einer großen Herausforderung, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Hilfreich wäre die Ausbildung geeigneter Fähigkeiten schon in der Schule. Dieses Thema wurde in vielen MINT-Studien (MINT bedeutet Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ) bereits ausführlich diskutiert. Darüber hinaus benötigt die gesamte Branche aber auch einen grundlegenden Imagewandel. Für eine positivere Darstellung benötigen wir präsente, charismatische und auch weibliche Vorbilder, die nicht dem Stereotyp eines im Dunkeln vor sich hin hackenden Geeks entsprechen.“

Tatsächlich legen 42 Prozent der von Kaspersky Lab befragten jungen Frauen bei der Berufswahl Wert darauf, auch weibliche Vorbilder in der Branche zu finden. Und die Hälfte der Frauen möchte in einer Umgebung arbeiten, bei der sich Frauen und Männer etwa die Waage halten.

„Die Kaspersky-Studie zeigt deutlich, dass junge Frauen die Cybersicherheitsbranche nicht wahrnehmen oder sich selbst für ungeeignet halten. Außerdem fehlen weibliche Vorbilder, die motivieren könnten, einen solchen Beruf zu wählen“, bestätigt Stuart Madnick, Professor für Informationstechnologie und Gründer des ‚MIT Interdisciplinary Consortium for Improving Critical Infrastructure Cybersecurity‘. „Viele Menschen glauben fälschlicherweise, dass die Cybersicherheitsbranche nur aus technischen Berufen und Programmierung besteht. Das trifft zwar auf einige Stellen zu, doch liegen die Ursachen für Cyberbedrohungen oft in Unzulänglichkeiten bei der Unternehmenskultur oder den dortigen Prozessen. Um diese auszuräumen benötigt man mindestens ebenso viele Soft-Skills wie technische Fertigkeiten. Wir wissen, dass Menschen häufig Berufe wählen, die ihnen etwas bedeuten, in denen sie Spaß haben und sich verwirklichen können. Die Cybersicherheitsbranche bietet diese Möglichkeiten. Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden, jungen Menschen das auch zu vermitteln.“

Weitere wichtige Ergebnisse

  • Männer nannten deutlich häufiger Mathematik (49 gegenüber 36 Prozent) und IT (21 gegenüber 7 Prozent) als Lieblingsfächer in der Schule.
  • Nur 20 Prozent der Teilnehmer wussten, wie der Beruf eines Experten für Cybersicherheit überhaupt aussieht. Bei Frauen waren es sogar nur 16 Prozent.
  • Bei der Frage, warum sie sich nicht für eine Karriere in der Cybersicherheit entscheiden würden, nannten die weiblichen Befragten folgende Gründe: fehlende Programmierfähigkeiten (57 Prozent), kein Interesse an Computertechnik als Karriere (52 Prozent) und fehlendes Wissen um Berufe in der Cybersicherheit (45 Prozent).
  • Nahezu die Hälfte (46 Prozent) der Männer und Frauen glaubt, dass höchstens 25 Prozent der Rollen in der Cybersicherheit mit Frauen besetzt sind.

Weitere Informationen:

Die komplette die Studie „Ungenutztes Potenzial: Eine Studie zum Frauenmangel in der Cybersicherheit“ ist hier zu finden.

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Über die Studie:

Bei der von Arlington Research und Kaspersky Lab durchgeführten Online-Umfrage wurden 4.001 junge Menschen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, den Niederlanden, USA und Israel befragt. Gleich viele Frauen wie Männer gaben Auskunft über ihre Interessen, Einflussfaktoren und Eigenschaften sowie die Wahrnehmung von Cybersicherheit als Beruf und Karrieremöglichkeit. Alle Teilnehmer waren zwischen 16 und 21 Jahren alt, absolvierten gerade ein Universitätsstudium, planten dieses oder hatten es kürzlich beendet.
 

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