Warum Europa jetzt in Infrastruktur denken muss

Der Schlüssel zur KI-Souveränität

AI, Europa, KI

Europas digitale Souveränität entscheidet sich schon in der Infrastruktur: Wer KI skalierbar, sicher und regelkonform betreiben will, muss jetzt investieren. Der Schlüssel liegt im Aufbau leistungsfähiger, kontrollierbarer KI-Architekturen.

Die US-Regierung setzt einen unliebsamen Richter am Internationalen Strafgerichtshof auf eine Blacklist für digitale Services. Elon Musk sperrt auf seiner Plattform X der Europäischen Kommission die Möglichkeiten, Werbung zu schalten. Nur zwei aktuelle Beispiele, die aufzeigen, wie abhängig von US-Plattformen und Cloud-Anbietern Europa derzeit noch ist. Es gibt erste Bestrebungen, das zu ändern. Der politische Wille ist vorhanden. Doch noch läuft die Umsetzung sehr langsam – häufig aus Bequemlichkeit. In Sachen KI-Anwendungen sieht es nur wenig besser aus. Vielen Unternehmen fehlt eine skalierbare, wirtschaftlich betreibbare Infrastruktur. Wer KI souverän einsetzen möchte, muss daher jetzt in Infrastruktur investieren.

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Fehlende Grundlagen bremsen KI-Initiativen

Unternehmen stoßen auf mehreren Ebenen an ihre Grenzen: Für das Training und die Inferenz moderner KI-Modelle benötigte GPU-Kapazitäten sind schwer verfügbar und teuer. Ihre technische Integration ist aufwendig. Selbst bei vorhandener Hardware fehlt oft eine Umgebung, die deren Nutzung effizient ermöglicht. Der Aufbau eigener Systeme dauert Monate und ist oftmals schwer zu standardisieren oder zu skalieren. Das führt zu ineffizienten Betriebsmodellen mit hohen Leerlaufzeiten und unnötigen Kosten.

Hinzu kommen hohe Anforderungen an Datenschutz, Datenlokalisierung und regulatorische Compliance. Gerade in Europa schränken diese Vorgaben den Einsatz globaler Cloud-Infrastrukturen stark ein. Viele KI-Initiativen scheitern daher an den Voraussetzungen für deren zuverlässigen Betrieb.

Zwischen Hyperscaler und Eigenbetrieb: Das Dilemma

Viele Unternehmen stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder sie nutzen die Geschwindigkeit und Skalierbarkeit der Hyperscaler und geben dafür die Kontrolle über Infrastruktur und Daten ab – oder sie bauen eigene Systeme auf, was mit erheblichen Kosten, Personalaufwand und technischer Komplexität einhergeht.

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Diese Entscheidung ist heikel. Besonders im KI-Bereich zählen neben Performance und Skalierung auch Governance, Sicherheit sowie die Fähigkeit, Infrastrukturen flexibel auf spezifische regulatorische Anforderungen auszurichten. Die Lösung liegt in neuen Betriebsmodellen, die Geschwindigkeit und Souveränität vereinen. Dafür braucht es ein Umdenken in der Infrastrukturplanung.

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Neue Technologien für flexible KI-Infrastrukturen

In der Praxis setzen sich aktuell mehrere technologische Ansätze durch, die genau auf diese Anforderungen reagieren. Sie ermöglichen einen effizienteren, sichereren und wirtschaftlicheren Betrieb von KI-Infrastrukturen bei voller Kontrolle über Daten und Prozesse:

  • Orchestrierte GPU-Cluster mit zentralem Management: Eine Bündelung von GPUs mit gemeinsamer Steuerung sorgt dafür, dass Rechenressourcen effizient genutzt werden. So lassen sich große KI-Modelle schneller trainieren und teure Hardware besser auslasten. 
  • Hybride Betriebsmodelle: Das Modell wird zentral trainiert, kommt aber dort zum Einsatz, wo es gebraucht wird – etwa direkt auf dem Gerät. Das senkt Latenz und schützt sensible Daten.
  • Multi-Tenant-fähige Architekturen: Verschiedene Teams oder Kunden nutzen dieselbe Infrastruktur, ohne sich gegenseitig zu stören. Das erhöht die Effizienz und senkt die Betriebskosten.
  • Automatisierte Bereitstellung von KI-Diensten: KI-Modelle und Anwendungen lassen sich auf Knopfdruck starten. Das verkürzt Entwicklungszeiten und vereinfacht den Betrieb.
  • Standardisierte, interoperable Plattformen mit eingebauter Regulatorik: Diese stellen sicher, dass Systeme zusammenarbeiten und gesetzliche Vorgaben einhalten – ohne zusätzlichen Aufwand für die Betreiber.

Infrastruktur als strategischer Erfolgsfaktor

Moderne KI braucht integrierte Architekturen, die Rechen-, Speicher- und Netzwerkressourcen dynamisch verwalten. Trainingsprozesse sollten zentral erfolgen, während Inferenzprozesse möglichst nah an der Datenquelle stattfindet – etwa in Edge-Umgebungen. 

Zudem müssen Systeme Multi-Tenant-fähig, automatisiert steuerbar und über Schnittstellen in bestehende IT-Landschaften integrierbar sein. Standardisierte Architekturen ermöglichen eine schnelle Inbetriebnahme und erfüllen zugleich regulatorische Vorgaben.

Vom Kostenfaktor zur Wertschöpfung

Ein oft unterschätzter Aspekt beim Aufbau von KI-Infrastruktur ist deren Monetarisierung, denn ohne Einkünfte bleibt sie ein reiner Kostenfaktor. Unternehmen sollten daher Infrastructure-as-a-Service-Lösungen anbieten können – etwa im Rahmen von Plattformmodellen oder White-Label-Lösungen. Das eröffnet neue Geschäftsmodelle, besonders für Telekommunikationsanbieter, Cloud-Service-Provider oder große IT-Dienstleister sowie für Industriekonzerne mit eigenen Plattformen.

Voraussetzung dafür sind transparente Abrechnungsmechanismen, mandantenfähige Governance-Strukturen, API-basierte Integration in bestehende Prozesse und eine möglichst automatisierte Servicebereitstellung. Nur wer Infrastruktur aktiv zur Wertschöpfung nutzt, stärkt langfristig die digitale Souveränität.

Compliance als Wettbewerbsvorteil

In Europa ist regulatorische Konformität Pflicht. DSGVO, NIS2 oder DORA definieren insbesondere bei sensiblen Daten hohe Anforderungen an Infrastrukturen. Gleichzeitig erwarten Kunden, Partner und Behörden Sicherheit und Nachvollziehbarkeit.

Deshalb sollten Unternehmen Compliance-Anforderungen von Anfang an mitdenken. Dazu gehören unter anderem:

  • Datenlokalisierung, also die Speicherung und Verarbeitung sensibler Daten, nach EU-Recht
  • Auditierbare Prozesse und Protokolle
  • Zugriffsmanagement auf Mandanten- und Projektebene
  • Anpassungsfähige Betriebsmodelle

Gerade in regulierten Branchen wie dem Finanz- oder Gesundheitswesen sowie dem Energiesektor oder der öffentlichen Verwaltung ist das eine Chance. Wer hier Standards setzt, gewinnt Vertrauen und Marktanteile.

Europas Weg zur KI-Souveränität beginnt jetzt

Infrastruktur entscheidet über Europas digitale Zukunft. Sie ist der zentrale Hebel, um technologische Souveränität überhaupt erst zu ermöglichen. Wer KI gestalten will, muss Rechenressourcen kontrolliert, effizient und rechtskonform betreiben. Die gute Nachricht: Die Technologien sind vorhanden. Jetzt kommt es auf deren strategische Integration in Unternehmen, Dienstleistungsstrukturen und Behörden an.

Dort, wo Unternehmen Daten verarbeiten und KI-Systeme vertreiben, entscheidet sich Europas KI-Zukunft. Nur wer früh investiert und skaliert, stärkt Europas Position im digitalen Zeitalter. Dabei geht es viel mehr um Selbstbestimmung statt Abschottung: Wer die Kontrolle über Infrastruktur behält, kann Innovation verantwortungsvoll steuern. Das schafft Vertrauen, Leistungsfähigkeit und Zukunftssicherheit.

simon

Elena

Simon

Geschäftsführerin

Elena Simon Gcore

Elena Simon ist Geschäftsführerin der 2021 gegründeten Gcore GmbH mit Sitz in Wedemark. Die diplomierte Wirtschaftsinformatikerin ist seit 2013 beim europäischen Cloud- und Edge-Provider tätig. Davor hatte sie bei der in Luxemburg ansässigen Muttergesellschaft G-Core Labs S.A. den Bereich Business Development geleitet.
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