Aber Zweifel bleiben bestehen

Airbus schreibt souveräne europäische Cloud aus

Airbus
Bildquelle: aapsky/Shutterstock.com

Der europäische Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus steht vor einer wichtigen IT-Entscheidung: Das Unternehmen will zentrale Geschäftsanwendungen in eine digital souveräne europäische Cloud verlagern, hat aber bei der Umsetzung auch Bedenken.

Der Flugzeugbauer bereitet eine umfassende Cloud-Migration vor, wie TheRegister berichtet. Dabei geht es um zentrale Unternehmenssysteme, die bislang in eigenen Rechenzentren betrieben werden. Der Konzern sucht explizit nach einer europäischen Lösung, die digitale Souveränität garantiert.

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Konkret sollen ERP-Systeme, Fertigungssteuerung, Kundenmanagement und Software für das Produktlebenszyklusmanagement ausgelagert werden. Letztere enthält unter anderem sensible Konstruktionsdaten von Flugzeugen. Die Entscheidung für einen Cloud-Anbieter soll bis zum Sommer fallen, der Vertrag könnte eine Dekade laufen. Aktuell sehe die Unternehmensführung eine Erfolgschance von 80 zu 20, dass das Vorhaben tatsächlich gelingt. Die Ausschreibung soll bereits im Januar starten. Das Auftragsvolumen liegt nach Informationen von The Register bei über 50 Millionen Euro, die Vertragslaufzeit könnte bis zu zehn Jahre betragen.

Sensible Daten sollen unter europäischer Kontrolle bleiben

Catherine Jestin, als Executive Vice President bei Airbus für den Digitalbereich verantwortlich, begründet die Anforderung an eine souveräne Cloud-Lösung mit der Sensibilität der verarbeiteten Informationen. Diese seien aus nationaler und europäischer Perspektive von höchster Bedeutung und müssten deshalb unter europäischer Kontrolle verbleiben.

Der Zeitdruck für die Migration entsteht durch die Softwareanbieter selbst: Hersteller wie SAP konzentrieren ihre Entwicklungsarbeit zunehmend auf Cloud-native Lösungen und drängen ihre Kunden damit faktisch auf Plattformen wie S/4HANA.

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US CLOUD Act als zentrales Problem

Die Skepsis gegenüber amerikanischen Hyperscalern hat sich in den vergangenen Jahren enorm verstärkt. Die politische Linie der Trump-Administration führt bei europäischen Unternehmen zu Überlegungen, wie stark man sich von US-Infrastruktur abhängig machen will.

Ein zentrales juristisches Problem bleibt der CLOUD Act. Dieses US-Gesetz räumt Behörden weitreichende Befugnisse ein, auf Daten zuzugreifen, die von amerikanischen Firmen verwaltet werden – unabhängig vom Standort der Server.

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Europäische Anbieter unter Bewährungsdruck

Die größte Unsicherheit sieht die Airbus-Managerin jedoch bei der Leistungsfähigkeit europäischer Cloud-Anbieter. Ob diese über die notwendige Skalierung verfügen, um die Anforderungen eines Konzerns wie Airbus zu erfüllen, sei fraglich. Die Schätzung von 80 zu 20 für eine erfolgreiche Anbieterfindung spiegelt diese Zweifel wider.

Lars

Becker

Redakteur

IT Verlag GmbH

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