Der Technologiesektor befindet sich derzeit in einer Phase rasanter Innovation, angetrieben vor allem durch Künstliche Intelligenz, Automatisierung, Quantencomputing und nachhaltige Technologien.
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, neue Geschäftsmodelle nicht nur technologisch, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich tragfähig zu gestalten, während Investitionen zunehmend auf skalierbare und zukunftssichere Lösungen konzentriert werden.
Wie beurteilen Sie derzeit die grundlegende Dynamik im Technologiesektor, insbesondere mit Blick auf Innovationstempo, Investitionsbereitschaft und die Erwartungen an neue Geschäftsmodelle?
Borys Storck: Das Innovationstempo bleibt sehr hoch. Getrieben wird es vor allem durch Fortschritte in Künstlicher Intelligenz, Automatisierung, Quantencomputing und nachhaltigen Technologien. KI ist der zentrale Disruptor, sowohl in generativen Anwendungen als auch in industriellen und wissenschaftlichen Bereichen. Die Entwicklung neuer Algorithmen, die zunehmende Rechenleistung sowie der Zugang zu großen Datenmengen führen zu einer deutlichen Verkürzung von Innovationszyklen.
Bei der Investitionsbereitschaft ist das Bild differenziert: Während im Bereich KI und Cloud weiterhin kräftig investiert wird, zeigen Investoren mehr Vorsicht bei unprofitablen Start-ups und bei Geschäftsmodellen mit langer Amortisationszeit. Venture Capital konzentriert sich stärker auf Anwendungen mit klaren Skalierungspotenzialen und nachhaltiger Technologie. Große Technologieunternehmen investieren aggressiv in neue Plattformen, Halbleitertechnologien, Energieeffizienz und Infrastruktur für KI-Training.
Es wird zunehmend erwartet, dass neue Geschäftsmodelle nicht nur technologisch innovativ, sondern auch ökologisch und gesellschaftlich tragfähig sind. Plattformmodelle entwickeln sich weiter in Richtung hochintegrierter Ökosysteme. Der Technologiesektor bleibt einer der dynamischsten Wirtschaftszweige weltweit. Er ist geprägt von starkem Wettbewerb, hoher Investitionsaktivität in disruptiven Technologien und wachsenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Verantwortlichkeit. Wer hier erfolgreich sein will, muss Innovationen schnell umsetzen, gleichzeitig regulatorische und ethische Aspekte berücksichtigen und neue Geschäftsmodelle konsequent an Marktbedürfnisse anpassen.
Welche Geschäftsfelder sind durch KI wirklich nachhaltig bedroht?
Borys Storck: Die KI ist vor allem dort ein Damoklesschwert, wo wiederholbare Wissens- oder Kreativaufgaben bestehen. Viele Large Language Models (LLMs) sind inzwischen in der Lage, günstiger, schneller und qualitativ ausreichend Lösungen zu liefern.
Customer Support wie auch Kreativ-Software-Lösungen sind daher derzeit besonders stark im Fokus der KI-Skeptiker. Content- & Copywriting-Tools wie auch Lösungen im Bereich Design- und Bild-Tools werden durch KI-Anwendungen insofern bedroht, als dass der Markt schnell unruhig wird, sobald der Eindruck entsteht, dass man im Bereich KI eher Nachzügler als Vordenker ist.
Wo könnten sich aus der Stimmungskrise (und gefallenen Bewertungen) langfristige Chancen ergeben?
Borys Storck: Über allem steht die Frage, wie resilient sind Geschäftsmodelle im Zeitalter der KI tatsächlich gegenüber den neuen Tools. Hierbei müssen sich Strategen genauer mit den Lösungen beschäftigen und sich den drängenden Fragen stellen: Wie steht es um die Integrationstiefe in Prozessen von Unternehmen? Wie groß ist der sogenannte Daten-Moat, also der nachhaltige Wettbewerbsvorteil durch exklusive Daten? Besteht AI Upgradeability, also die Chance, KI smart in die eigenen Systeme zu integrieren, um Mehrwerte zu schaffen?
Dies gilt es heute zu evaluieren – Bewertungen stehen unter Druck – doch nicht jede Softwarelösung ist gleichermaßen durch die Umwälzungen betroffen. Für smarte Zukäufe könnte daher genau jetzt der richtige Moment gekommen sein.
Hat das Abomodell mit der Abrechnung nach Arbeitsplätzen langfristig ausgedient?
Borys Storck: Abonnement- und nutzungsbasierte Modelle (Subscription, Pay-per-Use) gewinnen derzeit noch an Bedeutung, ebenso wie datengetriebene Services. Unternehmen stehen unter Druck, KI verantwortungsvoll zu implementieren und Vertrauen in automatisierte Entscheidungen sicherzustellen. Natürlich ist ein Versprechen der KI-Lösungen auch stets die massive Effizienzsteigerung.
Daraus kann letztlich ein Abbau von Arbeitsplätzen erfolgen, was bisherige Abrechnungsmodelle überflüssig machen könnte. Für Softwareanbieter wird es wichtig sein, tief in den Prozessen der Nutzer verankert zu sein, eine starke Datenhoheit zu liefern. Wer hier vorne mitspielt, wird irgendwann wohl eher einzelne Tech-Features abrechnen können.
Welche strategischen Schritte sollten Unternehmen jetzt priorisieren, um gestärkt aus dieser Transformationsphase hervorzugehen und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern?
Borys Storck: Künstliche Intelligenz wird die Techbranche durchrütteln und verteilt die Karten neu. Unternehmen müssen heute neue Tools smart integrieren und sich fest in der Wertschöpfung der Kunden verankern – die Zeit für gezielte Zukäufe ist nun gekommen. Wer das neue Zeitalter als Chance begreift und sich neuen Lösungen gegenüber nicht versperrt, kann durchaus zu den Gewinnern der Entwicklung gehören.
Vielen Dank für das Gespräch!