CTO Coaching

Vom Senior Engineer zum Entscheider: Warum technische Exzellenz allein nicht reicht

In vielen Technologieunternehmen ist seit Jahren dieselbe Entwicklung zu beobachten: Senior Engineers wachsen fachlich immer weiter, doch der Schritt in echte Unternehmensverantwortung gelingt nur wenigen.

Nicht, weil ihnen Kompetenz fehlt – sondern ein System. Ein System, das hilft, schneller zu entscheiden, klarer zu kommunizieren und die eigene Wirkung sichtbar zu machen. Genau hier liegt der blinde Fleck vieler Karrierepfade im Tech-Bereich.

Anzeige

Während klassische CTO-Programme auf Kursmaterial, Frameworks und ein Übermaß an Theorie setzen, zeigt die Praxis ein anderes Bild: Führung im technischen Umfeld entsteht nicht durch Zertifikate, sondern durch Orientierung unter Unsicherheit, durch mutige Entscheidungen und durch Narrative, die im Unternehmen verstanden werden. Wer den Übergang vom Engineer zur Führungskraft meistern will, muss die eigenen Muster hinterfragen – und die Rolle vom Ausführenden zum Gestaltenden neu definieren.

Warum Entscheidungen in Tech-Organisationen zum Engpass werden

Gerade in wachsenden Unternehmen entscheidet die Fähigkeit zur Übersetzung darüber, ob technische Perspektiven im Management überhaupt ankommen. Stakeholder interessieren sich selten für die technische Ausgestaltung, sondern für deren geschäftliche Konsequenzen: Welche Risiken werden reduziert? Welche Kosten entstehen oder entfallen? Welche Optionen eröffnet eine Entscheidung für das Produkt oder das Geschäftsmodell? Wer diesen Perspektivwechsel beherrscht, schafft nicht nur Klarheit, sondern stärkt auch die Position des gesamten Engineering-Bereichs im Unternehmen.

Die Sprache der Stakeholder: Vom technischen Denken zur unternehmerischen Wirkung

Hinzu kommt eine Kompetenz, die im Engineering-Kontext häufig unterschätzt wird: die Sprache der Stakeholder. Wer über Budget, Roadmap oder Runway spricht, führt ein anderes Gespräch als in Architektur-Reviews. Ein CTO bewegt sich in diesen Welten selbstverständlich, weil er die relevanten wirtschaftlichen Größen kennt – und sie für verschiedene Zielgruppen übersetzen kann. Sichtbarkeit entsteht nicht zufällig, sondern durch die Fähigkeit, Wirkung klar zu kommunizieren: von Deployment-Zeiten bis Recovery-Zeiten, von Risiken bis Prioritäten.

Anzeige

Besonders relevant wird diese Übersetzungsleistung in Situationen, in denen technische Entscheidungen unter Zeitdruck oder mit unvollständigen Informationen getroffen werden müssen. Während Engineers häufig auf technische Präzision achten, erwarten Stakeholder vor allem Orientierung: Was bedeutet diese Entscheidung für die nächsten Quartalsziele? Welche Abhängigkeiten beeinflusst sie? Muss Budget verschoben werden oder Prioritäten angepasst? Ein CTO, der diese Fragen proaktiv beantwortet, schafft Vertrauen – nicht durch technische Details, sondern durch Klarheit im wirtschaftlichen Kontext.

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Führung ohne Bottleneck: Wie Teams Verantwortung wirklich übernehmen

Viele Teams funktionieren nur dann reibungslos, wenn eine einzelne Führungsperson grünes Licht gibt. Doch wer dauerhaft Gatekeeper bleibt, skaliert weder sich selbst noch die Organisation. Wirkungsvolle technische Führung entsteht erst dann, wenn Teams Verantwortung tragen dürfen – mit klaren Grenzwerten, stabilen Metriken und einem Verständnis dafür, wann Führung wirklich eingreifen muss. Technische Exzellenz allein reicht dafür nicht aus. Entscheidend ist eine Architektur der Delegation, die Teamautonomie und Stabilität verbindet. Erst wenn Verantwortlichkeiten klar und reproduzierbar verteilt sind, kann eine Organisation wachsen, ohne dass jede Entscheidung an einer einzelnen Person hängen bleibt.

Die unsichtbare Grenze: Warum viele Tech Leads nicht vom Operativen wegkommen

Genau an dieser Stelle zeigt sich ein häufiges Muster in technischen Karrieren: Viele Tech Leads arbeiten operativ so stark mit, dass sie ungewollt selbst zum Bottleneck werden. Sie sind kompetent genug, um schwierige Themen schnell zu lösen – und genau das macht sie zur „sicheren Bank“. Für das Unternehmen ist das attraktiv, für die eigene Entwicklung jedoch oft eine Sackgasse.

Der Übergang in echte Führungsverantwortung entsteht erst dann, wenn man nicht mehr der beste Problemlöser ist, sondern derjenige, der Strukturen schafft, in denen Probleme ohne einen selbst gelöst werden können. Das erfordert eine bewusste Veränderung des eigenen Rollenverständnisses. Autonomie entsteht nicht durch eine Beförderung, sondern durch die Fähigkeit, Teams und Systeme so aufzubauen, dass sie unabhängig funktionieren. Wer diesen Schritt geht, verlässt die operative Komfortzone  und betritt den Raum strategischer Verantwortung.

Warum ein Anti-Curriculum den Unterschied macht

All diese Elemente zeigen: Der Karriereweg nach oben ist kein weiterer Kurs, kein zusätzlicher Input, kein Curriculum im klassischen Sinn. Es ist vielmehr ein Anti-Curriculum. Ein Gegenentwurf zum überladenen Weiterbildungsmarkt und eine Rückbesinnung auf das, was Unternehmen tatsächlich weiterbringt: nachvollziehbare Entscheidungen, wirtschaftliche Orientierung, echte Ownership und ein Narrativ, das Wirkung sichtbar macht. Wer diese Kompetenzen entwickelt, öffnet sich den Weg ins C-Level – unabhängig davon, wie viel Code er noch selbst schreibt.

Ein möglicher Schritt auf diesem Weg kann ein begleitendes CTO Coaching sein, das Raum schafft, diese Fähigkeiten gezielt zu reflektieren und weiterzuentwickeln, ohne starre Methoden oder theoretische Umwege.

Deutscher

Philipp

Deutscher

Philipp Deutscher ist eine prägende Stimme technischer Führungskräfte mit über 20 Jahren Erfahrung im Aufbau, der Skalierung und Restrukturierung von Organisationen. Als Interim CTO, Fractional CTO, Strategic Advisor und VP Engineering bei TeamViewer hat er technische Exzellenz mit strategischem Unternehmertum verbunden.
Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.