Die Ansprüche an den E-Commerce sind so hoch wie nie zuvor. Denn heute erwarten Konsumenten weit mehr als einen bequemen Einkauf: Sie wollen inspiriert werden, eine transparente Lieferkette erfahren und individuell angesprochen werden.
Technologien sollen nicht nur zum Einsatz kommen, um Prozesse zu beschleunigen und Informationen überall zugänglich zu machen, sondern auch um das Einkaufserlebnis einzigartig zu gestalten.
Die folgenden neun Trends zeigen, was 2026 auf Markenhersteller und Händler zukommt und wie sie damit am besten umgehen.
1. Experience Economy: Das Erlebnis wird zur neuen Währung
Der digitale Wettbewerb verschiebt sich weg vom Produkt allein und hin zum Produkt- und Kauferlebnis. Kunden suchen nicht nur nach funktionalen Vorteilen, sondern nach Marken, die Emotionen wecken und individuelle Mehrwerte bieten – von personalisierten Produktwelten bis hin zu außergewöhnlichen Services nach dem Kauf. Für die Unternehmen heißt das, Inhalte kontextgenau auszuspielen. Wer Produktdaten, visuelle Assets und Kundenrezensionen miteinander verbindet, kann überzeugende Momente schaffen, die während der gesamten Customer Journey (und darüber hinaus) in Erinnerung bleiben.
2. Agentic Commerce: Die KI als Einkaufsassistent
Agentenbasierte KI-Systeme übernehmen immer mehr Aufgaben – auch im Online-Shopping und in Einkaufsabteilungen: KI-Tools suchen passende Produkte, prüfen Preise und lösen Bestellungen aus – bald schon ohne direkte menschliche Interaktion. Damit verschiebt sich die Customer Journey: Händler müssen die Maschinen genauso „überzeugen“ wie den Endkunden. Nur wer strukturierte, vollständige und vertrauenswürdige Produktinformationen bereitstellt, kommt in die Auswahl dieser KI-Agenten. Datenqualität und Interoperabilität sind somit strategische Erfolgsfaktoren in den nächsten Jahren.
3. Digital Shelf Intelligence: Transparenz am Online-Regal
Das digitale Regal ist längst der wichtigste Platz für Sichtbarkeit in den Zielgruppen. Mit intelligenter Analysetechnologie sehen Unternehmen in Echtzeit, wie Produkte dargestellt werden, ob Preise stimmen und wie Kundenbewertungen ausfallen. Insights zu Content-Qualität, Bewertungen und Rezensionen oder Wettbewerbsaktivitäten werden damit zum Hebel für Umsatzsteigerung. Markenhersteller und Händler dürfen keinen Blindflug riskieren, sondern benötigen eine Art Cockpit, um dieses Monitoring zu leisten und ihre Produktpräsentation kontinuierlich zu optimieren.
4. Social Commerce & Shoppable Content: Plattformen als Marktplatz
Social-Media-Kanäle entwickeln sich zunehmend zu Verkaufsflächen. Live-Shopping, Shoppable Posts und Creator-Kooperationen verschmelzen Inspiration und Kaufmoment miteinander. Für Markenhersteller und Händler heißt das, nicht nur Inhalte zu streuen, sondern Geschichten zu erzählen, die nahtlos zum Check-out führen. Hier zeigt sich, wie wichtig konsistente Daten und Assets einerseits und automatisierte Prozesse andererseits sind. Nur wer über alle Kanäle hinweg ein stimmiges Bild vermittelt, und dank automatisierter Datenflüsse den Kaufprozess reibungslos gestaltet, kann Social Commerce effizient skalieren.
5. Online-to-Offline-Integration (O2O): Brückenbauen ist angesagt
Kunden bewegen sich ganz selbstverständlich zwischen digitalen und physischen Touchpoints. Ob „Click & Collect“, „Return-to-store“ oder QR-Codes am Regal: die Grenze zwischen Online und Offline verschwimmt zusehends. Händler, die O2O-Modelle beherrschen, steigern den Komfort für ihre Kunden und reduzieren zugleich operative Kosten. Eine derart nahtlose O2O-Integration setzt voraus, dass Produktinformationen über alle Kanäle hinweg konsistent verfügbar sind – unabhängig davon, ob der Kunde online recherchiert oder vor Ort kauft.
6. 2D-Codes: Mehrwert auf der Verpackung
Ein weiterer Trend, der sich bereits am Horizont abzeichnet, ist der 2D-Code – ein QR-Code, der ab 2027 den klassischen Strichcode im Handel ablösen soll. Der Clou: Er enthält eine Vielzahl verschiedener Produktinformationen. Welche davon ausgespielt werden, hängt vom jeweiligen Scanner oder Endgerät ab – sprich, von der jeweiligen Zielgruppe. So können Händler etwa den Produktpreis automatisch in die Kasse einlesen, während Verbrauchern ein Scan mit dem Smartphone weiterführende Produktdetails direkt aus den Markendaten liefert. Auch damit rückt die Datenqualität stärker in den Fokus: Sie entscheidet über den Informationswert des Codes.
7. Nachhaltigkeit & Transparenz: Kaufentscheidungen mit Gewissen
Konsumenten achten nach wie vor darauf, woher Produkte stammen und welche Auswirkungen ihr Kauf hat. Angaben zu Lieferketten, Materialien oder CO₂-Fußabdruck werden vom „Nice-to-have“ zum absoluten Standard. Glaubwürdigkeit entscheidet über das Vertrauen, das Kunden den Marken entgegenbringen. Doch: Transparenz gelingt nur auf Basis verlässlicher Daten. Wer Nachhaltigkeitsinformationen klar strukturiert und sichtbar macht, kann regulatorische Anforderungen erfüllen – und zugleich Kundenbedürfnisse zufriedenstellend bedienen.
8. Payment Experience: Unsichtbare Transaktionen
Bezahlen wird 2026 zum nahezu unsichtbaren Bestandteil der Customer Journey. Ob bei der biometrischen Authentifizierung, bei Ein-Klick-Käufen oder flexiblen Abo-Modellen – jede Hürde im Check-out gefährdet die Conversion. Dabei sind Sicherheit und Einfachheit gleichsam Pflicht. Auch im Payment gilt: Der Schlüssel liegt in der nahtlosen Einbettung in den Kaufprozess, einschließlich korrekter Preis-, Verfügbarkeits- und Lieferinformationen. Kunden erwarten, dass der Übergang von Inspiration zu Transaktion ohne Fehler oder Komplikationen funktioniert.
9. Q-Commerce: Geschwindigkeit als Differenzierungsmerkmal
„Quick Commerce“ entwickelt sich vom urbanen Nischenangebot zum Standard: Same-Day- oder gar One-Hour-Delivery werden in bestimmten Produktkategorien fast schon erwartet. Das setzt neue Maßstäbe für Logistik, Partnernetzwerke und Bestandsmanagement, setzt aber auch eine verlässliche Datenbasis voraus. Geschwindigkeit darf dabei nicht zulasten der Qualität gehen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass auch bei maximalem Tempo die richtigen Daten und Inhalte an allen Touchpoints konsistent vorliegen, sonst leidet das Kundenerlebnis.
Fazit: Die Basis muss stimmen
Der E-Commerce ist 2026 vor allem eines: datengetrieben! Aber nicht allein um der Wirtschaftlichkeit der Anbieter willen; vielmehr gilt es auf Basis sauberer Daten Kundenzentrierung realisierbar und Produkte erlebbar zu machen. Erfolg haben nämlich nur jene Markenhersteller und Händler, die die genannten Trends ganzheitlich betrachten: Ob KI oder Nachhaltigkeit, schnelle Lieferung oder maximale Transparenz, Effizienz oder Experience – die Grundlage ist und bleibt eine verlässliche, intelligente Produktkommunikation.
Autor: Dr.-Ing. Martin Gliesche, Experte für digitale Produktkommunikation, Syndigo