Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz ist an deutschen Schulen längst keine Ausnahme mehr.
Ob beim Verfassen von Aufsätzen, beim Recherchieren von Hausaufgaben oder für kreative Ideen im Kunstunterricht – viele Schülerinnen und Schüler greifen regelmäßig auf KI-Tools zurück. Doch klare Richtlinien zum Umgang damit fehlen an vielen Schulen.
Nutzung ist Alltag – aber rechtlicher Rahmen oft unklar
Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren nutzen bereits 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler KI für schulische Zwecke. Trotz dieser weiten Verbreitung gibt es nur an 23 Prozent der weiterführenden Schulen einheitliche Regeln, die den Umgang mit KI zentral für die gesamte Schule festlegen. An weiteren 35 Prozent legen einzelne Lehrkräfte eigene Vorgaben fest – ein Flickenteppich an Regelungen also.
Besonders auffällig: An mehr als einem Viertel (27 Prozent) der befragten Schulen gibt es bisher keinerlei Vorschriften zur KI-Nutzung. Dies lässt viele Fragen offen – etwa zur Fairness bei Leistungsnachweisen oder zum gezielten Einsatz von KI als Lernhilfe.
Nicht nur die Regelwerke sind lückenhaft – auch ihre Umsetzung ist häufig unzureichend. So gab fast die Hälfte (46 Prozent) der KI-nutzenden Schülerinnen und Schüler an, dass Lehrkräfte meist nicht bemerken würden, wenn KI unerlaubt eingesetzt wird. Rund 29 Prozent halten sich selbst für kompetenter im Umgang mit KI als ihre Lehrkräfte.
Diese Zahlen deuten auf eine wachsende Kluft zwischen der Lebensrealität der Jugendlichen und der digitalen Kompetenz in der Schule hin. Der Bitkom-Vorsitzende Ralf Wintergerst betont daher die Notwendigkeit gezielter Fortbildungen für Lehrkräfte, um den pädagogischen Umgang mit KI zu stärken.
Wunsch nach Anleitung bleibt oft unerfüllt
Der Wille zum Lernen ist da: 80 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler würden gern im Unterricht erfahren, wie man KI sinnvoll nutzt. Doch nur 55 Prozent geben an, dass dieses Thema überhaupt behandelt wird. Diese Diskrepanz zeigt, dass der Bildungsauftrag noch nicht vollständig an die digitale Gegenwart angepasst ist.
Die Schulen stehen vor der Herausforderung, die Nutzung von KI nicht nur zu tolerieren oder zu verbieten, sondern pädagogisch zu begleiten. Dazu gehören verbindliche Regeln, transparente Kommunikation und eine gezielte Qualifizierung des Lehrpersonals. Nur so kann KI im Schulalltag zu einem Werkzeug werden, das verantwortungsvoll und lernfördernd eingesetzt wird.