Emoji-Kultur als Spiegel sozialer Strukturen

Emojis sterben aus

Emoji

Digitale Kommunikation ist schnell, bunt – und voller Stolperfallen. Emojis, Memes und andere Kurzinhalte sind längst mehr als nur kleine Bilder zur Gefühlsdarstellung.

Sie haben sich zu komplexen kulturellen Symbolen entwickelt – mit ganz unterschiedlichen Bedeutungen je nach Alter, sozialem Kontext oder Plattform.

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Das zeigt eine aktuelle Analyse von Brittany Ferdinands von der University of Sydney, die sich mit der Rolle von Emojis im digitalen Miteinander beschäftigt hat. Ihre Erkenntnisse: Was früher freundlich gemeint war, kann heute schon passiv-aggressiv rüberkommen (via Pressetext).

Generation Z versteht Emojis anders

Die zwischen 1995 und 2010 geborene Generation Z hat einen ganz eigenen Umgang mit Emojis entwickelt – und der unterscheidet sich oft grundlegend von älteren Generationen. So steht etwa ein simples 🙂-Smiley in ihrer Wahrnehmung nicht mehr für Freundlichkeit, sondern wird sarkastisch oder ironisch eingesetzt.

Der berühmte 👍-Daumen hoch? In der Gen Z häufig ein passiv-aggressiver Kommentar – etwa im Sinne von „Ja ja, schon gut“. Viele Emojis, die einst allgegenwärtig waren, gelten in diesen Kreisen inzwischen sogar als uncool – und werden bewusst vermieden.

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Statt der alten Klassiker nutzt die Gen Z eigene Codes. Ein Beispiel: Der Totenkopf-Emoji. Was einst ein Symbol für Tod oder Gefahr war, steht heute für etwas völlig anderes – nämlich für „Ich lach mich tot“.

Diese neue Bedeutungszuweisung wirkt für Außenstehende oft verwirrend, ist für Insider jedoch ein fester Bestandteil ihrer digitalen Identität. Die Emojis sind hier nicht nur Ausdruck von Emotionen, sondern Teil einer kulturellen Zugehörigkeit.

Warum Missverständnisse vorprogrammiert sind

Die Studie von Ferdinands macht deutlich: Ein Emoji sagt nicht immer mehr als tausend Worte – es kann auch völlig falsch verstanden werden. Denn die Interpretation hängt stark davon ab, wer es nutzt, wo es genutzt wird und in welchem Kontext.

Ein Herz kann ehrlich gemeint sein – oder ironisch. Ein Zwinker-Smiley kann flirten – oder verspotten. Diese Bedeutungsvielfalt führt nicht nur zu kleinen Missverständnissen im Chat, sondern spiegelt auch größere gesellschaftliche Dynamiken: Zugang zu digitalen Räumen, Medienkompetenz, soziale Gruppenzugehörigkeit.

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Emoji-Kultur als Spiegel sozialer Strukturen

Was wie harmlose Symbol-Spielerei aussieht, verweist auf tiefere Fragen: Wie formen digitale Plattformen unsere Kommunikation? Wie entstehen Online-Kulturen – und wer gehört dazu?

Wenn ein Emoji nicht mehr universell verstanden wird, sondern je nach Generation, Plattform oder Kultur ganz unterschiedlich interpretiert wird, dann wird klar: Digitale Symbole sind längst Teil unserer Identität – und oft mehr Statement als Gefühl.

Wer online kommuniziert, sollte genau hinschauen. Emojis sind keine universelle Sprache – sie sind kulturelle Marker. Und manchmal auch Minenfelder.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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