Logistik: Erholung mit Fragezeichen

Logistik

Die Jahre 2021 und 2022 setzten die globalen Lieferketten sehr unter Druck. Deren nun zu verspürende Entspannung ist nur teilweise mit Tatsachen zu erklären. Die Branche kämpft wie alle mit einem gravierenden Personalmangel und einer zunehmend schwindenden Nachfrage, die die Preise auf Vor-Corona-Niveau drückt. Snom gewährt Einblicke in die Unberechenbarkeit der Logistik.

Die Logistikbranche wurde in den letzten Jahren mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Verzögerungen in den Lieferketten, die Energiekrise, der Ukraine-Konflikt, Infrastrukturprobleme, Streiks, Fahrermangel und nicht zuletzt die Reduzierung der Kapazitäten als Versuch der Reedereien, dem Rückgang der Seefrachtraten entgegenzuwirken: All das hatte Auswirkungen auf die Effizienz und Kosten der Logistikprozesse. Die Unternehmen mussten sich anpassen und innovative Lösungen finden, um mit diesen Herausforderungen umzugehen und ihre Lieferketten aufrechtzuerhalten.

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Von einer Schwierigkeit in die nächste

Der trotz abklingender Corona-Umstände anhaltende Druck auf die Lieferketten wurde auch 2022 zum Alltag: Im Durchschnitt etwa 10 bis 12 % der Waren saßen auf wartenden Containerschiffen fest. Die Verzögerungen waren nur teilweise auf die Null-Covid-Strategie von China zurückzuführen, die erst zum Dezember 2022 vollständig abgeschafft wurde. Der ausgebrochene Ukraine-Konflikt bewirkte ebenfalls Engpässe, besonders in der Energieversorgung, und dadurch eine enorme Steigerung von Öl- und Spritkosten, wodurch die Preise für Transportleistungen erneut in die Höhe schnellten. Die durch den Konflikt erforderliche Bildung neuer Allianzen im Bereich des Transportwesens hatten ebenfalls Auswirkungen auf Handelsrouten und -beziehungen. Die unsichere Weltlage führte zu zusätzlichen Herausforderungen und komplizierten Logistikabläufen. So verlängerten sich zum Teil die Transitzeiten in der Luftfracht auch infolge von Luftraumsperrungen.

Zusätzlich musste der große Rückstau von Waren und Containern bei See- und Luftfracht weltweit abgearbeitet werden. Das sorgte für weitere Verzögerungen und Unsicherheiten in den Lieferketten und für erhöhte Kosten für alle, die auf pünktliche Lieferungen angewiesen waren. Im Juni 2022 kam es zu einem Streik in Hamburg, der die lokalen Lieferketten zusätzlich belastete. Die Arbeitsniederlegungen führten zu weiteren Verzögerungen und Störungen im Güterverkehr – insbesondere im Hafen von Hamburg, einem wichtigen Drehkreuz für den Handel.

Personalengpässe und wartungsbedürftige Infrastrukturen

Der wachsende Personalmangel aufgrund von Corona, Konflikten und Brexit sowie die entsprechenden Kapazitätsengpässe setzten auf der anderen Seite dem Lkw-Weitertransport zu. Die Transportraten blieben dementsprechend auf einem sehr hohen Niveau und sanken erst zum Jahresende leicht. Der Fahrermangel bleibt aber ein entscheidendes Problem für die gesamte Logistikbranche. 

Aufgrund des akuten Mangels an Lkw-Fahrern gab es über das gesamte letzte Jahr Schwierigkeiten, Aufträge zeitnah zu erfüllen. Dies führte und führt noch zu Verzögerungen, insbesondere auf weniger frequentierten Strecken. Dabei erweist sich die Rekrutierung neuer Kräfte als zunehmend schwierig: Der Beruf des Lkw-Fahrers ist für viele Menschen unattraktiv, da der Druck und die Überwachung, beispielsweise der Fahrzeiten durch elektronische Hilfsmittel, steigen. Die permanente Suche nach Rastplätzen, die es für das erhöhte Aufkommen an Lkw oft gar nicht mehr gibt, und das steigende Volumen der Transportaufträge zählen ebenfalls zu den Herausforderungen.

Projektrückstellungen und Investitionskürzungen aufgrund der rezessiven Weltwirtschaftslage wirken sich inzwischen auf die gesamte Logistikinfrastruktur aus. Brücken, Schleusen, Straßen und Schienennetze befinden sich zum Beispiel in Deutschland, aber auch in anderen EU-Ländern inzwischen oft in einem bedauernswert schlechten Zustand, was zu weiteren Einschränkungen im Transportwesen führt. Dies verschärft die Verzögerungen und erhöht die Kosten für Unternehmen, deren Erfolg von einer effizienten Logistik abhängt.

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Rezessionssorgen und Reaktionen

Als sich die Lage in der Logistik gegen Ende 2022 einer Entspannung näherte und die Frachtkosten vor allem im Bereich „Import Fernost“ sanken, bewirkten Rezessionssorgen eine Verringerung der weltweiten Nachfrage. Um einem weiteren Sturzflug der Preise auf weniger als das Vor-Corona-Niveau entgegenzuwirken, reduzierten allerdings Reedereien die eigenen – nun eigentlich vollumfänglich verfügbaren – Kapazitäten. Laut dem UPS-Trendreport wurde jeden Monat im 1. Quartal 2023 die Kapazität um 23 % verringert. Insbesondere Leerfahrten und Fahrtenstornierungen aus dem asiatisch-pazifischen Raum wirken sich auf die gesamte Seefrachtbranche aus. Da allerdings die Nachfrage relativ schwach bleibt, hoffen viele auf einen weiteren Preisrückgang, obwohl die Preise für Kerosin, Rohöl und „Jet Fuel Crack“ zwar zurückgegangen sind, jedoch immer noch erhöht sind.

Fazit

Nachdem herkömmliche Versorgungsstrategien aus einer Hand in den letzten zwei Jahren kläglich gescheitert sind, stehen Herstellern und Logistikunternehmen durch den Abbau des Warenstaus und die zusätzlichen Kapazitäten nun mehr Routenkombinationen zur Verfügung. Sie gestatten wieder eine Berücksichtigung von Timing-Bedürfnissen.

China wird seine Rolle als wichtige Lieferkettenquelle beibehalten, aber angesichts der anhaltenden geopolitischen Lage und des aktuell angeschlagenen Rufs von China als Herkunftsland werden neue Optionen interessanter. 

Die Energiekrise hat Umstellungsprojekte in Richtung Nachhaltigkeit der Lieferkette und der Transportmittel nach hinten geschoben. Dennoch ist ein Aufbruch zu spüren, sodass etwa erste batteriebetriebene Lkw zu sehen sind. KEP-Dienstleister setzen sie lokal vermehrt ein.

www.snom.com

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