Digitaler Druck

Mittlere Altersgruppe kämpft mit digitaler Überlastung

Stress Arbeit

Eine Untersuchung des Technologiedienstleisters Twilio zeigt, dass viele Erwachsene zwischen Mitte dreißig und etwa fünfzig Jahren mit einer deutlichen digitalen Überlastung zu kämpfen haben. Das hat spürbare Effekte.

Besonders auffällig ist die Zahl ungelesener E-Mails. Menschen zwischen 36 und 40 Jahren kommen im Durchschnitt auf mehr als zweitausend nicht geöffnete Nachrichten und liegen damit weit über dem britischen Mittelwert. Diese Altersgruppe trägt oft hohe berufliche und familiäre Verantwortung und verliert leicht den Überblick über digitale Verpflichtungen.

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Zwischen Verpflichtung und Erschöpfung

Der Bericht beschreibt eine Generation, die einerseits finanziell stabil ist und andererseits permanent zwischen Arbeit, Familie und der digitalen Welt pendelt. Viele berichten von gefüllten Postfächern und der Erwartung, ständig erreichbar sein zu müssen. Gleichzeitig empfinden viele dieser Menschen digitale Interaktionen als wenig bereichernd. Der emotionale Nutzen bleibt gering und führt zu bewussten Pausen. Viele entscheiden sich für digitale Auszeiten oder verbringen bewusst mehr Zeit allein, um Energie zurückzugewinnen.

Was die Zahlen über alle Altersgruppen hinweg zeigen

Vor allem Menschen zwischen 36 und 50 Jahren fühlen sich häufig verpflichtet, online zu bleiben. Fast die Hälfte dieser Gruppe empfindet den Druck deutlich. In jüngeren Altersgruppen ist dieses Gefühl seltener. Ebenso zeigt sich, dass sich ältere Berufstätige von Videoanrufen und digitalen Nachrichten weniger gestärkt fühlen als Jüngere. Während über die Hälfte der 18 bis 35-Jährigen den Austausch als positiv erlebt, ist dies bei den über vierzigjährigen Befragten nur bei gut einem Drittel der Fall.

Auch im Beruf wächst der Wunsch nach ruhigen Phasen ohne digitale Kommunikation. Viele wünschen sich mehr konzentrierte Arbeitszeit ohne ständige Unterbrechungen. Parallel dazu versuchen viele Erwachsene, ihren Alltag bewusst zu entschleunigen. Digitale Entgiftung, wie der bewusste Verzicht auf Geräte, hat im vergangenen Jahr viele erreicht. Besonders Menschen zwischen Anfang dreißig und Mitte fünfzig berichten, dass geschützte Zeit ohne Ablenkung ihre Kraft und mentale Gesundheit stärkt.

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Wie Fachleute die Situation deuten

Die Verhaltensforscherin Catherine Knibbs ordnet die Ergebnisse so ein, dass eine Generation, die Selbstständigkeit gewohnt ist, plötzlich auf eine Umgebung trifft, die durch permanente digitale Anforderungen geprägt wird. Viele suchten nach Räumen, in denen keine unmittelbaren Reaktionen erwartet werden. Solche Erholungsräume gewinnen laut ihr an Bedeutung, weil ein vollständiger Rückzug von Technologie nicht möglich ist, ein bewusster Umgang jedoch unverzichtbar wird.

Was Unternehmen daraus lernen können

Der Bericht enthält auch Hinweise für Marken und Dienstleister. Digitale Werkzeuge sollen Menschen nicht zusätzlich belasten, sondern ihnen mehr Kontrolle geben. Zeitpunkt, Art und Umfang der Ansprache sollen an den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer ausgerichtet sein. Unternehmen wie Twilio verweisen darauf, dass gute Schutzmechanismen notwendig sind, um Überforderung zu vermeiden.

Ein konkretes Beispiel liefert die Event Plattform Posh. Sie nutzt die Kommunikationswerkzeuge von Twilio, um Menschen bei Veranstaltungen im echten Leben zusammenzuführen. Das Unternehmen möchte weniger Nachrichten erzeugen und dafür mehr echte Begegnungen ermöglichen. Die Plattform verschickt täglich große Mengen an relevanten Updates, was das Wachstum auf mehrere Millionen Nutzerinnen und Nutzer unterstützt.

Auch Sam Richardson von Twilio betont, dass Menschen in der Lebensmitte besonders stark belastet sind und gleichzeitig wenig Nutzen aus vielen digitalen Kontakten ziehen. Unternehmen müssten daher achtsam kommunizieren und auf Qualität setzen. Personalisierte Inhalte, verlässliche Verbindungen und sichere Identitätsprüfungen sollen Gewissheit schaffen und Vertrauen stärken. Nur so lasse sich verhindern, dass Kommunikation als zusätzliche Last empfunden wird.

Ein Alltag zwischen Nutzen und Überforderung

Die Untersuchung zeigt, dass digitale Kommunikation sowohl unverzichtbar als auch belastend sein kann. Der Schlüssel liegt in bewusster Nutzung, weniger Ablenkung und mehr Relevanz. Für viele Erwachsene bedeutet dies, Abstand zu schaffen, Prioritäten zu setzen und digitale Kanäle gezielt zu wählen. Für Unternehmen bedeutet es, die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppen nur dann zu beanspruchen, wenn der Inhalt wirklich hilfreich ist.

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig joined the IT Verlag team as an online editor in May 2020. (pd)
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