Datenschutz entwickelt sich für deutsche Unternehmen zunehmend zu einer Belastung. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie gaben nahezu alle befragten Firmen an, erheblichen Aufwand in diesem Bereich betreiben zu müssen.
97 Prozent der Unternehmen sehen sich mit einem hohen oder sehr hohen Aufwand konfrontiert – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Betriebe: Fast die Hälfte der Firmen mit 20 bis 99 Beschäftigten spricht von einem sehr hohen Aufwand, während es bei größeren Unternehmen etwas weniger sind.
Kritik an Komplexität und Regeln
Der Digitalverband Bitkom, der die Studie in Auftrag gegeben hat, kritisiert die zunehmende Komplexität im Datenschutzrecht. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst betont, dass unterschiedliche Auslegungen durch zahlreiche Aufsichtsbehörden den Druck auf Unternehmen weiter verstärken. Nötig seien weniger Dokumentations- und Berichtspflichten sowie Regelungen, die technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz stärker berücksichtigen.
Forderungen an die EU
Auch die aktuellen Initiativen der EU-Kommission im Rahmen des sogenannten Omnibus-IV-Pakets reichen aus Sicht des Verbands nicht aus. Bitkom fordert, dass sich Dokumentationspflichten stärker am tatsächlichen Risiko orientieren sollten, anstatt an der Unternehmensgröße. Zudem brauche es standardisierte Vorlagen, klarere Regelungen für Anfragen von Betroffenen und eine bessere Abstimmung der Datenschutz-Grundverordnung mit neuen EU-Gesetzen.
Die Studie zeigt außerdem, dass sich die Lage weiter verschärft: Zwei Drittel der Unternehmen berichten von steigenden Anforderungen im letzten Jahr, kein einziges Unternehmen konnte eine Entlastung feststellen. Wintergerst unterstreicht, dass es nicht darum gehe, Datenschutz aufzugeben, sondern ihn praxisgerechter zu gestalten. Statt theoretischer Risiken sollten reale Gefahren im Vordergrund stehen.
Balance zwischen Schutz und Nutzung
Bitkom weist zudem darauf hin, dass Datenschutz nicht isoliert betrachtet werden sollte. Fehlende Datennutzung könne ebenso negative Folgen haben – sowohl für den wirtschaftlichen Fortschritt als auch für gesellschaftliche Mehrwerte. Die Herausforderung liege darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schutz der Privatsphäre und sinnvoller Nutzung von Daten zu finden.