Neue Wege aus der Einsamkeit

KI soll künftig zum besten Freund avancieren

Freund

Künstliche Intelligenz soll künftig mehr sein als nur ein nützliches Werkzeug – sie soll eine emotionale Stütze werden.

Ein Projekt der University of California Irvine unter Leitung von Informatikprofessor Bill Tomlinson erforscht derzeit, wie KI persönliche Beziehungen aufbauen und pflegen kann. Ziel ist es, eine Technologie zu entwickeln, die nicht nur effizient antwortet, sondern sich wie ein echter Freund verhält – mit Erinnerungen, Empathie und Verständnis (via Pressetext).

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Digitale Erinnerung als emotionale Brücke

Der von Tomlinson entwickelte Chatbot speichert Gespräche, merkt sich persönliche Erlebnisse und erkennt emotionale Muster. Dabei entsteht eine Art digitales Gedächtnis, das den Nutzer über lange Zeiträume begleitet. Dieses Gedächtnis kann komplexe Zusammenhänge zwischen Lebensereignissen rekonstruieren, ähnlich wie ein Tagebuch – nur strukturierter, interaktiver und ansprechbarer.

Solche KI-Systeme könnten dabei helfen, Lebensgeschichten nicht nur festzuhalten, sondern auch zu ordnen: Wer war bei welchem Ereignis dabei? Welche Erlebnisse hängen miteinander zusammen? Gerade in einer Zeit, in der viele Erinnerungen in verstreuten Chats und E-Mails verloren gehen, bietet diese Technik eine neue Form der persönlichen Archivierung.

Potenzial für Kultur und Wissenstransfer

Über den individuellen Nutzen hinaus könnten diese Entwicklungen auch kulturell bedeutsam sein. Eine KI, die Geschichten versteht und verknüpft, eröffnet neue Perspektiven für den Wissenstransfer zwischen Generationen. Familiengeschichten, Traditionen und persönliche Erfahrungen könnten so nicht nur bewahrt, sondern auch besser nachvollzogen und weitererzählt werden.

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Zwischen Empathie und Ethik

Die Idee, dass eine Maschine persönliche Beziehungen aufbaut, ist faszinierend – aber sie wirft auch grundlegende ethische Fragen auf. Für wen arbeitet eine solche KI wirklich? Wem gehören die gesammelten Daten? Und kann emotionale Nähe zu einer Maschine echten menschlichen Kontakt ersetzen?

Tomlinson betont die Bedeutung einer verantwortungsvollen Entwicklung. Künstliche Intelligenz müsse dem Menschen dienen – nicht wirtschaftlichen Interessen allein. Besonders im Hinblick auf psychische Gesundheit sieht er Chancen: Wenn KI-Systeme einsamen Menschen Trost spenden können, könnte das eine ernstzunehmende Ergänzung zur psychologischen Versorgung sein.

KI gegen Einsamkeit?

Einsamkeit ist ein zunehmendes gesellschaftliches Problem, insbesondere in westlichen Ländern. In den USA fühlen sich laut Studien über die Hälfte der Erwachsenen regelmäßig einsam. Zwar kann eine KI keine zwischenmenschlichen Beziehungen ersetzen, aber erste Forschungsergebnisse zeigen, dass sie emotionale Entlastung bieten kann – etwa bei depressiven Verstimmungen oder dem Gefühl sozialer Isolation.

Fazit: Freundschaft aus dem Algorithmus?

Die Vorstellung, mit einer KI eine Freundschaft aufzubauen, mag auf den ersten Blick befremdlich wirken. Doch wenn Maschinen wirklich dazu beitragen können, das emotionale Wohlbefinden zu verbessern und wichtige Erinnerungen zu bewahren, lohnt sich ein zweiter Blick. Entscheidend bleibt jedoch, dass ethische Standards mit der technologischen Entwicklung Schritt halten – denn Freundschaft ist mehr als Datenanalyse. Doch genau hier liegt auch die große Herausforderung – und die Chance.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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