Was uns erwartet

Wie XR-Technologien unseren Alltag bis 2035 prägen könnten

XR-Brille

Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und ihre Weiterentwicklungen zu Mixed und Extended Reality (XR) gelten als Schlüsseltechnologien der kommenden Dekade. Bis 2035 könnten sie unseren Alltag durchdringen – im Beruf, in der Freizeit, in der Bildung oder im Gesundheitswesen.

Doch was bedeutet das konkret? Und wie realistisch sind solche Zukunftsszenarien?

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Ein Leitfaden des Bitkom-Arbeitskreises Augmented & Virtual Reality zeichnet ein umfassendes Bild möglicher Entwicklungen und stellt Chancen wie Risiken in den Mittelpunkt.

XR im Alltag: Was uns erwartet

„Technologie-historisch lässt sich belegen, dass Technologien dann erfolgreich bei Endkonsumentinnen und Endkonsumenten sind, wenn sie bezahlbar, nützlich und ansprechend designt sind.“ Genau in diese Richtung entwickeln sich XR-Devices laut dem Leitfaden: Sie sollen bis 2035 leichter, ergonomischer und hochauflösender werden. Im Alltag tragen wir womöglich schlanke Smart Glasses, im Büro nutzen wir spezialisierte Geräte für CAD oder Fernwartung, zu Hause immersive Headsets fürs Entertainment.

Zugleich verschwimmen die Grenzen zwischen verschiedenen XR-Geräten. Aus heutiger Sicht getrennte Hardware – etwa VR-Brillen, Smart Glasses oder Display-Ersatzsysteme – wird zunehmend verschmelzen. Möglich macht das auch ein intelligentes Zusammenspiel von lokaler Datenverarbeitung und Cloud-Systemen, das Leistung steigert und Geräte kompakter macht.

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Elektromyografie: Steuerung durch Muskelimpulse

Eine zentrale Innovation für die Interaktion mit XR-Systemen ist die Elektromyografie (EMG). Sie „erlaubt die nicht-invasive Auswertung und Aufzeichnung elektrischer Aktivität der Skelettmuskulatur“ – also das Auslesen von Muskelimpulsen zur Steuerung digitaler Systeme. Das kann Menüs durchblättern ohne Berührung bedeuten oder das Schreiben auf virtuellen Tastaturen allein durch gedachte Fingerbewegungen.

Das Potenzial reicht von barrierefreien Anwendungen bis hin zu neuen Formen von Prothesensteuerung – und eröffnet auch jenen Zugang zur Technologie, die beispielsweise durch körperliche Einschränkungen bislang ausgeschlossen waren.

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XR wird unsichtbar – und allgegenwärtig

Ein zentrales Zukunftsbild ist das des Spatial Computings: XR wird nicht mehr als Gerät wahrgenommen, sondern als „unsichtbare Technologie – omnipräsent, aber ohne zwingende Körperlichkeit“. Sie wirkt im Hintergrund, wie Strom oder WLAN heute. Kombiniert mit Ambient Computing, das Bedürfnisse antizipiert und kontextsensitiv reagiert, werden Räume und Objekte aktiv, bevor wir es müssen.

Unsere sogenannte digitale Aura – also unsere datengestützte Präsenz im digitalen Raum – könnte künftig darüber entscheiden, welche Informationen wir wann erhalten. „Technologie nicht mehr auffällt, sondern einfach funktioniert – leise, effizient und immer kontextsensitiv“, beschreibt der Leitfaden dieses Szenario.

Künstliche Intelligenz als Rückgrat der XR-Erfahrung

KI spielt dabei eine tragende Rolle. Sie soll XR-Systeme nicht nur steuern, sondern hyperpersonalisieren. So passt sich die Umgebung an den Lernstil, die Stimmung oder sogar den Tagesrhythmus der Nutzerin an. „Die KI wird die Vermittlung und Kommunikation zwischen dem Device und den Nutzenden in beide Richtungen übernehmen.“

Anwendungsfelder sind vielfältig: von adaptiven Lernumgebungen über realistische NPCs in Simulationen bis hin zu KI-gesteuerten Avataren, die uns in Meetings vertreten. Auch maschinelle Übersetzung, kulturelle Adaption und inklusive Nutzeroberflächen sind Teil dieser Vision.

Herausforderungen: Regulierung, Kosten, Akzeptanz

Neben technologischem Fortschritt braucht es auch gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Voraussetzungen. Der Leitfaden benennt vier zentrale Bereiche:

  • Technologie: Fortschritte in KI und Hardware treiben Entwicklung voran, aber fehlende Standards und physikalische Grenzen bleiben Hürden.
  • Wirtschaft: Innovationsdruck fördert XR-Anwendungen – etwa in Design oder Schulung – doch hohe Kosten und unklare Rendite bremsen.
  • Politik: Datenschutzregeln und Förderprogramme bieten Potenzial. Bürokratie und uneinheitliche europäische Regulierung erschweren jedoch die Umsetzung.
  • Gesellschaft: Steigende Technologieakzeptanz – insbesondere bei Älteren – wirkt förderlich. Gleichzeitig bleiben Datenschutzsorgen, fehlendes Wissen und die Angst vor sozialer Vereinsamung reale Hindernisse.

Ethik und Verantwortung in der XR-Zukunft

Der Bitkom-Leitfaden bleibt kritisch: „Die Verletzung der Privatsphäre, gezielte Manipulation, Datenmissbrauch oder Täuschung sind reale Risiken.“ Technologische Entwicklungen müssen durch klare ethische Rahmen, mediale Bildung und Regulierung begleitet werden, damit XR nicht nur fortschrittlich, sondern auch verantwortungsvoll gestaltet wird.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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