Was digitale Köpfe wollen

Der „War for Talents“, also der Konkurrenzkampf um Fachkräfte, betrifft branchenübergreifend einen Großteil der Firmen in Deutschland. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft vom April 2018 können Unternehmen zwei von drei Stellen nicht oder nur schwer besetzen. Dies betrifft vor allem die sogenannten MINT-Berufe, also Stellen aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. 

Als besonders gefragt gelten dabei auch Digitalisierungsexperten. „Um den Anschluss nicht zu verlieren und die besten digitalen Köpfe für sich zu begeistern, sollten Unternehmen daher auf den New-Work-Ansatz setzen“, erklärt Christian Rampelt, Gründer und Geschäftsführer von dfind.com.

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Mehr als Diensttelefon und Firmenlaptop

Unter dem Schlagwort New Work verstehen Führungskräfte, die Generation Y oder alteingesessene Mitarbeiter jedoch oft Unterschiedliches. Es reicht nicht, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter einfach mit dem neuesten Equipment ausstatten, entscheidend ist, dass sie auf die neuen Ansprüche der Angestellten eingehen. Auch in Zeiten der Digitalisierung stellt sich vielen Arbeitnehmern die Frage nach dem Sinn der Arbeit. Denn wenn neue Technologien viele Tätigkeiten ersetzen können, fragen sich Mitarbeiter vermehrt, welche Bedeutung Arbeit in Zukunft erhält.

Der Kern des New-Work-Ansatzes geht dabei auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück. Dieser baute in den 1970er Jahren das Konzept auf den drei Säulen Selbstständigkeit, Freiheit sowie Teilhabe an der Gemeinschaft auf. Daran knüpft auch der aktuelle Zeitgeist an, der das Thema Individualität in den Fokus rückt. Nach eigenen Wünschen zu gestalten und mitzubestimmen, liegt im Trend, egal ob es sich um das persönliche Frühstücksmüsli oder das Lebensmodell handelt.

Rampelt erklärt: „Ein flexibles Arbeitskonzept regt Mitarbeiter dazu an, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Hier geben neue Technologien den Arbeitnehmern alles an die Hand, was sie benötigen, um zeit- und ortsunabhängig zu arbeiten.“ Da Berufstätige nicht mehr bis zum Feierabend oder zum Wochenende oder auf den Ruhestand warten möchten, um ihr Leben zu genießen, stellt der Nine-to-five-Job kein zeitgemäßes Konzept mehr dar. Stattdessen möchten Mitarbeiter flexibel auf das Leben mit seinen Aufgaben und Annehmlichkeiten reagieren. Für sie steht das Ergebnis im Mittelpunkt und nicht das Absitzen des klassischen Acht-Stunden-Tages. So verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit vermehrt. Kritiker bemängeln an dieser Stelle, dass damit auch der Druck auf Arbeitnehmer wächst und dies ein indirekter Aufruf zu unbezahlten Überstunden sein kann. Daher müssen Unternehmer klare Grenzen und Regeln aufstellen, um ihre Mitarbeiter vor Burnout und Überarbeitung zu schützen.

Flexible Arbeitskonzepte dank Digitalisierung

Doch nicht nur die Arbeitszeiten, auch die Arbeitsplätze gestalten sich zunehmend flexibler. Beim Konzept des Shared Desk beispielsweise ist die Zahl der Arbeitsplätze geringer als die Anzahl der Arbeitnehmer. Das bedeutet, dass jeder am Ende seines Arbeitstages den Platz wieder räumt und sich am nächsten Arbeitstag einen neuen Platz sucht. Laut Studien des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation stärkt eine flexible Bürostruktur die Produktivität der Mitarbeiter, da sie den Ort ihrer jeweiligen tagesaktuellen Arbeit entsprechend wählen können. „Grundvoraussetzung für Arbeitnehmer ist dabei, dass sie durch Cloud-Working oder Collaboration-Tools auf alle Daten, die sie für ihre Arbeit benötigen, zugreifen können“, so Christian Rampelt. Auch die herkömmliche Organisation in Abteilungen gilt als überholt.

Nach dem New-Work-Ansatz stellen sich Teams interdisziplinär und je nach Projekt in unterschiedlicher Weise zusammen. So stehen die fachliche Kompetenz im Fokus und das, was jeder einzelne für das Projekt an Soft Skills einbringen kann. Da Konsens in den seltensten Fällen das beste Ergebnis erzeugt, entstehen so bessere Resultate als bei einem homogenen Team. Außerdem beinhaltet das Konzept New Work, dass sich die Verantwortung durch flache Hierarchien gleichmäßig auf das Team verteilt. Durch eigenverantwortliches Arbeiten steigt die Motivation vor allem bei hochqualifizierten Mitarbeitern. Führungskräfte nehmen dabei nicht mehr die leitende Funktion ein, sondern eher die Position eines Mentors. Stetiges Feedback auf einer ehrlichen Basis lässt Mitarbeiter wachsen, sowohl fachlich als auch in Bezug auf die Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. Doch trotz der positiven Effekte wie erhöhter Attraktivität als Arbeitgeber und gesteigerter Produktivität der Mitarbeiter sollten Unternehmen nicht überstürzt das New-Work-Konzept adaptieren. Vielmehr gilt es hier auf die eigenen Bedürfnisse und das Potenzial der Mitarbeiter einzugehen. Führungskräften kann es mitunter schwerfallen, die Zügel aus der Hand zu geben und ihren Mitarbeitern den entsprechenden Freiraum und besonders das Vertrauen entgegenzubringen. Aber auch alteingesessenen Mitarbeitern können Veränderungen schwerfallen. Je nach Voraussetzungen kann es daher ratsam sein, das New-Work-Konzept schrittweise umzusetzen.

www.dfind.com

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