Eine neue Analyse des Cybersicherheitsunternehmens Akamai Technologies zeigt, dass automatisierter Datenverkehr durch KI-gesteuerte Bots in alarmierendem Tempo zunimmt.
Der aktuelle Bericht „State of the Internet“ dokumentiert, dass sich die Aktivitäten solcher Systeme innerhalb eines Jahres um rund 300 Prozent erhöht haben. Diese Entwicklung verändert die Funktionsweise des Internets und stellt Unternehmen aus nahezu allen Branchen vor neue Herausforderungen.
Bots verzerren Daten und gefährden Geschäftsprozesse
Die Studie beschreibt, dass KI-Bots mittlerweile Milliarden automatisierter Anfragen generieren. Dadurch entstehen gravierende Verzerrungen in Web-Analysen und digitalen Abläufen. Akamai schätzt, dass fast ein Prozent des gesamten Bot-Traffics auf seiner Plattform inzwischen von KI-Systemen verursacht wird.
Besonders problematisch ist das sogenannte Content-Scraping. Dabei kopieren Bots massenhaft Online-Inhalte, um sie für Trainingsdaten oder andere Zwecke weiterzuverwenden. Diese Aktivität trifft vor allem Verlage und Medienhäuser, die dadurch Werbeeinnahmen verlieren und mit unbrauchbaren Analysedaten arbeiten müssen.
Breites Einsatzfeld für kriminelle Zwecke
Der Bericht verdeutlicht, dass KI-Technologie zunehmend von Cyberkriminellen eingesetzt wird. Neben dem automatisierten Sammeln von Daten kommen KI-gestützte Werkzeuge für Phishing, Identitätsbetrug und Social Engineering zum Einsatz. Auch gefälschte Dokumente und manipulierte Bilder werden häufig von solchen Tools erzeugt. Dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen technischen Angriffen und gezielter Täuschung immer stärker.
Branchen mit besonders hohem Risiko
Einige Sektoren sind laut Akamai stärker betroffen als andere.
- In der Verlagsbranche gehen rund 63 Prozent der verdächtigen Aktivitäten auf KI-Bots zurück.
- Der Onlinehandel verzeichnete innerhalb von nur zwei Monaten mehr als 25 Milliarden Bot-Anfragen.
- Im Gesundheitswesen basieren über 90 Prozent der KI-Bot-Aktivitäten auf automatisiertem Scraping, oft von Such- oder Trainingsbots ausgelöst.
Selbst nützliche Bots, etwa für Suchmaschinenindizierung oder Barrierefreiheit, können unbeabsichtigt zu einer höheren Systemlast führen. Schädliche Varianten wie FraudGPT oder Retourenbetrugs-Bots verursachen hingegen direkte finanzielle Schäden und verfälschen Leistungskennzahlen.
Sicherheitsstrategien als Managementaufgabe
Akamai empfiehlt Unternehmen, ihre Schutzmaßnahmen an bewährten Sicherheitsrahmenwerken wie den OWASP-Top-10-Modellen für Webanwendungen, Programmierschnittstellen und große Sprachmodelle auszurichten. Diese helfen, Risiken wie fehlerhafte Zugriffskontrollen oder Datenlecks systematisch zu erkennen und gezielt abzusichern.
Rupesh Chokshi, Senior Vice President bei Akamai, betont, dass der Umgang mit KI-Bots längst nicht mehr nur ein technisches Thema sei. Die Fähigkeit, automatisierte Angriffe zu erkennen und zu begrenzen, werde zunehmend zu einem geschäftsrelevanten Erfolgsfaktor.
Dauerhafte Beobachtung des Internets
Der „State of the Internet“-Bericht erscheint seit über einem Jahrzehnt und zählt zu den umfassendsten Quellen für aktuelle Cybertrends. Die Daten stammen aus der weltweiten Akamai-Infrastruktur, die mehr als ein Drittel des globalen Webverkehrs verarbeitet.
Mit der diesjährigen Ausgabe wird deutlich, dass KI-Bots das Internet in seiner jetzigen Form verändern. Was einst als technologische Unterstützung gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einer komplexen Bedrohung für digitale Geschäftsmodelle.