Auswirkungen von Industrie 4.0 auf ERP-Systeme

Industrie 4.0Das Thema Industrie 4.0 gewinnt für ERP-Anbieter an Bedeutung. 71 Prozent der befragten ERP-Hersteller und –Reseller entwickeln ihre Softwarelösungen für Industrie 4.0-Anwendungen bereits weiter.

Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie, die das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Dortmund in Kooperation mit dem Team ERP LOGISTICS des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) erstellt hat. Im Rahmen der Marktstudie wurden 40 deutsche, vorwiegend mittelständische ERP-Hersteller und –Partnerunternehmen zu den aktuellen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 befragt.

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Integration von Industrie 4.0-Anwendungen sind kundengetrieben

Die Treiber für die Weiterentwicklungen der ERP-Systeme sind nach Angaben der Studienteilnehmer in erster Linie direkte Kundenanforderungen (90 Prozent) wie auch allgemeine Marktentwicklungen (75 Prozent). Lediglich 20 Prozent der ERP-Anbieter entwickeln Ihr ERP-System im Kontext von laufenden Forschungsvorhaben weiter. Kooperationen mit Forschungseinrichtungen im Kontext der Industrie 4.0 sind lediglich nur bei einem Drittel der ERP-Anbieter verbreitet (34 Prozent).

ERP-Funktionen für Industrie 4.0

Im Fokus der aktuellen und geplanten Anpassungen an ERP-Systemen stehen BI Anwendungen (85 Prozent). ERP-Hersteller rüsten hier signifikant auf, um die neuen Daten aus der operativen Produktionsebene schlank und einfach verarbeiten und auswerten zu können. Die Entwicklung von Standardschnittstellen, Big Data, Supply Chain Management Funktionen sowie die Integration von MES-Funktionalitäten stehen ebenfalls ganz oben auf der Agenda. 41 Prozent der Studienteilnehmer integrieren bereits durch Sensoren erfasste Daten in ihr ERP-System. Funktionen für die Prozesssimulation oder Social ERP-Funktionalitäten werden von verhältnismäßig wenig ERP-Anbietern entwickelt.

ERP und Industrie 4.0 - Bild 1

Eine größere Rolle spielt das Thema Modularisierung und Appisierung. Über die Hälfte der Befragten streben eine Modularisierung ihrer Software an (58 Prozent). Mit der Entwicklung von Apps für unterschiedliche Funktionsbereiche entwickeln ERP-Anbieter Plug-In Funktionen für das zunehmend mobile Arbeiten mit den ERP-Systemen.

Der Trend bereits umfängliche ERP-Systeme kontinuierlich zu ganzheitlicheren Systemen weiterzuentwickeln setzt sich kontinuierlich fort. 63 Prozent der ERP-Anbieter haben die Intention ihre Software um weitere Funktionalitäten zu erweitern. Der Integration von MES und Shop Floor Funktionalitäten wird in diesem Kontext die größte Bedeutung beigemessen.

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Schnittstellen werden immer wichtiger

Interoperabilität und Offenheit der ERP-Systeme spielen im Kontext der Industrie 4.0 aus Sicht der ERP-Anbieter eine zentrale Rolle. 86 Prozent der befragten Softwareanbieter sind der Meinung, dass die Definition von Standardschnittstellen künftig eine noch höhere Priorität haben wird. Zwar wird forschungsseitig intensiv an der Entwicklung von standardisierten Schnittstellenformaten für Industrie 4.0-Anwendung gearbeitet. Eine „schnelle Lösung“ dieser Problematik ist jedoch aufgrund der aktuellen Heterogenität der technischen Industrie 4.0-Entwicklungen nicht in Sicht.

Die Flexibilität des ERP-Systems zur Einbindung von Daten von Cyber-Physischen Systemen (CPS) in das ERP-Umfeld schätzen 46 Prozent der Studienteilnehmer als ausreichend ein. Nahezu die Mehrheit der ERP-Anbieter halten es für sehr wichtig oder wichtig, die von CPS erzeugten Daten der Produktionsebene zu erfassen und zu verarbeiten. Als problematisch wird jedoch das hohe Datenvolumen wahrgenommen, welches mit Industrie 4.0-Anwendungen verbunden ist. Die Anbieter reagieren auf diese Herausforderung mit dem Ausbau der Auswertungsmöglichkeiten und –funktionen im ERP-Umfeld (BI und BA-Funktionen).

ERP und Industrie 4.0 - Bild 2

ERP-Systeme bleiben auch in der Industrie 4.0 von zentraler Bedeutung

In der Industrie 4.0 ziehen modernste Informations- und Internet-Technologien flächendeckend in die Produktion und Logistik ein. Die Marktstudie des Fraunhofer IML zeigt, dass ERP-Systeme als Datendrehscheibe und Integrationszentrum von Unternehmen auch weiterhin eine zentrale Rolle spielen werden. Die Untersuchung gibt einen aufschlussreichen Überblick über die aktuelle Einschätzung von ERP-Anbietern bezüglich der zukünftigen Funktionen und Eigenschaften, der Rolle und Relevanz von ERP-Systemen sowie der Entwicklung des ERP-Marktes. Die Studie ist insbesondere für KMU‘s eine wichtige Informationsbasis und Entscheidungshilfe bei der Beantwortung der Frage, welche Funktionalitäten und technologischen Komponenten ein ERP-System Industrie 4.0 tauglich machen.

Dipl.-Kff. Katharina Kompalka und M. Sc. Philipp Klink (Fraunhofer IML)

Mittelstand 4.0-Kom­petenzzentrum Dortmund

www.erp-logistics.de
 

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