Umgang mit konstantem Wandel im Telco-Markt: Weiterdenken als Business-Strategie für CSPs

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Ein gesättigter Markt, auf dem sich die Angebote unterschiedlicher Provider stark ähneln – für Telekommunikationsanbieter ist es aktuell nicht einfach, sich mit den eigenen Leistungen von der Konkurrenz abzuheben und einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen.

Fest steht allerdings: Auch wenn sie einst Vorreiter waren hinsichtlich Digitalisierung und Vernetzung, mit dem Bereitstellen von Konnektivität allein ist es heute nicht mehr getan. Nur mit der nötigen Flexibilität – und dem Mut –, über die klassischen Telco-Services hinauszudenken, neue Geschäftsmodelle auszuprobieren und bei Bedarf auch wieder zu verwerfen, kann es gelingen, hier die Nase vorn zu behalten.

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In seinen „Predicts 2022: Reshaping CSP Technology and Operations Strategies“ sagt auch Marktforschungs- und Beratungsinstitut Gartner, dass der Erfolg neuer Produkte und Businessaktivitäten Anpassungen im Betriebsmodell erfordert:

Aber wie kann das in der Praxis dann aussehen, dieses Weiterdenken und Ausprobieren – und dies komplementär zu bestehenden, erfolgreichen Strukturen? In einigen Beispielen zeigen wir aktuelle Potenziale und Chancen des Telekommunikationsmarktes auf.

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Ökosysteme schaffen: 5G & IoT

Mit dem Ausbau des 5G-Netzes eröffnen sich vielfältige neue Möglichkeiten für CSPs – sowohl im Privat- wie auch im Geschäftskundenbereich. Gerade in diesem Kontext ist es für Telcos wichtig, sich nicht mehr als reine Anbieter von Infrastruktur zu verstehen, sondern die Bedürfnisse unterschiedlicher Industrien zu erkennen und zu bedienen, um sich zwischen Technologieanbietern und Softwaredienstleistern optimal zu platzieren.

Ein Beispiel: IoT (Internet of Things) und M2M (Machine-to-Machine-Kommunikation) werden für viele Branchen immer wichtiger. Durch Bereitstellen einer Umgebung, in der Geräte vernetzt und verknüpft werden können, also einer IoT-Plattform, können Telcos echten Mehrwert für die Industrie schaffen – und für sich selbst neue Geschäftsfelder erschließen.

Aber das System allein ist noch längst nicht das Ende der Möglichkeiten: Auf Basis der auf einer solchen Plattform gesammelten Daten können weitere Services angeboten werden; hier kommen auch KI und maschinelles Lernen ins Spiel. Sie können beispielsweise genutzt werden, um die Effizienz von Maschinen zu erhöhen, Fehler zu identifizieren oder zukünftige Störquellen vorherzusagen (Predictive Maintenance).

Auch Kolumnist und Internet-Experte Tim Cole sagt: „Es wird erwartet, dass 5G eine Reihe umwälzender neuer Anwendungen hervorbringen wird, darunter autonomes Fahren, industrielle Automatisierung, virtuelle Realität, ultrahochauflösendes Videostreaming und elektronische Gesundheitsdienste. 5G wird die notwendige skalierbare Konnektivität für die Erweiterung der möglichen Anzahl drahtloser Geräte mit effizienter Übertragung auch kleiner Datenmengen über ausgedehnte Abdeckungsbereiche sowie mit stark verringerter Latenz bieten – alles Voraussetzungen für Dinge wie Fernoperationen, intelligente Industrieanwendungen und Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation (V2V), um nur einige zu nennen. In jedem Fall werden ML und KI der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung dieser neuen Dienste durch CSPs über die nächsten Jahre und Jahrzehnte sein.“

Maximaler Nutzen: Allianzen & Co-Creation

Natürlich können CSPs nicht alle für ihre Nutzer:innen relevanten Dienste und Produkte selbst entwickeln – erst recht nicht in der Geschwindigkeit, die der Markt erfordert. Dafür haben sie zum einen nicht die notwendige Expertise, zum anderen wären die Investitionskosten absurd hoch. In diesem Kontext bedeutet Weiterdenken daher: Allianzen und Partnerschaften. Durch Zusammenarbeit mit Anbietern anderer Dienste, Industrieunternehmen oder Technologiedienstleistern können CSPs ihren Nutzer:innen attraktive Zusatzleistungen anbieten und zudem viel schneller ganz neue Angebote und Produkte entwickeln. Einfache Beispiele dafür sind etwa die Diversifizierung des Leistungsportfolios oder Zusatzpakete für Musik- oder Videostreaming, die viele Telco-Anbieter in ihren Verträgen anbieten.

Co-Creation geht noch weiter: Hier entwickeln CSPs gemeinsam mit Industrie- oder Technologieunternehmen neue, innovative Lösungen, um aktuelle Bedarfe der Nutzer:innen zu erfüllen. Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner erwartet, dass insbesondere für große CSPs die Bedeutung von Co-Creation zukünftig zunehmen wird (Hype Cycle for Communications Service Provider Operations, 2020).

Auch eine Studie von Omdia und Adobe (Customer Journey Optimization: The Key to Relevant Engagement, Februar 2020) mit 300 Unternehmen aus Media, Entertainment und Kommunikation empfiehlt Unternehmen, ihre Partner-Ökosysteme zu erweitern, räumt aber auch ein, dass Skalierbarkeit und Flexibilität bei solchen strategischen Partnerschaften entscheidende Erfolgsfaktoren sind.

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Flexibilität & Interoperabilität: Open Source & offene Standards

Wenn es darum geht, neue Services und Produkte schnell an den Markt zu bringen – seien diese nun selbst entwickelt oder von externen Partnern – spielt auch die technologische Anbindung an bestehende Systeme eine Rolle. Das bedeutet: CSPs, die sich zukunftsfähig aufstellen wollen, brauchen eine Infrastruktur, die ihnen Flexibilität, Skalierbarkeit und Geschwindigkeit ermöglicht, mit großen Datenmengen umgehen kann und die Anbindung diverser Drittsysteme erlaubt.

Bewährt haben sich hierfür Prinzipien wie Microservice-Architektur (Aufteilung der Kernfunktionen in Module), Separation of Concerns (also die saubere Trennung der funktionalen Eigenschaften) sowie Open Source und offene Standards. TM Forum nennt diesen Ansatz auch Open Digital Architecture: Er schafft eine Grundlage für standardisierte, cloud-native Softwarekomponenten.

Weiterdenken leicht gemacht: Composable Business

Neue Geschäftsfelder erschließen, Innovationen ausprobieren und neue Kooperationen eingehen – all das erfordert ein Business Design, das die dafür notwendige Flexibilität und Geschwindigkeit ermöglicht.

Für CSPs empfiehlt sich daher ein Composable-Business-Modell: Composable, also komponierbar, bezieht sich dabei nicht allein auf die technologische Infrastruktur, sondern meint, dass die gesamte Unternehmensarchitektur modular und flexibel aufgebaut ist. Das gewährleistet Skalierbarkeit, geringere Abhängigkeiten, schnellere Entscheidungen, mehr Resilienz und nicht zuletzt geringere Kosten.

Was auch immer die Zukunft bringt: Derartig aufgestellt sind Telcos auf jeden Fall bereit, auf neue Herausforderungen zu reagieren.

Uwe

Ritter

People at Work Systems AG -

Vorstand und COO

Uwe Ritter kann auf über 35 Jahre IT-Erfahrung zurückblicken. Er trat zu Beginn desJahres 2004 als Gesellschafter und Vorstand in die People at Work Systems AG ein. Ihmunterstehen die Bereiche Produkte, Beratung und Entwicklung.
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