Schatten-Jobmarkt

Dark Web: Reverse Engineers verdienen über 5.000 Dollar

Dark-Web

Im Verborgenen hat sich ein eigener Arbeitsmarkt entwickelt, der vor allem Tätigkeiten aus dem Umfeld der Cyberkriminalität bündelt.

Analysen von Kaspersky zeigen, dass seit Anfang 2023 deutlich mehr Stellenanzeigen und Lebensläufe in einschlägigen Foren auftauchen. Zwischen dem ersten Quartal 2023 und dem ersten Quartal 2024 hat sich die Zahl nahezu verdoppelt und blieb im folgenden Jahr auf ähnlich hohem Niveau.

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Dabei überwiegen inzwischen die Bewerbungen gegenüber den angebotenen Stellen. Dieser Trend deutet auf einen wachsenden Zulauf hin, der unter anderem auf jüngere Interessenten und die wirtschaftliche Unsicherheit vieler Arbeitnehmender zurückgeführt wird.

Wer sich bewirbt und was gesucht wird

Die meisten Bewerbenden legen sich nicht fest, welche Aufgabe sie übernehmen möchten. Rund zwei Drittel signalisieren Offenheit für jede Tätigkeit, solange sie bezahlt wird. Auffällig ist das sehr geringe Durchschnittsalter von etwa 24 Jahren, ergänzt durch eine wachsende Zahl jugendlicher Interessenten. Kaspersky erkennt zudem unterschiedliche Muster in den Profilen. Bewerberinnen wenden sich häufiger Rollen zu, in denen Kommunikation eine Rolle spielt, etwa in Supportfunktionen. Männliche Interessenten zielen stärker auf technische oder finanzkriminelle Aufgaben ab.

Auf der Nachfrageseite dominieren technische Kompetenzen. Gesucht werden in erster Linie Personen, die Tools für Angriffe entwickeln können. Auch Penetrationstester, Geldwäscher, Carder und sogenannte Traffer finden regelmäßig Erwähnung. Trotz des hohen Bedarfs spiegeln die Gehälter nicht immer den Aufwand wider.

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Die bestbezahlten Rollen stammen aus dem Bereich Reverse Engineering (mit durchschnittlich über 5.000 US-Dollar) und Penetration Testing (4.000 US-Dollar). Entwickler verdienen im Durchschnitt deutlich weniger, obwohl sie ein Kernstück der nachgefragten Fähigkeiten bilden.

Einige Rollen funktionieren zusätzlich über Beteiligungsmodelle. Wer an Betrugsoperationen beteiligt ist, erhält oft einen prozentualen Anteil am Gesamtertrag. Die Spanne reicht von etwa einem Fünftel bis zur Hälfte des erlangten Geldes. Fähigkeiten, die besonders selten oder besonders wirkungsvoll sind, verleihen einzelnen Akteuren dabei eine deutlich höhere Verhandlungsposition.

Warum der Schattenmarkt attraktiv wirkt

Kaspersky Analystin Alexandra Fedosimova weist darauf hin, dass dieser Markt längst keine kleine Randerscheinung mehr ist. Er zieht Menschen an, die ihre Arbeit verloren haben, junge technikaffine Personen und sogar hochqualifizierte Fachkräfte. Einige von ihnen erleben den Schattenmarkt als unkomplizierter, schneller und direkter als die legale Arbeitswelt. Rückmeldungen erfolgen oft in kürzester Zeit und langwierige Bewerbungsprozesse entfallen vollständig. Was viele jedoch unterschätzen, sind die erheblichen strafrechtlichen Folgen und die schwerwiegenden langfristigen Risiken, die jede Beteiligung im Dark Web mit sich bringt.

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Was Nutzerinnen und Nutzer schützen kann

Private Anwender sollten keine Links öffnen, die aus dubiosen Quellen stammen. Angebote, die über Messenger oder fragwürdige Foren verschickt werden, sind mit Vorsicht zu betrachten. Seriöse Stellenanzeigen sollten immer über offizielle Unternehmensseiten geprüft werden. Jugendliche, die über soziale Netzwerke fragwürdige Jobversprechen erhalten, sollten diese unbedingt melden, sei es an Eltern, Lehrkräfte oder Behörden.

Empfehlungen für Unternehmen

Unternehmen sollten regelmäßig Schulungen anbieten, die Mitarbeitende für Phishing und weitere Täuschungsmethoden sensibilisieren. Eine kontinuierliche Beobachtung von Dark Web Quellen kann helfen, Hinweise auf kompromittierte Zugangsdaten oder geplante Angriffe frühzeitig zu erkennen. Ergänzend dazu empfiehlt Kaspersky die Nutzung verschiedener Threat Intelligence Quellen, um ein umfassendes Bild der Angriffslandschaft zu erhalten und Sicherheitsmaßnahmen gegebenenfalls anzupassen.

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig joined the IT Verlag team as an online editor in May 2020. (pd)
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