In den USA gilt mittlerweile rund die Hälfte aller Beschäftigten als sogenannte Quiet Quitters. Laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Gallup erfüllen sie nur noch die nötigsten Aufgaben und haben emotional bereits Abstand von ihrem Arbeitsplatz genommen.
Truit Gray von der Bowling Green State University hat untersucht, welche Faktoren zu diesem Rückzug führen und wie Arbeitgeber dem Trend entgegenwirken können (via Pressetext).
Wenn Erwartungen enttäuscht werden
Ein zentraler Punkt der Untersuchung betrifft das Verhältnis zwischen Zusagen des Unternehmens und dem tatsächlichen Arbeitsalltag. Beschäftigte neigen laut Gray seltener zum inneren Ausstieg, wenn sie erkennen, dass ein Arbeitgeber die versprochenen Rahmenbedingungen auch einhält. Dazu zählen abwechslungsreiche Aufgaben, echte Möglichkeiten zum selbstständigen Arbeiten und das Gefühl von Fairness.
Wird das gehalten, was im Rekrutierungsprozess in Aussicht gestellt wurde, steigt die Bereitschaft, sich einzubringen. Mitarbeiter unterstützen Kolleginnen und Kollegen häufiger und übernehmen eher zusätzliche Verantwortung.
Unausgesprochene Versprechen als Risiko
Gray betont, dass viele Versprechen gar nicht ausdrücklich gemacht werden. Auch implizite Erwartungen spielen eine große Rolle. Personalverantwortliche sollten sich deshalb bewusst sein, welche Signale sie während Bewerbungsgesprächen, beim Onboarding und im Alltag senden. Überzogene Versprechungen im Wettbewerb um Talente mögen gut gemeint sein, können aber langfristig das Gegenteil bewirken.
Warum der stille Rückzug oft unbemerkt bleibt
Besonders schwer erkennbar ist Quiet Quitting bei Beschäftigten mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten. Selbst wenn sie nur das Minimum leisten, wirkt ihre Arbeit im Vergleich oft solide oder sogar leicht überdurchschnittlich. Dadurch besteht das Risiko, dass Führungskräfte ihre tatsächliche Leistungsbereitschaft falsch einschätzen.
Wird dies nicht bemerkt, kann es dazu führen, dass Talente bei Beförderungen übergangen werden, obwohl sie in anderen Rollen einen deutlich höheren Beitrag leisten könnten.
Gray empfiehlt, mögliche Anzeichen nicht zu ignorieren. Manager sollten das direkte Gespräch suchen und herausfinden, ob enttäuschte Erwartungen eine Rolle spielen. Werden nicht erfüllte Zusagen identifiziert, kann gezielte Unterstützung helfen, den Anschluss wiederzufinden.
Die Ergebnisse zeigen, wie sensibel das Gleichgewicht zwischen Versprechen und tatsächlicher Arbeitsrealität ist. Arbeitgeber, die Erwartungen klar kommunizieren und konsequent einhalten, schaffen ein Umfeld, in dem Engagement wachsen kann und Quiet Quitting weniger Raum hat.