Lange Zeit galten isolierte Entwicklungsteams als effizient. Fokussiert auf ihre eigene Roadmap und ungestört von externen Einflüssen, konnten sie sich voll und ganz auf ihre Projekte konzentrieren.
Doch dieser Ansatz hat seine Schwächen, weshalb sich die Softwareentwicklung in den letzten Jahren radikal verändert hat.
Moderne Unternehmen setzen auf Vernetzung statt auf Abschottung. Gerade in einem globalen Markt, in dem Onshore-, Nearshore- und Offshore-Teams eng zusammenarbeiten, sind Betriebe gezwungen, ihre Prozesse neu zu denken.
Guido Dostert, Mitbegründer von TopLogic, wendet dafür ein besonderes Vorgehen an, um Firmen eine Vernetzung nach ihren individuellen Bedürfnissen zu ermöglichen: “Wir sind nicht darauf ausgerichtet, Standardlösungen zu entwickeln. Unser Fokus liegt auf der Entwicklung maßgeschneiderter Anwendungen, die gezielt auf die Geschäftsprozesse unserer Kunden abgestimmt sind – mit dem Ziel, komplexe und komplizierte Abläufe zu digitalisieren, Kosten zu senken und die Prozessqualität nachhaltig zu steigern.” Als Experte weiß er um die Herausforderungen, die Unternehmen bei einer Auflösung ihrer Leistungsinseln bewältigen müssen.
Von der Isolation zum End-to-End Engineering individueller Nischenlösungen
Wesentliche Nachteile isolierter Strukturen sind:
- Wissenssilos: Ohne Austausch zwischen den am End-to-End Engineering beteiligten Teams bleibt wertvolles Know-how oft in den Köpfen Einzelner gefangen. Neue Entwickler müssen sich zeitintensiv einarbeiten und es mangelt an einer strukturierten Wissensbasis.
- Fehlende Innovationskraft: Bestehen keine externen Einflüsse, verharren Entwicklungsteams in ihrer eigenen Denkweise. Moderne Technologien und Best Practices finden nur schwer ihren Weg dahin, wo sie eigentlich benötigt werden.
- Skalierungsprobleme: Unternehmen mit lokal begrenzten Entwicklungsteams stehen vor der Herausforderung, dass Fachkräfte knapp und teuer sind. Das macht vor allem die Skalierung schwierig und wirtschaftlich kaum bis gar nicht tragfähig.
Als Fachmann in Sachen IT-Transformation macht Guido Dostert die Schwierigkeiten an einem Beispiel fest: “Ein in Deutschland ansässiger Kunde unterhält einen Hub für Entwickler und Anwender in Indien. Parallel dazu haben wir einen Entwicklungsstandort in Deutschland, lassen uns jedoch von einem externen, top-qualifizierten Experten-Team in Bulgarien zuarbeiten. Die Herausforderung besteht darin, die Leistungen und globalen Kompetenzfelder so zu verteilen, dass das Zusammenspiel der Teams effizient ist.” Wer nur auf lokale Ressourcen setzt, läuft Gefahr, den Anschluss an die Dynamik des Marktes zu verlieren.
Moderne Unternehmen kombinieren Onshore-, Nearshore- und Offshore-Teams, um deren jeweilige Stärken optimal zu nutzen.
Das Konzept des End-to-End Engineerings sieht dabei vor, alle Phasen in der Entwicklung der Anwendungen bis hin zu umfassenden Tests der zugrundeliegenden Logik sowie der Anwenderoberfläche abzudecken. Während Onshore-Teams mit Kundennähe, der Kenntnis von typischen Testszenarien und kulturellem Verständnis überzeugen, ermöglichen Nearshore-Partner eine kosteneffiziente Zusammenarbeit in ähnlichen Zeitzonen mit schneller Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte. Offshore-Teams wiederum bieten Skalierungsmöglichkeiten für wiederkehrende oder umfangreichere Entwicklungs- und Qualitätssicherungsaufgaben, wenngleich in entfernteren Zonen.
Der Erfolg der Verknüpfungen steht und fällt indes mit der richtigen Organisation. Guido Dostert verdeutlicht diesen Umstand in einem Satz: “Es reicht nicht aus, Offshore-Entwickler “einzukaufen” – entscheidend ist, Near- und Offshore-Teams nicht als verlängerte Werkbank zu betrachten, sondern als externe Partner, deren Kompetenzen, Stärken sowie kulturelle Unterschiede sich ergänzen und in geordnete Prozesse eingliedern.”
Erfolgsfaktoren für eine vernetzte Entwicklung
Um die Transformation hin zu einer global vernetzten Entwicklung zielführend umzusetzen, sind verschiedene zentrale Aspekte zu berücksichtigen.
Klare Rollen und Prozesse mit transparenten Verantwortlichkeiten sorgen dafür, dass weder Lücken noch doppelt bearbeitete Aufgaben entstehen. Um der Einheitlichkeit eine Form zu geben, sollten Unternehmen auf gleiche Tools zurückgreifen. Vor allem Plattformen bieten hier eine perfekte Grundlage, um Wissenssilos aufzubrechen, Informationen zu teilen und eine stabile Kommunikation zu integrieren.
Abgerundet wird die Veränderung mit einer iterativen Vorgehensweise, um die Flexibilität in den Arbeitsabläufen zu steigern und Teams leichter zu integrieren. Agile Methoden erlauben zudem eine dauerhafte Anpassungsfähigkeit an wachsende Prozesse oder auch an Umstrukturierungen.
Insgesamt ermöglicht das Modell, verschiedene Ressourcen weltweit so zu kombinieren, dass Effizienz, Innovationskraft und Skalierbarkeit gesichert sind.
Der nächste Schritt: Qualitätssicherung und KI-Training
Die Zukunft der Softwareentwicklung liegt nicht nur in der Vernetzung von Teams, sondern auch in der strukturierten Orchestrierung von Wissen. Ein durchgängiger Engineering- und Qualitätssicherungsprozess (End-to-End) ist die Basis dafür, dass die vorhandenen, heterogenen Informationen nicht verloren gehen, sondern systematisch genutzt werden.
Künstliche Intelligenz spielt in diesem Kontext eine zunehmend wichtige Rolle. Viele Unternehmen arbeiten bereits daran, KI als Vermittler zwischen Applikationen, Entwicklern und Supportorganisationen zu etablieren.
Für den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in diesen Bereichen ist eine fundierte Datenstruktur unerlässlich. Nur durch klar definierte und gut organisierte Daten kann die KI im Anforderungsmanagement präzise Wissensverknüpfungen herstellen und so im System-Engineering die Entwicklung wartbarer und effizienter Softwarelösungen fördern.
Hintergrund ist, dass die technologische Unterstützung den Ablauf der Arbeitsprozesse zusätzlich sichert. Fehler lassen sich schneller identifizieren, aber auch potenzielle Verbesserungen im System werden durch die KI rascher erkannt, rapportiert und optimalerweise gleich in das System implementiert. Unternehmen profitieren hierbei von einer effizienten Umsetzung neuer Prozesse bei gleichzeitiger Reduzierung des Aufwands für den Support.
Vom Silodenken zur smarten Orchestrierung
Guido Dostert stellt mehr und mehr fest, dass die Zeiten isolierter Entwicklungsteams lange vorbei sind: „Unternehmenszukunft gehört nicht der Insel, sondern dem intelligent vernetzten Ökosystem”, so der Experte von TopLogic.
Unumstritten ist, dass Betriebe, die sich der neuen Realität global vernetzter Entwicklung anpassen, über klare Vorteile in Bezug auf Skalierung, Innovationskraft und Effizienz verfügen.
Autor: Guido Dostert, Mitbegründer von TopLogic