Sechs Strategien helfen, ein “richtig guter“ Projektmanager zu werden

ProjektmanagementDrei Tage „Crashkurs Projektmanagement“, dann das erste kleine eigene Projekt: Bis in die Haarspitzen motiviert wollte der Konstruktionsingenieur eines Maschinenbauers „ein richtig guter Projektmanager“ werden. 

Doch direkt beim Start ins erste eigene Vorhaben begann der angehende Projektmanager zu stolpern. Wie er ein Team zusammenstellt und einen „Kickoff“ für sein Projekt durchführt – dies wußte er nicht. Entweder hatte dieses Thema im Kurs gefehlt. Oder die Hinweise waren ihm angesichts der vielen hektisch vorgestellten Methoden entgangen.

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Erfahrung, Dialog, Training – mit der „70:20:10-Formel“ zum erfolgreichen Projekt-Profi aufsteigen

In drei Tagen wird niemand ein „richtig guter Projektmanager“. Fachleute zerstreuen diese Hoffnungen auf schnelles Durchstarten ins Projektgeschäft; ein einfacher Crashkurs bietet bestenfalls erste Orientierung. „Projektmanagement ist heute eine komplexe Führungsaufgabe. Manche Vorhaben verfügen über das Budget und Personal von mittelständischen Unternehmen“, sagt Wolfgang Rabl, Partner der Unternehmensberatung „next level consulting“. Deshalb müssen Projektmanager ihr Handwerk sorgfältig lernen – häufig über viele Jahre in einer sogenannten Learning Journey aus Schulung, Training, Coaching, Erfahrungsaustausch, Dialog mit Mentoren, Zertifizierungen und Diskussionen im Kollegennetzwerk.

Echte Projektprofis haben sich in Seminaren und Trainings vergleichsweise wenig Wissen angeeignet. Das meiste Know-how haben sie im Gespräch mit „alten Hasen“ gelernt – und vor allem bei der täglichen Arbeit gewonnen. Fachleute haben dafür die 70-20-10-Regel entwickelt: Siebzig Prozent des Wissens aus Erfahrung sowie Feedback auf die eigene Arbeit; zwanzig Prozent durch den Dialog mit anderen, zehn Prozent „formales Lernen“ in Schulungen. 

„Wer ein richtig guter Projektmanager werden will, muss auch selbst aktiv werden und seine Learning Journey in die Hand nehmen“, erklärt Wolfgang Rabl. Mit sechs Strategien im Gepäck kann er sich auf diesen „Lern“-Weg machen.


Erste Strategie: Netzwerke nutzen

Viele wertvolle Tipps und Kniffe aus dem Projektmanagement sind weder in Büchern nachzulesen noch in Seminaren zu hören. Angehende Projektmanager sollten jede Gelegenheit nutzen, mit Kollegen Erfahrungen auszutauschen, auch dann, wenn die Kollegen aus anderen Branchen und Unternehmen kommen. Als Kontaktforum bietet sich das Internet an. Dort haben sich lebhafte Communities gebildet, die beispielweise Diskussionsgruppen in sozialen Netzwerken organisieren. Noch hilfreicher sind Fachverbände wie die „GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.“ oder das auch im deutschsprachigen Raum tätige „PMI Project Management Institute“ aus den USA. Diese Verbände unterhalten deutschlandweit Mitgliedergruppen, die Fachvorträge bieten und zum Fachdialog einladen.


Zweite Strategie: Stetig Feedback suchen

Projektprofis entscheiden häufig aus dem Bauch heraus und gehen unkonventionelle Wege. Deshalb sind die „alten Hasen“ ideale Sparringspartner für angehende Projektmanager. „Einige Unternehmen setzen Mentorenprogramme auf“, erklärt Wolfgang Rabl, “in diesen Programmen werden jungen Projektmanagern erfahrene Kollegen zur Seite gestellt.“ Regelmäßig kommen Mentor und Projekt-„Rookie“ zusammen und besprechen das Projekt. Ähnlich effektiv können Coachings mit externen Fachleuten sein, die neue Ideen und „frischen Wind“ ins Projektmanagement bringen.


Dritte Strategie: Training statt Theorieunterricht

Teamführung, Verhandlungsgeschick, Motivation und Konfliktmanagement: Die Anforderungen an Projektmanager sind in den vergangenen fünfzehn Jahren enorm gestiegen. Diese sogenannten „Soft Skills“ müssen Projektmanager immer wieder üben und trainieren. Dafür wurden sogenannte „serious games“ entwickelt. Die Teilnehmer erhalten einen fiktiven Projektauftrag – und müssen in einem Rollenspiel das Vorhaben planen, Teams zur Höchstleistung führen, Konflikte entschärfen oder Krisen lösen. „Entscheidend dabei ist, dass die Gruppe gemeinsam Lösungen findet und das Wissen im Dialog entwickelt“, sagt Rabl. Denn durch diese Kooperation im Spiel werden die „soft skills“ zusätzlich trainiert.


Vierte Strategie: „Health Check“ für das Projekt

Viele junge Projektmanager scheuen es, ihr Projekt von Fachleuten untersuchen zu lassen. Ein Fehler! Von dem Urteil und dem Feedback können die Projektmanager fast immer profitieren. Einige Unternehmen bieten ihren Projektmanagern eine Art „Gesundheitscheck“ für ihre Vorhaben an. Kurz nach dem Start überprüfen Experten das Projekt auf Herz und Nieren: Sind alle angefallenen Managementaufgaben erfüllt? Stimmen beispielsweise die Planungen zu Terminen und Budgets? Sind die Risiken bewertet, ist das Team gut geführt und motiviert? Gut gemachte Checks sind heute stark auf Dialog und kollegialen Austausch angelegt. Auch kosten sie nicht mehr so viel Zeit wie früher. Statt wochenlanger Befragungen und Auswertungen braucht ein Health Check für Projekte heute kaum länger als ein oder zwei Tage.


Fünfte Strategie: Die eigenen Erfahrungen auswerten

Auch nach jahrelanger Projektpraxis schreiben einige Profis noch Tagebuch. Bei den Einträgen reflektieren sie ihre Erfahrungen und denken über neu gewonnene Erkenntnisse nach. „Erfahrungen sind das Kapital erfolgreicher Projektmanager“, weiß Wolfgang Rabl. Ein Projekttagebuch zu führen verlangt zwar viel Selbstdisziplin. Am Ende sichert es aber Projektmanagern die Zinsen und Zinseszinsen ihres Erfahrungsschatzes.


Sechste Strategie: Zertifikat erwerben

Fachverbände für Projektmanagement zertifizieren Projektmanager auf unterschiedlichen Leveln. Sie prüfen nach einem festgelegten Schema das Wissen und die Erfahrung der Projektmanager; nach bestandener Prüfung erhalten die Projektmanager ein Zertifikat des Verbands, das zumeist international gültig ist. Solche Zertifikate haben für Neulinge im Projektmanagement zwei Vorteile. Zum einen deckt die Vorbereitung auf die Prüfung mögliche Wissenslücken auf. Wie bei einem Fitnesstest kann der Projektmanager Trainingspotential erkennen und gezielt Wissen ergänzen. Zum anderen kommt ein angehender Projektmanager mit Zertifikat schneller zu einem ersten Projekt, in dem er Erfahrungen sammeln kann. „Zertifikate geben Projekt-Auftraggebern die Sicherheit, dass ein Projektmanager der Projektleitung gewachsen ist“, hat Wolfgang Rabl beobachtet, „Zertifikate sind häufig ein Sprung-brett für die persönliche Karriereleiter.“

www.nextlevelconsulting.eu

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