Auch im digitalen Raum hinterlassen wir Spuren – und zwar nicht nur im Browser. Eine aktuelle Untersuchung der University of Europe for Applied Sciences (UE) zeigt, dass selbst alltägliche Online-Aktivitäten wie Shoppen, Streamen oder Recherchieren einen messbaren CO₂-Ausstoß verursachen.
Die Studie hat mit Hilfe des Website Carbon Calculators die Emissionen der 200 meistbesuchten Webseiten in Deutschland analysiert und auf ein Jahr hochgerechnet.
Das Ergebnis: Die Onlinepräsenz von Amazon verursacht mit rund 1.753 Tonnen CO₂ jährlich den größten digitalen Fußabdruck. Auf den weiteren Plätzen folgen Wetteronline (1.641 Tonnen) und Bing (1.282 Tonnen). Auch Check24 und Spotify liegen mit jeweils über 1.100 Tonnen weit oben im Ranking.
Die größten Emissionstreiber pro Seitenaufruf
Neben den jährlichen Gesamtemissionen untersuchte die Studie auch, wie viel CO₂ ein einzelner Webseitenaufruf verursacht. Spitzenreiter ist hier die Seite des US-Außenministeriums mit 3,68 Gramm CO₂ pro Besuch. Das Vergleichsportal Check24 folgt mit 3,62 Gramm, der Onlinehändler Shein mit 3,04 Gramm. Spotify und Booking liegen mit 2,96 beziehungsweise 1,68 Gramm pro Besuch auf den weiteren Plätzen.
Diese Zahlen zeigen, dass nicht nur die Größe einer Plattform entscheidend ist, sondern auch deren technischer Aufbau und Datenumfang. Seiten mit aufwendigen Inhalten, vielen Grafiken oder automatischen Video-Streams belasten die Umwelt stärker als schlichte Informationsseiten.
Branchenvergleich: Unterhaltung hat den größten digitalen CO₂-Fußabdruck
Ein Blick auf die Branchen verdeutlicht, wo die meisten Emissionen entstehen. Webseiten aus dem Unterhaltungssegment – darunter Streaming- und Musikdienste – verursachen im Schnitt 330 Tonnen CO₂ pro Jahr. Danach folgen Reiseportale mit etwa 326 Tonnen und Musikplattformen mit 268 Tonnen. Etwas geringer fallen die Werte in den Bereichen Transport und Mode aus.
Nachhaltige Digitalisierung beginnt im Design
Laut Prof. Dr. Iris Lorscheid von der University of Europe for Applied Sciences zeigen die Ergebnisse, dass Nachhaltigkeit auch eine Frage der digitalen Gestaltung ist. Techniken wie moderne, komprimierte Datenformate, das sogenannte Lazy Loading, bei dem Inhalte nur bei Bedarf geladen werden, oder der Verzicht auf unnötige Tracking-Skripte können den Energieverbrauch deutlich senken. Ebenso entscheidend ist die Wahl der Infrastruktur. Rechenzentren, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden, und Cloudanbieter mit klimaneutralen Strategien leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Emissionen.
Nutzerverhalten als Teil der Lösung
Nicht nur Unternehmen, auch die Nutzer selbst können Einfluss nehmen. Wer Autoplay-Funktionen deaktiviert, die Streamingqualität anpasst oder bewusst auf datenintensive Anwendungen verzichtet, reduziert seinen digitalen CO₂-Fußabdruck.
Nachhaltigkeit im Netz beginnt also bei jedem einzelnen Klick. Effizientes Design, grüne Server und bewusster Medienkonsum können gemeinsam dazu beitragen, die Umweltbelastung des Internets spürbar zu verringern.