Kommentar von Karl-Heinz Land

Die DSGVO bedeutet eine kalte Enteignung des Mittelstands

Karl-Heinz Land: KI und Blockchain sichern die Datensouveränität. Bildquelle Karl-Heinz Land

Was als Schutzschild gegen „Datenkraken“ wie Facebook, Twitter oder Google gedacht war, treffe jetzt vor allem kleine und mittelständische Unternehmen und stehe für ein veraltetes Verständnis von Kundendaten.

Scharfe Kritik an der neuen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU, die heute in Kraft tritt, übt der Kölner Digitalexperte und Neudenker Karl-Heinz Land.

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KMU verlieren einen Großteil ihrer Investitionen in Kundendatenbanken und Direktmarketing

„Hunderttausende KMU verlieren einen Großteil ihrer bereits getätigten Investitionen in Kundendaten und Direktmarketing. Die DSGVO führt zu einer kalten Enteignung“, kommentiert Land die verschärften Datenschutzregeln. Der Grund: Die DSGVO verlangt auch für bereits erhobene Daten ein doppeltes Opt-in der Kunden, damit Unternehmen ihre persönlichen Daten weiter verarbeiten und für Marketingzwecke nutzen dürfen. So gut wie alle Unternehmen mailen deshalb in diesen Tagen ihre Kunden an, um diese Einwilligung zu bekommen. Laut Land ist es jedoch absehbar, dass nur ein Bruchteil der Kunden dieser Bitte nachkommt. Die Adressbestände vieler Unternehmen, so erwartet Land, dürften auf ein Zehntel des ursprünglichen Umfangs schrumpfen. Die vorgesehene Strafe bei Verstößen – bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes – treffe KMU besonders hart und könne ihre Existenz bedrohen. Großkonzerne mit Umsätzen in Milliardenhöhe könnten Strafzahlungen leichter verschmerzen, da sie auf 20 Millionen Euro gedeckelt werden.

Die DSGVO schädigt die Unternehmen und steht laut Land auch für eine verfehlte, noch den Geist des 20. Jahrhunderts atmende Datenphilosophie:

„Wir erleben live, wie mit dem ,Internet der Dinge‘ eine neue Infrastruktur des Wohlstands entsteht. Die Zukunft gehört den digitalen Geschäftsmodellen, automatisierten Prozessen und datenbasierten Services in jedem Bereich des Lebens. Die Menschen werden schon bald überfordert sein, ihre Daten im Sinne der DSVGO zu schützen.“

Der einzelne Bürger wird im „Internet der Dinge“ mit dem Schutz der eigenen Daten überfordert sein

Vielmehr bedürfe es einer Gesetzgebung, die die Bürger befähigt, ihre Daten für sich produktiv und souverän einzusetzen. Dieses Ziel sei ohne digitale Technologie aber nicht zu erreichen:

„Kein Mensch wird in der digitalisierten Welt den Überblick über seine Datenverbote und -freigaben behalten können. Wir brauchen dafür innovative Lösungen, zum Beispiel auf Basis der Blockchain, die als Protokoll des Vertrauens für Verlässlichkeit und Sicherheit im Internet der Dinge sorgen wird.“

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Datensouveränität mit Blockchain und KI

Land erwartet zudem, dass die Verbraucher mittelfristig digitale, mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Assistenten einsetzen können, um ihre Datenrechte immer wieder neu mit den Unternehmen auszuhandeln:

„Diese KI-Assistenten prüfen und überwachen in Echtzeit, ob Unternehmen die Daten im Sinne des Kunden einsetzen. Sie entziehen und gewähren Nutzungsrechte in Sekundenbruchteilen. Außerdem setzen die persönlichen KIs Preise für die Daten fest. Wer sagt denn, dass nur Unternehmen mit Nutzerdaten Geld verdienen dürfen? Auch die Nutzer dürfen werthaltigen Daten ein Preisschild umhängen.“

In der neuen DSGVO komme jedoch nicht der Wille zur Innovation zum Ausdruck, sondern eine zögerliche und defensive Digitalpolitik, die dem Tempo, der Bedeutung und der Tiefe der digitalen Transformation nicht gerecht werde.

Karl-Heinz Land

Karl-Heinz LandKarl-Heinz Land (56) ist Insider der digitalen Transformation. Seit über 35 Jahren erlebt und gestaltet er Digitalisierungsprozesse, unter anderem in Führungspositionen bei international operierenden Unternehmen wie Oracle, BusinessObjects (SAP) und Microstrategy. Mit neuland hat er 2014 eine Digital- und Strategieberatung ins Leben gerufen, die laut Ranking der Zeitschrift „brandeins“ seit Jahren zu den besten Deutschlands zählt. Als Serienunternehmer und Investor setzt er auf innovative Technologien wie die Blockchain und das Internet der Dinge. Das World Economic Forum (WEF) und das „Time Magazine“ zeichneten Land bereits 2006 mit dem „Technology Pioneer Award“ aus. Land hat als Co-Autor Managementbücher zu den Themen „Digitaler Darwinismus”, „Dematerialisierung“ und „Digital Branding“ veröffentlicht. Mit dem für Juli 2018 angekündigten Buch „Erde 5.0 – Die Zukunft provozieren“ wendet er sich an die breite Öffentlichkeit und zeigt auf, wie die Digitalisierung und technologischer Fortschritt Menschheitsprobleme wie Hunger, Armut, Ressourcenverschwendung und Klimawandel lösen hilft.

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