IPv6 – aktuelle Probleme und warum es nicht immer flächendeckend umgesetzt wurde

NetzwerkDas Internet Protokoll Version 6 (IPv6) bildet das Nachfolgprotokoll des derzeitig überwiegend verwendeten Protokolls IPv4, das sowohl im Internet als auch in lokalen Netzwerken mit der Spezifizierung aus dem Jahr 1981 verwendet wird.

Das Protokoll IPv6 ist dabei für die Vermittlung von Datenpaketen durch ein paketvermittelndes Netz, die Adressierung von Netzknoten und Netzstationen, sowie die Weiterleitung von Datenpaketen zwischen Teilnetzen zuständig.

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Das Ende des IPv4 Protokolls

Schon seit 1998 steht das Protokoll IPv6 bereit, da die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) bereits frühzeitig erkannt hat, dass die etwa 4 Milliarden IPv4 Adressen nicht mehr ausreichen würden. Denn weltweit verbinden sich immer mehr Menschen und Geräte mit einer eindeutigen IP-Adresse mit dem Internet. Und in Zukunft wird eine Vielzahl an Geräten hinzukommen, wenn Kühlschränke, Waschmaschinen und ganze Industrieanlagen nicht nur miteinander vernetzt werden, sondern über eigene Anschlüsse an das Internet verfügen sollen. Die Zeit rennt, denn am 1. Februar 2011 vergab die IANA die letzten beiden freien IPv4-Adressblöcke. Der IPv4 Adresspool ist damit seit mehr als 4 Jahren ausgeschöpft.

Weshalb wird das IPv6 benötigt?

Besonders in der Anfangszeit des Internets wurden großzügig Adressblöcke an Unternehmen verteilt, die jetzt nicht mehr ohne weiteres zurückgefordert werden können. Dadurch verknappte sich die Anzahl der IPv4 Adressen zunehmend. Einige Unternehmen nutzen die aktuelle Situation für ihr wirtschaftliches Interesse aus und vermieten oder verkaufen gar einige der IPv4-Adressen. Mit dem Nachfolgeprotokoll IPv6 hingegen ist es möglich, ca. 340 Sextillionen Adressen zu vergeben. Diese Anzahl reicht aus, um jeden Heimrechner, jeden Server und sogar jedes Mobiltelefon auf der Welt mit einer eindeutigen IP-Adresse zu versorgen.

Die Vorteile von IPv6

Oft wird das IPv6 Protokoll als IPv4 nur mit längeren Adressen bezeichnet. Das ist jedoch falsch. Denn das IPv6 Protokoll besitzt eine Vielzahl neuer Funktionen. Erfahrungen mit dem IPv4 Protokoll lassen sich daher nur schwer auf Ipv6 übertragen. 

Die Vorteile von IPv6:

  • Größerer Adressraum abbildbar aufgrund längerer Adressen
  • Autokonfiguration der IPv6 Adresse
  • Multicast durch spezielle Adressen
  • Datenpakete bis zu 4 Gigabyte
  • Schnelleres Routing
Probleme bei der IPv6 Umstellung

Schon im Jahr 2012 forderten die Internet Society Hersteller und Internetanbieter dazu auf, die Unterstützung für IPv6 nicht mehr nur als Option zu betrachten. Zwar liegen die Europäischen Länder, allen voran Norwegen, bei der IPv6-Einführung weltweit an der Spitze, dennoch ist der Aufholbedarf enorm. Dabei ist die Umstellung auf IPv6 keine leichte Aufgabe. Vor allem auf DNS-Servern gibt es zahlreiche Probleme, diese auf das neue Protokoll vorzubereiten. Hinzu kommt, dass innerhalb der Übergangszeit auf IPv6 das Vorgängerprotokoll IPv4 weiterhin unterstützt werden muss. Dafür gibt es zahlreiche Mechanismen wie beispielsweise die Dual-Stack Technik, mit der sowohl IPv4 und IPv6 unabhängig voneinander beherrscht werden können. Die Kombination beider Protokolle erhöht die Komplexität und führt unweigerlich zu einer Erhöhung potentieller Fehlerquellen. Die erhöhte Last in einzelnen Netzwerken kann zudem zu steigenden Latenzzeiten führen. Darüber hinaus ist eine Rückschaltung auf IPv4 bei Problemen mit IPv6 nicht mehr möglich. Haben Provider das neue Protokoll einmal eingeführt, sind sie verpflichtet, dieses auch nahtlos auszuliefern.

Für Provider bedeutet die Umstellung ein enorm hoher Aufwand, müssen sie doch ihre Infrastruktur vollständig auf das neue Protokoll vorbereiten. Dabei besteht für sie das Wagnis, bei Tausenden ihrer Kunden Netzabbrüche oder gar Totalausfälle zu riskieren. Andererseits sind Provider quasi gezwungen, das neue Protokoll zu implementieren, um weiterhin im Wettbewerb Schritt zu halten.

Problemstelle Multihoming

Beim Multihoming kommen mehrere Plattformen parallel zum Einsatz. Beispielsweise wenn in einem Haushalt mehrere Spielkonsolen oder Smart TV´s benutzt werden. Oder wenn ein Geschäft mehrere Kreditkarten gleichzeitig akzeptiert. Multihoming wird insbesondere dann notwendig, wenn konkurrierende Plattformen zwar inkompatibel sind, jedoch Nutzen aus ihnen gezogen werden kann. Experten kritisieren eine bisher unzureichende Beachtung von Multihoming bei der Umstellung auf IPv6. Speziell bei der Identifikation der einzelnen Schnittstellen anstelle von Hosts durch IP-Adressen treten Effizienzschwierigkeiten innerhalb des Routing auf.

Datenschützer bemängeln IPv6

Durch die dauerhafte Zuweisung einer IP-Adresse mit IPv6 ist es möglich, bei jeder Anfrage das entsprechende Gerät zu identifizieren. Dabei ist in Deutschland nach wie vor umstritten, ob eine IP-Adresse im Sinne des deutschen Datenschutzrechts zu den personenbezogenen Daten gehört. Wenn ja, wäre diese als besonders schützenswert zu betrachten. Bisher erhalten Nutzer von ihren Providern durch das System der dynamischen IP-Vergabe bei jeder Einwahl ins Netz eine neue IP-Adresse.

Bei der statischen Vergabe hingegen können Nutzer selbst Jahre später noch identifiziert werden und zudem alle besuchten Seiten abgerufen werden. Dadurch könnten umfassende Nutzerprofile erstellt werden. Eine heikle Sache, angesichts der kritischen Vorgehensweisen der Geheimdienste in jüngster Zeit. Datenschützer wollen Provider daher per Gesetz dazu verpflichten, auch unter IPv6 dynamische Adressen an Nutzer zu vergeben.

www.savecall.de

 

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