Kommentar

Facebook greift Banken mit digitaler Weltwährung an

Quelle: Poring / Shutterstock.com

Ihrer Zeit voraus zu sein und auf der grünen Wiese radikal neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, die etwas ermöglichen, von dem Kunden noch nicht einmal wissen, dass sie es wollen und brauchen – das ist das Erfolgsgeheimnis der GAFA-Konzerne Google, Amazon, Facebook und Apple. Ein Kommentar von Karl im Brahm, CEO und Head of Germany der Avaloq Sourcing (Europe) AG.

Dass auch Banken immer stärker nach Innovation und Agilität streben, ist nur folgerichtig: Nachdem Google und Apple bereits Bitcoin, Ethereum & Co. in ihren App-Stores anbieten, will sich nun auch Facebook mit einer eigenen Kryptowährung namens Libra sein Stück vom Finanz-Kuchen sichern. Die digitale Weltwährung soll weder Kursschwankungen unterlegen sein noch Zugang zu den Finanzdaten der Nutzer bieten.

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Um den GAFA das Feld nicht zu überlassen, denkt jetzt auch die Unionsfraktion darüber nach, einen digitalen Euro einzuführen – mit dem Ziel, einen Teil der bestehenden Geldmenge zu digitalisieren. Vor diesem Hintergrund sind Banken und Vermögensverwalter heute immer öfter mit dem Wunsch ihrer Kunden konfrontiert, digitale Assets in ihr Portfolio zu integrieren. Die Devise lautet, sich den neuen Marktbedingungen anzupassen.

In der Biologie gilt, dass nur die überlegenen Vertreter einer Spezies überleben – nämlich jene, die an ihren Lebensraum am besten angepasst sind. Übertragen auf Finanzinstitute, bedeutet das: Anstatt über die GAFA und ihren zielorientierten Umgang mit Kundendaten zu klagen, sind Banken gefordert, den Kampf mit den Big Techs aufzunehmen. Denn ohne Gegenwehr könnten die GAFA auch die Finanzdienstleistungsbranche in schwindelerregendem Tempo erobern. Banken haben also gar keine andere Wahl, als ihr Leitungsportfolio um Kryptowährungen zu erweitern.

Kryptowährungen werden sich durchsetzen

Vor diesem Hintergrund haben viele Investoren noch Bedenken und brauchen Zeit, um sich mit disruptiven Technologien auseinanderzusetzen. Selbst wenn ihre Vorbehalte durchaus verständlich sind – schließlich wollen sie sicher sein, dass sie ihr Geld gewinnbringend anlegen –, bleibt absolut keine Zeit, sich umfassend zu informieren. Und selbst wenn sie das tun und zu dem Schluss kommen, dass der Hype schon wieder vorbei ist, liegen sie mit dieser Einschätzung falsch. Zugegeben, der Bitcoin als digitale Vorzeigewährung dominiert nicht mehr die Schlagzeilen. Doch die technologische Weiterentwicklung schreitet rasant voran. Dass sich Kryptowährungen langfristig durchsetzen, belegt auch eine aktuelle Studie von Greenwich Associates . Demnach glauben 70 Prozent der Befragten, dass sich viele Krypto-Assets am Markt etablieren werden und dass ein reguliertes Wachstum zu erwarten sei.

Kryptographie-Technologie ist nur schwer zu verstehen

Warum aber zögern viele Banken und Wealth Manager damit, digitale Assets in ihr Portfolio aufzunehmen? Viele Finanzinstitute haben Vorbehalte einer Technologie gegenüber, die sehr komplex und darum schwer verständlich ist. Wie steht es um Compliance-Konformität und Marktliquidität? Wie können wir digitale Assets in unser Portfolio aufnehmen? Wie wirken sie sich auf unsere Bilanz aus? Auch Anleger sind verunsichert. Sie fragen sich, wie die zugrundeliegende Kryptographie-Technologie überhaupt funktioniert, welche Vorteile sie bietet und wie sie jene Anbieter identifizieren können, die vertrauenswürdig und liquide sind.

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One-Stop-Shop für alle Geldanlagen

Da digitale Assets in der Regel völlig losgelöst von Banken gehandelt werden, tun Finanzinstitute gut daran, keine eigene Krypto-Asset-Lösung von Grund auf neu aufzubauen. Dennoch sollten sie sich das Potenzial digitaler Assets als Diversifikationselement zunutze machen. Wer es heute verpasst, den Trend aufzugreifen, wird die entstehenden Lücken nicht mehr schließen können – und von der Marktentwicklung abgehängt. Darum müssen Banken und Vermögensverwalter für ihre Kunden auch zum Krypto-Treuhänder ihrer digitalen Assets werden. Das gelingt, indem sie die Krypto-Assets vertrauenswürdiger Anbieter nahtlos in ihre bestehende Kernbankenlösung einbinden. Indem sie den gesamten Krypto-Asset-Prozess auf derselben zentralen Plattform abbilden, entsteht ein One-Stop-Shop für alle Finanzanlagen: Kunden können dann über ihre Banking-Plattform in traditionelle wie auch in Krypto-Anlagen investieren. Das ist für Kunden einfach und komfortabel, und auch Banken und Vermögensverwalter profitieren von einem solchen Ansatz.

Anstatt das Krypto-Asset-Management an einen externen Dienstleister oder die Kunden auszulagern, die womöglich nicht sensibel genug mit Daten und Codes umgehen, behalten Finanzinstitute selbst die Hoheit über die Daten ihrer Kunden und die Sicherheit ihrer Portfolios. So können sich etablierte Banken nicht nur als vertrauenswürdige und zugleich innovative Finanzpartner positionieren, sondern sich auch die Kontrolle über sämtliche Vermögenswerte und Cashflows ihrer Kunden sichern.

Karl im BrahmKarl im Brahm ist CEO der Avaloq Sourcing (Europe) AG und verantwortet als Head of Germany die Aktivitäten der Avaloq Gruppe im deutschen Markt. Er war unter anderem Mitglied der erweiterten Geschäftsleitung der Deutschen Postbank AG sowie Mitglied des Vorstands bei der S Broker AG & Co. KG und der Deutschen WertpapierService Bank AG. Bevor er 2018 als Vorstandsvorsitzender zu Avaloq wechselte, hatte er als CEO einer Beratungsgesellschaft diverse Mandate für Digitalisierungs- und Vertriebsprojekte bei verschiedenen deutschen Großbanken inne.

www.avaloq.com
 

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