Cloud Computing: Was ist dran an der Wolke?

Computing on Demand wurde ab 2004 von allen Server-Herstellern aufgegriffen. IBM, HP, SIEMENS, SUN und DELL: Jeder hatte einen anderen Namen dafür. Gemeinsam war der Anspruch „nach Bedarf” abnehmen und bezahlen zu können. Die Angebote hatten auch ähnliche Schwachpunkte: kundenindividuelle Pakete, grosse Granularität, undurchsichtige Metriken, intransparente Preisbildung, erschwerter Vergleich der Angebote. Ist das nun bei der Cloud anders? Die Frage bewog uns, einen konkreten Aspekt des Cloud Computing unter die Lupe zu nehmen: die Abrechnung. Denn ohne Abrechnung keine Cloud.
Was versteht der Markt unter Cloud-Diensten?

Bewusst, dass auch die Cloud kein Schlaraffenland ist, bei dem willfährige Rechenzyklen und Speicherplätze immer überall kostenlos zu Diensten sind, fragten wir die wichtigsten Anbieter und hunderte von – potenziellen – Nutzern in Organisationen, wie Cloud-Dienste in beansprucht und abgerechnet werden. Das Ergebnis ist, moderat ausgedrückt, sehr unterschiedlich. Zunächst die Nutzung: Auf die Frage „Nutzen Sie derzeit Cloud-Dienste“ war die Antwort zu 99 Prozent „Nein“. Manche ergänzten dies noch mit dem Hinweis, derartiges sei auch in absehbarer Zeit nicht geplant. Nun reicht ja der Begriff „Cloud Computing“ vom visionären „IT aus der Steckdose“ (was immer hierin IT bedeuten soll) bis zu handfesten Angeboten in Prozessor-Sekunden und Gigabyte Speicher-Monaten. Die letztgenannten Angebote sind dabei die absolute Ausnahme und kommen nur bei zwei Anbietern vor. Ein großes Angebot  tummelt sich in dem Feld dazwischen und bietet nicht Computing an, sondern Anwendungs-Dienste. Diese laufen natürlich auf IT-Basis ab, sind aber viel mehr als reines Computing. Dessen grosse Zukunft soll hier nicht bestritten werden: Anwendungen von einem potenten Dienstleister zu beziehen, ist sehr attraktiv, soweit die erforderliche Netz-Bandbreite gegeben ist. Man kann damit vor allem das immer aufwendigere Entwicklungs-, Wartungs-, und Supportgeschäft einsparen, dem praktisch alle Anwender ausgesetzt sind. Office, ERP und andere Standard-SW sind symptomatisch. Hilfreich zum Cloud- Verständnis sind in Bild 1, von SmarterTools, zusammengestellte Kriterien:

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Anwendungs-Dienste versus IT-Infrastruktur

Man muss in der Cloud und damit in deren Abrechnung also zwischen Anwendungen und der reinen Computing Infrastruktur unterscheiden, die aus Rechnen, Speichern und Übertragen besteht und am Arbeitsplatz visualisiert wird – meistens durch Desktops und Sondergeräte (zum Beispiel Geldautomaten), seltener durch Ausdrucke. Die meisten Anwender sind sich dieses Unterschieds kaum bewusst, weil sie nur Standard-Anwendungen kennen und betrieblich vorgegebene Formate nutzen. Infrastruktur Dienste treten nur ins Blickfeld, wenn man bedeutende proprietäre Programmsysteme nutzt oder solche entwickelt. Eigenentwickelte Systeme für Bank-Buchungen, Börsen-Handel, proprietäre Stücklisten- Verwaltungen, Reise-Buchungen, Vertrieb- und Marketing, Chemische Produkt- Analyse, Lösungen für Statistik und Soziales sind Beispiele. Auch der öffentliche Sektor betreibt viele proprietäre Anwendungen, die oft aus vermeintlichen Besonderheiten entstehen; wirkliche Unterschiede in den öffentlichen Verwaltungs-Aufgaben sind ja kaum gegeben.

Worauf entfällt der Großteil des IT-Budgets?

Diese speziellen Anwendungen nutzen nur die IT-Infrastruktur des Anbieters. Weil die Aufwendungen für Programmentwicklung oder die Lizenzen vom Kunden direkt bezahlt werden, kann er diese aus der Cloud nicht bekommen. Bugdetmäßig ist der „dicke Brocken“, also im Aufbau und Unterhalt der leistungsfähigen Infrastruktur zu sehen. Eine seit Anfang 2009 durchgeführte Umfrage bestätigt eindrucksvoll, dass 50 bis 80 Prozent der IT Budgets auf diese IT-Infrastruktur entfallen. Dabei ist klarzustellen, dass diese nicht nur Grundstücke, Gebäude, Facilities, Sicherheit und Betriebspersonal umfasst sondern auch die IT-Geräte und die betriebsnotwendige Software wie Betriebssystem, Datenbank-System, Accounting-Systeme und einen Teil der Middleware. Bild 2 zeigt den Zusammenhang. Obgleich dieser große Teil der IT-Budgets sich wegen seiner Commodity Eigenschaften für die Cloud eignet, wird er von den Providern nur zögerlich angeboten. Lieber lässt man die Infrastruktur unbemerkt in die Anwendungs- Dienste einfliessen, die man dem Markt offeriert. Und auch manche Kunden schätzen es, wenn sie sich damit nicht näher befassen müssen, sondern in den Email-Diensten, SAP- oder CMS-Arbeitsplätzen usw. diese Kosten mit refinanzieren. Ob das dem IT-Budget gut tut, sei dahingestellt.

Was bedeutet „On-Demand“?

Oft wird mit Cloud Computing auch die Bezugsweise „nach Bedarf “ (OnDemand) impliziert. Wenn man etwas nach Bedarf nutzen und bezahlen kann, denkt man zum Beispiel an Strom- oder Telefon-Tarife. Neben dem Grundpreis werden die Hauptkosten verbrauchsabhängig in sehr kleinen Einheiten berechnet. Mietet man dagegen eine Wohnung, denkt niemand „nach Bedarf “. Man zahlt jeden Monat voll, ob man nun drin wohnt oder verreist ist; und das bis zum Vertragsende. Die „alten“ Cloud-Anbieter haben ähnliche Konditionen. Das kann man eigentlich nicht als „nach Bedarf “ bezeichnen. Nun sind neue Anbieter auf dem Plan. Nicht nur Google, Salesforce und Amazon, sondern auch viele kleinere Provider versuchen ähnliche Angebote. Sogar Unternehmen und Konzerngruppen denken daran, ihre zentrale IT so zu organisieren, dass der interne Endanwender seinen Bedarf frei skalieren kann. IBM spricht dann von der „private Cloud“, die mit der „public Cloud“ zur „hybrid Cloud“ zusammengeschaltet wird. Von Abrechnung ist dabei kaum die Rede. Doch wurde nicht der IT-Sozialismus schon vor 20 Jahren abgeschafft? Immerhin bietet einer der Grossen eine sehr detaillierte Preistabelle und sogar einen Tarifrechner an, damit man seine finanzielle Last im Vorhinein sauber abschätzen kann.

 
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Was bieten führende Anbieter heute?

Regelrechte Preislisten oder ähnliche Detailinformationen sind selten. Kunden-Verträge will man aus Elementen nach Art eines Baukastens zusammensetzen. Da der Kunde dazu alleine oft nicht in der Lage ist, werden die Verträge individuell verhandelt und rabattiert. Der Vertrieb will auch leben. Folgende Provider wurden unter die Lupe genommen:

  • 1-Dollar Hosting – Rackspace – Strato und andere als Beispiele typischer Domäne-Provider
  • AmazonWeb Services
  • Atos Origin internationaler IT-Dienstleister
  • Google Cloud Computing Service
  • Microsoft Azure – Services Platform
  • Hewlett Packard – Utility Sourcing Services
  • IBMCloud Computing bzw. Computing on Demand
  • Salesforce.com – CRM Software on Demand
  • T-Systems – individuelle Information and Communications Technology- Lösungen.

Fast bei allen kann man typische Anwendungen (Mail, ERP, CRM, Helpdesk usw.) als Cloud-Dienste abonnieren und bezahlt zum Beispiel:

  • ERP, CRM nach Anzahl der Teilnehmer/Arbeitsplätze, Verfügbarkeit, Komponenten-Bereitschaft, Antwortzeiten.
  • Mailboxen nach Grösse der Mail-Speicher, Verfügbarkeit, eigene oder gemeinsame Ordner, Adresslisten, Erreichbarkeits-Anzeigen, Mobile-Nachrichten, und ähnlichen Kriterien.
  • Datenbank-Betrieb nach Verfügbarkeit und Grösse

Das sind Vorhalte-Metriken für die bereitgestellte Kapazität, keine Verbrauchs-Einheiten nach Bedarf. Fast nie wird nach Anzahl Transaktionen, Datensätzen oder ähnlich typischen payas-you-go-Einheiten abgerechnet. Manche erklären das mit einem Trend zur Pauschalierung, ähnlich wie bei Telefon-Flatrates. Dem entgegen steht die erfolgreiche Praxis Einzelner, die kleine und kleinste Einzelverbrauche messen und abrechnen (können).

Abrechnung nach Bedarf

Mit Deep Computing bietet IBM eine aufsteigende Granularität („dynamisch“, „variabel“, „dediziert“). Diese reicht von mehreren Stunden pro Tag bis zur dedizierten Nutzung, wo man die grössten Blöcke kontrahiert. Mit diesen Angeboten kann man zum Beispiel eigene Rechenkapazität für Spitzenlasten ergänzen. Als Prozessoren stehen verschiedene Typen innerhalb der Systeme zur Auswahl, die individuell bepreist werden. Die sehr unterschiedliche Leistungsstärke dieser Rechenkerne ist von entscheidender Bedeutung für das Preis- Leistungsverhältnis und könnte in PVU (Programm-Wert-Einheiten, ein Begriff der IBM) gemessen werden, was aber zur Zeit nur für Software-Pricing eingesetzt wird. Speicherplatz wird fast nur in GB pro Woche angeboten. Voraussetzung ist ein Jahresvertrag mit bestimmten Grundleistungen einschliesslich VPN-Verbindung, eines Steuerungs-Knotens und eines speziellen Kommunikations-Portals. Der ausgehandelte Vertrag umfasst all diese und noch mehr Parameter in genauer Festlegung. Dabei werden Mengenrabatte eingeräumt. Insgesamt zeigt sich, dass dieses Angebot vor allem für technisch-wissenschaftliche Arbeiten von Interesse ist. Die neue Zusammenarbeit mit Amazon soll vor allem Entwicklern helfen und nutzt dabei die Elastic Amazon-Abrechnung nach Bedarf. Für die kaufmännische Cloud nennt dieser Anbieter bestimmte Anwendungen  aus dem Bereich Collaboration und Web 2.0. Als Preisbasis werden hier meist die Arbeitsplätze zugrunde gelegt.

Rahmenvertrag mit Festpreisliste

HP bietet einen Jahres-Rahmenvertrag mit Festpreisliste und monatlicher Abrechnung nach Verbrauch. Auch hier gibt es einen Internet-Zugriff zum Portal für Service-Aufträge nach Bedarf sowie Berichte über Kosten und Service Level. Man betreibt dafür Rechenzentren an fünf deutschen Standorten und beherbergt dort Serverfarmen. Speicher wird in sechs Klassen nach Leistung und Verfügbarkeit von 98 bis 99,99 Prozent angeboten, die man für mindestes 3 Monate und 50 GB kontrahieren muss. Die Bereitstellung erfordert 5 Tage. Der GB-Preis je Monat variiert nach Klassen von unter einem halben Euro bis fast zum zehnfachen Preis in der höchsten Klasse. Dazu kommen Kosten für den Verbindungs-Anschluss, Backup-Vorhaltung, weitere Zusatzdienste nach Bedarf und eine Einrichtungsgebühr. Bei der Rechenkapazität wird unterschieden nach virtuellen oder dedizierten Angeboten, die sich durch die Verfügbarkeit und die Leistungsstärke (Computing Power) unterscheiden. Die kleinste handelbare Einheit ist ein virtueller Anteil (wie groß?) an einem 500 MHz Prozessor der niedrigsten Verfügbarkeitsstufe plus 1 GB RAM für einen Monat. Die Preise beginnen bei 3 Monaten Mindestlaufzeit und 5 Tagen für die Bereitstellung zwischen 60 und 70 Euro und reichen etwa zum Fünffachen bei höheren Anforderungen. Dazu kommen Kosten für die Betriebs-Software. So beginnen die „Nach-Bedarf “- Angebote in der Größenordnung eines Vierteljahres. Bei dedizierten Nutzungen betragen  sie mindestens ein Jahr und sind meist auf mehrere Jahre angelegt.

Angebots-Chaos

Amazon offeriert neben Speicherplatz reines Computing in detaillierten Stärke-Stufen. Dabei ist die hauseigene Recheneinheit definiert als Stunde eines Prozessors von ca. 1 GHz auf 32-bit Plattform unter Windows oder Linux mit 1,7 GB Hauptspeicher und 160 GB Plattenplatz. Man kann von einer bis zu 20 Recheneinheiten pro Stunde beziehen und bezahlen, mit vielen definierten Zwischenstufen, so dass die meisten Anforderungen damit erfüllt werden könnten. Dabei skaliert der Preis pro Stunde degressiv, maximal um den Faktor acht. Neben dem separat buchbaren Speicherplatz – der nach vorgehaltenen GB Monaten berechnet wird – kann man auch den Datentransport ein – und auswärts in Anspruch nehmen und zahlt dafür Preise, die nach Einzeltransfer und Gesamt-Menge pro Monat oder Jahr gestaffelt sind. Außer dem Platz werden auch die I/O Anforderungen in die Preisstellung einbezogen. Eine Million davon kosten ebensoviel wie ein vorgehaltener GB-Monat. Mit Wiederherstellungs-Punkten kann man jederzeit ein Abbild seiner Platte auf einen Sicherungsspeicher kopieren, so dass man daraus Kopien der Systemumgebung für mehrere Anwender erstellen oder bei Problemen die eigene Umgebung restaurieren kann. Hierzu werden neben dem Datenvolumen auch die GET und PUT-Anforderungen berechnet. Die Preise für diese Art von Speicher beziehen sich auf echte Datenmengen und liegen dafür um die Hälfte höher als die reservierten Speicherpreise. Google und Salesforce bieten vor allem die Nutzung von Applikationen aus dem Office und ERP/CRM-Portfolio an und berechnen hierfür Jahrespreise je Teilnehmer. Ebenfalls gibt es Tarife für kleinere und grössere Gruppen von Anwendern, teils auch für die mobile Benutzung im Aussendienst. Reine Infrastruktur ist hier nicht im Angebot, allenfalls eine Environment-Plattform für Entwickler. T-Systems bietet die SAP-Plattform nach Benutzer-Monaten bei Mehr-Jahresverträgen, aber offenbar keine reinen IT-Infrastruktur-Dienste an. Jedenfalls war auf und nach der CEBIT keine Aussage dazu erhältlich. Ähnlich stellte sich Atos Origin dar. Fujitsu-Siemens setzt nachAngaben eher auf die Infrastruktur-Dienste; konkrete Abrechnungsmodelle waren jedoch nicht verfügbar.

Flat-Rates für die Cloud?

Der von einigen Anbietern behauptete Kunden-Wunsch nach festen Pauschalenstatt Verbrauchs-Abrechnung hat mehrere Gründe:

  • einmal sind die Kunden nach den früher recht hohen Pauschalen froh, wenn ihnen das Gleiche heute zu einer niedrigeren Flatrate geliefert wird. Sie nehmen nicht wahr, wenn die allgemeine Kostensenkung bei IT eine noch grössere Senkung ermöglichen würde. So gewinnen beide Seiten, wie es auch bei der Telekom Liberalisierung zu beobachten war.
  • außerdem ist es bequemer, wenn man keine Einzel-Posten prüfen, rechtfertigen und begründen muss, sowohl dem Lieferanten wie auch den Abnehmern im eigenen Haus gegenüber.

Mindestens ein Anbieter setzt aber genau auf die gegenteilige Kundenreaktion und bietet sehr fein gestückelte Abnahme-Modi an. Als Nachteile sind vor allem zu beachten, dass:

  • Pauschalen keine verbrauchsabhängigen Kosten verursachen, sondern auch bei Nicht- oder Geringnutzung bezahlt werden müssen.
  • Flatrates in ihrer Summe sicher teurer sind, als Einzelabrechnung. Sonst könnten die Anbieter ihr Kosten nicht decken.
  • es für die einzelnen End-Nutzer kaum Anreize zu preisbewusster IT-Nutzung gibt.
  • man Mehrbedarf nur mit zeitlicher Verzögerung in Anspruch nehmen kann.
  • der Mehrbedarf oft nur zu höheren Preisen erhältlich ist, bei Plötzlichkeit sogar viel teurer ist.

Oft werden daher wie beim Telefon oder Strom ein Grundpreis und zusätzliche Verbrauchs-Einheiten in den Vertrag aufgenommen. Der Cloud entspräche es, wenn diese Hürde fällt. Nur ein  Dienstleister bietet seine Units ausdrücklich ohne solche Verpflichtung an.

Zusammenfassende Bewertung

Amazon hat offenbar den Cloud Gedanken am konsequentesten umgesetzt. Sie haben mit der feinsten Granulierung und den niedrigsten Einstiegsschwellen die Hürden für echtes Cloud Computing so tief gelegt, dass der eine oder andere wohl sogar aus laufenden Verträgen aussteigen möchte, um mit diesen günstigen Konditionen immer noch besser zu fahren, als den bestehenden Vertrag zu Ende zu nutzen. Auch HP hat einen sehr detaillierten Baukasten, der aber wegen seiner Komplexität und den Bereitstellungszeiten nicht ganz so einladend ist und wohl eher von grösseren Unternehmen akzeptiert wird. Ebenso ist die Richtung der IBM einzuordnen, die zwar mit ihrem Angebot und der Amazon-Liaison praktisch alles umfasst, aber mit der Zentrierung auf individuelle Verträge in erster Linie grosse und sehr grosse Kunden ansprechen will. Die Gruppe der typischen Hosting-Anbieter sind rund um den Globus schon seit Jahren bekannt und differenzieren sich derzeit durch immer ausgefeiltere Einstiegs-, Aufstiegs- und Sonder-Angebote, die man auch als einen Sektor der Cloud ansehen kann. Google und Salesforce sind klar auf bestimmte Anwendungen fokussiert und ähnlich dürfte sich auch Microsoft mit dem Azure Angebot positionieren. Typische IT-Dienstleister wie T-Systems, Siemens, Atos Origin nutzen derzeit lediglich das Etikett „Cloud“ und bieten sowohl Infrastruktur wie auch ERP- und andere Anwendungen in Formen an, die der Cloud vergleichbar sein könnten, wenn es eine entsprechende Abrechnung gäbe. Aus den Angaben der Nutzer und Dienstleister in unserer Umfrage ist zu erkennen, dass die Infrastruktur-Abrechnung  noch kaum „on-demand“ erfolgt. Sie wird zwar so genannt, ist aber zu grobkörnig.

Fazit

Ein einziger Anbieter kommt schon heute dem echten Bedarfs-Computing nach. Weil er die abrufbaren und zu bezahlenden Abrechnungs-Einheiten sehr klein gehalten hat, bezahlt man wirklich nur, was man nutzt. Ein anderer folgt diesen Kriterien mit einem gewissen Abstand. Bei allen anderen werden kleinere oder grössere Kapazitäten bereitgestellt, die der Kunde fest abnehmen muss und nach eigenem Belieben nutzen kann. Das bedeutet zum Beispiel: auch wenn der Server den ganzen Monat nicht genutzt wird, ist der Preis dennoch fällig. Grundgebühren und Einmal-Preise bilden weitere Hürden. Bei kurzfristigem Überschreiten der vereinbarten Kapazitäten kommen dann entweder grössere Anmeldefristen von mehreren Stunden und Tagen oderdeutlich höhere Preise oder beides hinzu. Verglichen mit den Angeboten der Strom- oder Telekommunikations-Anbieter sind diese Abnahme-Stufen noch weit entfernt von einem bedarfsgesteuerten Angebot. Gegenüber vor 10 oder auch 5 Jahren sind jedoch deutliche Fortschritte zu erkennen, weil die Abschluss-Einheiten kleiner geworden sind.

Ausblick

Obgleich unsere Umfrage erneut bestätigt, dass die Infrastruktur der finanziell bedeutendste Anteil im IT-Budget ist, sind die Cloud-Angebote hierzu gering. Da man mit der Nutzung von Cloud-Anwendungen neben den reinen Entwicklungskosten auch den dazu benötigte Infrastruktur-Betrieb einsparen kann, wirdman diesen Teil des internen Bedarfs stark in die Cloud verlagern. Auch wird ein Sog eintreten, noch mehr Cloud-Anwendungen oder Mashups anstelle von Eigenentwicklungen einzusetzen, so dass auch der Bedarf an eigener Infrastruktur für den laufenden Betrieb abnehmen wird. Als Gegentendenz ist vor allem auszumachen, dass weiterhin große Bedenken bestehen, wichtige Daten, Programme und Prozesse der eigenen Aufsicht zu entziehen und „fremden“ Dienstleistern komplett anzuvertrauen. Ob es geeignete Sicherheits- und Datenschutz-Maßnahmen geben wird, die diese Bedenken dauerhaft ausräumen, wird spannend. Während beim Strom dieses Problem kaum besteht, zeigt schon der Telefon- und Email-Verkehr, wie sensibel diese Frage – erst recht bei Daten – zu handhaben ist. Als Herausforderung für die nächsten Jahre weist SmarterTools auf die Cross-Cloud-Verträglichkeit hin. Wie die Betriebssystem-Plattformen im Internet ihre Begrenzungswirkungen verlieren, dürfte es auch beim Cloud Computing entscheidend werden, dass der Kundenbedarf nicht an der Grenze eines Cloud-Anbieters halt machen muss. Für die Abrechnung stellen sich damit neue Aufgaben, die ähnlich dem Roaming bei Mobil-Telefonie gelöst werden müssen. Spannend wird auch, ob sich eher die feingranulierten Angebote oder die gröberen Kapazitäts-Verkäufe und Flat- Pauschalen im Markt bewähren. Die Erfahrung aus dem Banken- und Strommarkt sprechen für die eine, der Telekom-Markt für die andere Entwicklung. Denkbar ist, dass die Fein-Abrechnung für Infrastruktur-Dienste und Flatrates für Anwendungen bevorzugt werden. So ist heute die Bedarfs-Abrechnung für Cloud Computing-Dienste noch kaum brauchbar. Wer auf eine IT als Daseinsvorsorge aus der Cloud hofft, wird ebenso enttäuscht werden, wie  vom (IT-)Sozialismus. Der neu aufkommende Wettbewerb wird dafür sorgen und die Kunden sollten ihn heftig nutzen.

DIPL.-ING. JOCHEN K.MICHELS

Die Übersicht der Anbieter finden Sie nur in unserer Print-Ausgabe

Diesen Artikel finden Sie auch in der Ausgabe Juni 2009 des itmanagemant .

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