Marktradar

Die richtige Automatisierungslösung für Robotik-Projekte

RobotikDer Einsatz virtueller Arbeitskräfte mittels Robotic Process Automation entfesselt beinahe unerschöpfliches Optimierungspotenzial für Finanzinstitute. Drei Faktoren sind für den Erfolg besonders wichtig: die Auswahl der richtigen Vorgehensweise und individuell passendsten Automatisierungslösung sowie technisches- und prozessuales Know-how.

Zusammen mit Kunden hat Synpulse bei Evaluationsprojekten Robotik-Lösungen identifiziert, die individuell zu den Klienten passen. Es zeigte sich: nicht alle Produkte sind für alle Finanzdienstleister gleichermaßen geeignet. Die Ergebnisse hat Synpulse in einem Marktradar zusammengefasst, der als Orientierungshilfe Evaluationsverfahren beschleunigen kann. Die meisten Softwareanbieter berufen sich nicht nur auf ihre Stärken, sondern versuchen, unumschränkt Marktanteile zu gewinnen, ohne dass ihr Produkt tatsächlich geeignet ist. Eine kundenspezifische Evaluation ist deshalb unentbehrlich. Der Marktradar kann eine Anwendungsfall spezifische Evaluation nicht ersetzen, hilft aber, diese zu beschleunigen und bietet Orientierung im komplexen Markt der Robotic Process Automation (RPA)-Software.

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Eine markterprobte Evaluationsmethode

«Package System Definition» bezeichnet eine Phase der von Synpulse entwickelten SPEEDmethod (Bild 1). Ihr Ziel ist es, durch eine Evaluation die richtige Software-Lösung für einen Finanzdienstleister zu finden. Mit vordefinierten Lieferobjekten, Aufgaben und Einzelschritten führt die Methode durch den Prozess vom Erarbeiten einer Marktübersicht mittels «Requests for Information» (Informationsanforderung) bis zur Erarbeitung der Selektionskriterien. Anhand der Informationen aus den «Requests for Proposal» (Vorschlagswesen) führt die Methode dann durch einen Selektions- und Evaluationsprozess zum Ergebnis. Mit dieser «Package System Definition»- Phase konnte für RPA-Produkte eine Marktevaluation vollzogen werden.

Die entscheidenden Kriterien 

Aus dem Evaluationsverfahren ergaben sich neun Bewertungskriterien (Bild 1). Die ersten sieben sind darauf ausgerichtet, das derzeitige Angebot von Robotik-Lösungen zu beurteilen, während die beiden letzten das Potenzial der Lösungen aufzeigen.

Angebotsreife und Zukunftspotenzial der untersuchten Software-Produkte

Bild 1: Angebotsreife und Zukunftspotenzial der untersuchten Software-Produkte (Quelle: Synpulse)

Funktionsumfang und Reife

An erster Stelle steht bei der Selektion einer Robotik-Software der Funktionsumfang. Die Bandbreite reicht von einfacher Bedieneroberflächen-Automatisation und «Screen Scraping»2 bis zum Einsatz Künstlicher Intelligenz und Selbstlernmechanismen. Zudem kann der Ansatz nur in einzelnen Prozessabschnitten (z. B. nur Backoffice) oder entlang der gesamten Prozesskette erfolgen. Die Anbieter unterscheiden sich hier beträchtlich.

Skalierbarkeit der Roboter

In einem agilen Umfeld, z. B. bei Anwendung von RPA, soll eine schnelle Replikation von Robotern möglich sein. Dies gilt einerseits für die Multiplikation von Robotern, welche die gleiche Aufgabe übernehmen. Anderseits gilt dies auch für die Wiederverwendung von Roboterkomponenten in neuen Robotern. So vereint man wachsendes Volumen mit neuen Bedürfnissen.

Wartungsintensität

Intelligente Robotik-Software muss bei System- und Releasewechseln nicht komplett neu konfiguriert werden. Vielmehr schaffen es die besten Produkte, Neuerungen selbst zu erkennen und upzudaten. So lässt sich der Wartungsaufwand für die im Einsatz stehenden Roboter reduzieren.

Architekturintegration

Eine wesentliche Eigenschaft von Robotik-Software ist, dass sie minimalinvasiv ist. Sie lässt sich einfach zur bestehenden Systemlandschaft hinzufügen und ist ohne programmierte Schnittstellen einsetzbar.

Benutzerfreundlichkeit

Typischerweise sind RPA-Tools kompatibel mit gängigen IT-Systemen und -Prozessen. Einige Produkte lassen sich mittlerweile frei von Programmiercodes konfigurieren.

Erlernbarkeit und Dokumentation

Viele Finanzinstitute wollen möglichst bald eigenständig Roboter entwerfen und einsetzen. Eine einfache Handhabung des Produktes ist daher eminent wichtig. Voraussetzung bildet, neben einer User-Dokumentation der RPA-Software, eine Plattform mit dem Zugang zu einer RPA-Community und weiteren Lernmaterialien (Video Tutorials, E-Learning etc.).

Sicherheit, Revisionsfähigkeit und Analytik

Sicherheit und Revisionsfähigkeit sind für Finanzdienstleister besonders wichtig. Die Robotik-Software eines Finanzdienstleisters muss daher eine uneingeschränkte Dokumentation der automatischen Tätigkeiten ermöglichen. Jedoch fehlen noch die Grundvoraussetzungen für die Nachvollziehbarkeit automatisierter Schritte und eine revisionsgerechte Handhabung von «Logs» – den Protokollen von Ereignissen eines Programms. Darüber hinaus sind Metriken und Auswertungen hilfreich, wenn es darum geht, Service Levels von Robotern zu überwachen und einen Prozess zu verfolgen.

Marktdurchdringung in der Finanzindustrie

Einige Produkte sind in der Finanzindustrie bereits stärker etabliert als andere. Die Marktanteile und die Anzahl der Referenzkunden im Banken- und Versicherungssektor geben eine Indikation, ob eine Anwendung in diesen Industrien bereits erweitertes Business Know-how aufgebaut hat.

Vision und Strategie

In einem sich ständig weiterentwickelnden Technologiemarkt sind der Ausblick einer Unternehmung und die damit verbundenen Investitionsmöglichkeiten in die Produkte entscheidend. Ein Robotik-Marktführer von heute kann ohne Investitionen in Forschung und Entwicklung bereits morgen weit zurückfallen. Der Zugang zu Kapital, der Anteil des Umsatzes und die Gesamtsumme, die in Forschung und Entwicklung fließen, sind Indikatoren. Beurteilt wurde darüber hinaus, wie effizient sich diese Investitionen in neuen Funktionalitäten widerspiegeln.

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Fünf empfehlenswerte Software-Produkte

Mit «Automation Anywhere», «UiPath» und «Blue Prism» wurden drei etablierte Software-Produkte identifiziert, die für Finanzdienstleister besonders geeignet sind. Mit «WorkFusion» und «Kofax Kapow» sind nun weitere Anwendungen dabei, größere Marktanteile zu gewinnen (Bild 2).

Erfüllung der Bewertungskriterien der untersuchten Software-Produkte

Bild 2: Erfüllung der Bewertungskriterien der untersuchten Software-Produkte (Quelle: Synpulse)

1. Automation Anywhere ist der am stärksten etablierte Anbieter von RPA-Software auf dem Financial Services Markt. Insbesondere erfolgt dabei eine Anwendung im Backoffice – bei Banken zur Umsetzung von Anwendungen jeglicher Komplexität. Für die Implementierung sind tiefere Programmierkenntnisse erforderlich.

2. UiPath überzeugt in seiner Anwendung v.a. durch schnelle Integration in eine bestehende Architektur. Abgerundet wird dies durch eine hohe Entwicklerfreundlichkeit, da die Implementierung größtenteils über das visuelle Prozess Design statt durch die Verwendung einer Programmiersprache erfolgt. Durch die «Open Community» erhält man direkten Zugang zu einem breiten Spektrum an unterstützendem Material, wie Videotutorials und einem Forum zum direkten Austausch mit erfahrenen Anwendern.

3. Blue Prism stellt eine sehr stabile Lösung dar. Der Aufbau ermöglicht eine hohe Skalierbarkeit der Anwendung auf weitere Backoffice-Prozesse. Der Zugang zu Informationsmaterial ist jedoch nur über eine direkte Lizenzierung möglich und die Zertifizierung stellt eine Eintrittsbarriere dar.

4. WorkFusion bietet für die Financial-Services-Branche eine künftig interessante RPA-Anwendung. Besonders stark ist sie im Bereich Analytics und bei den kognitiven Fähigkeiten der Roboter. Die RPA-Lösung wird umsonst vergeben, dafür ist man für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Selbstlernmechanismen an das Angebot von WorkFusion gebunden.

5. Kofax Kapow ist der Herausforderer, der sich noch beweisen muss. Er hat seine Wurzeln in der Internet-Datenextraktion und hat damit einen großen Vorsprung bei webbasierten Anwendungen. Er unterscheidet sich – aus architektonischer Perspektive – durch einen virtuellen Agenten, der auf dem Desktop installiert wird und der mit dem zentralen Server kommuniziert, von dem aus alle Roboter betrieben werden können.

Die meisten Robotik-Unternehmen sind reine Softwareanbieter. Deshalb macht es für eine Bank oder Versicherung Sinn, sich mit einer Service-Unternehmung zusammenzutun, die sich in der Branche und mit den Anbietern auskennt. Da RPALösungen keinesfalls der Definition von «one-size-fits-all» entsprechen, kann sich eine falsche Wahl als kostenintensiver Fehlentscheid herausstellen. Ein Vergleich mit anderen Industrien eignet sich für Finanzdienstleister nicht, da hier besondere Kriterien aus der Sicht von Revision, Sicherheit und Regulation zu beachten sind. Eine systematisch getroffene Entscheidung hilft, spätere Kostenfallen zu vermeiden und schon in einer frühen Phase die notwendige Managementund Mitarbeiterunterstützung zu etablieren.

Autoren:

André H. BurgerAndré H. Burger, Managing Director bei Synpulse

 

 

David SteigerDavid Steiger, Associate Partner bei Synpulse

www.synpulse.com
 

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