Prozessoptimierter Fahrzeugbau bei Dammann|Der Erfolg steckt im Detail

Dammann HighlanderDurch den Einsatz der ERP-Suite PSIpenta kann der norddeutsche Fahrzeug- und Gerätebauer Herbert Dammann GmbH seinen hochkomplexen Fertigungsprozess erfolgreich optimieren und automatisieren. Die Software sorgt für maximale Flexibilität in der Produktion, davon profitieren vor allem die Kunden von Dammann (Foto: Highlander von Dammann).

Der 130-Mitarbeiter-Betrieb stellt Pflanzenschutzgeräte für den landwirtschaftlichen Bereich sowie Enteisungsgeräte für Kommunen und die Luftfahrtindustrie her. Wenn etwa Landwirte Pflanzenschutzmittel versprühen oder Airports Landebahnen enteisen, kommen weltweit Dammann-Fahrzeuge zum Einsatz.

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Präzision senkt Kosten

Die Kunden schätzen die hohe Präzision der Produkte. „Wir können ein Schnapsglas Flüssigkeit auf bis zu einem Quadratmeter Fläche verteilen. Und das bei einer Vorfahrtsgeschwindigkeit von 10, 12 und mehr Stundenkilometern,“ so Lars Meinking-Dammann, im Unternehmen zuständig für das Produkt- und Qualitätsmanagement. Da die verwendeten Sprühmittel oft sehr teuer sind, sparen die Kunden durch den höchst effizienten Einsatz bares Geld.

Diese Exaktheit ist es aber nicht allein, die den Fahrzeugbauer zu einer globalen Markenbekanntheit und einer 45-prozentigen Exportquote geführt hat. Ebenso ist es die hohe Produktindividualität, die den Erfolg von Dammann begründet: Stollenbereifung oder Blockbereifung, Zweifach- oder Quadrodüsenträger, 10.000-Liter-Fass oder 12.000-Liter-Fass: „Wir sind imstande, nahezu sämtlichen Kundenwünschen zu entsprechen, und fertigen gewissermaßen als Manufaktur“, berichtet Betriebsleiter Frank von Bargen.

Expansion zeigt dem Altsystem die Grenzen auf

Aufgrund der stetig wachsenden Nachfrage nach immer komplexer werdenden Geräten wuchs das Familienunternehmen rasant und erweiterte folglich seine Produktionskapazitäten. Es investierte in ein neues, größeres Firmengelände. Bei dieser Expansion stieß man jedoch bald IT-seitig an seine Grenze. „Wir hatten unsere Mitarbeiterzahl innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt. Spätestens jetzt war klar: Wir benötigen ein neues ERP-System“, so von Bargen.

Dammann Classic

Bild: Die Maschinenbaufirma Dammann entwickelt, produziert und vertreibt technische Systeme in den Bereichen Fahrzeugbau, Airporttechnik und Pflanzenschutztechnik (Foto: Dammann).

Händische Bestandsführung abgeschafft

Vor der Einführung des neuen ERP-Systems waren insbesondere die Prozesse im Rahmen der Materialbeschaffung nicht ausreichend effizient organisiert. So gingen die Mitarbeiter zu Fuß durchs Lager, prüften die Bestände und ermittelten aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungswerte die Mengen der zu bestellenden Teile. „Mit Hilfe von Excel-Listen wurde quasi manuell und visuell disponiert. Die Kollegen konnten nur auf Grundlage ihres Fachwissens beziehungsweise ihrer Erfahrungen ungefähr abschätzen, welche Teile in welchem Umfang vorrätig sein mussten. Der gesamte Einkauf beruhte also gewissermaßen auf Augenmaß“, erinnert sich IT-Chef Marko Lemmel. Die Lagerverwaltung funktionierte nach demselben Prinzip: „Wir checkten die Vorräte und erfassten die Bestände manuell. Das war alles sehr umständlich. Außerdem wurde der Verwaltungsaufwand für die Pflege der Lagerlisten immer größer und entsprechend fehleranfälliger“, erläutert Lemmel.

Seit der umfassenden Modernisierung mittels des ERP-Standards PSIpenta, gehören diese doch recht aufwendigen Prozesse der Vergangenheit an. Aufträge und Materialwirtschaft fließen jetzt ineinander, Stücklisten lassen sich automatisch verwalten und sämtliche Prozesse – von der Bestellung über die Fertigung bis hin zu Lieferschein und Rechnung – greifen im neuen ERP von PSIpenta nahtlos ineinander. „Bei Neuaufträgen lautet mittlerweile unsere Zielvorgabe, spätestens fünf Tage vor Produktionsstart das gesamte Material für ein neues Gerät beziehungsweise Fahrzeug zur Verfügung zu haben. Und das bekommen wir in der Regel auch hin“, berichtet IT-Leiter Lemmel.

Variantenverwaltung jetzt automatisiert

Vor dem Hintergrund der Vielzahl möglicher Produktvarianten, die bei der Auftragsfertigung in Betracht kommen, wurde der komfortablen und flexiblen Variantenverwaltung bei der Auswahl des neuen ERP-Systems eine hohe Priorität beigemessen.

So wird bei der erstmaligen Fertigung eines Geräts oder eines Fahrzeugs zunächst die jeweilige Produktkonfiguration als Standardstückliste im System definiert und neu angelegt. Diese Stückliste steht für Folgeaufträge abrufbereit zur Verfügung und deckt bereits durchschnittlich mehr als 90 Prozent aller benötigten Teile des jeweiligen Produkts in der Materialwirtschaft ab.

Ändert sich bei anschließenden Aufträgen aufgrund individueller Kundenwünsche die Produktkonfiguration nur minimal, zieht dies in der Regel einen erheblichen IT-Aufwand nach sich. „Heruntergebrochen bis zur letzten Schraube“, so Betriebsleiter von Bargen, „können nämlich die Stücklisten bestimmter Bautypen, wenn man sämtliche möglichen Produktkonfigurationen berücksichtigt, theoretisch bis zu 25.000 Zeilen umfassen.“

Um die Komplexität der Produktkonfiguration auf ein Minimum zu reduzieren, bietet die ERP-Suite von PSIpenta daher die Möglichkeit, die individuellen Produktmerkmale im System so zu filtern, dass sich der Umfang der jeweiligen Stücklisten auf lediglich etwas mehr als 2.000 Zeilen beschränkt.

„Der Produktkonfigurator mit seinem komfortablen Filtersystem ist eine der absoluten Stärken von PSIpenta/ERP.“ Hierzu ein Beispiel: Wünscht der Kunde etwa eine lila Lackierung seines Fahrzeugs, reicht ein Mausklick und sofort ist diese Variante im System in der entsprechenden Farbe angelegt. „Im nächsten Schritt wird automatisch vom ERP aus 30 Liter dieser entsprechenden Farbe beim jeweiligen Lieferanten bestellt“, erläutert Lemmel. Da alle sonstigen theoretisch zur Verfügung stehenden Optionen bezüglich der Farbgebung jetzt nicht mehr in Betracht kommen, fallen sie nach Abschluss der Produktdefinition vollautomatisch durch ein Raster und der Umfang der Stücklisten reduziert sich entsprechend. Genauso verhält es sich bei der technischen Ausstattung der Fahrzeuge: Bestellt der Kunde für sein Fahrzeug zum Beispiel ein 10.000-Liter-Fass, fallen sofort alle möglichen 12.000-Liter-Konfigurationen im System weg, da sie nicht mehr benötigt werden. Das regelt das ERP automatisch. Der Verwaltungsaufwand für die Stücklisten beschränkt sich somit auf ein absolutes Minimum.

CAD-Anbindung verschlankt Prozesse

Darüber hinaus profitiert Dammann von einer Flexibilität des Systems, die über den reinen Produktionsprozess hinausgeht. Denn die ERP-Suite ermöglicht auch für eine barrierefreie Verknüpfung mit der Konstruktion. So fertigen die Ingenieure im CAD ihre Zeichnungen an. Parallel dazu pflegen sie die Artikel und Stücklisten ein. Auf Knopfdruck werden diese Daten dann in die Beschaffung übergeben. Ähnlich komfortabel funktioniert dieser Prozess bei der Erstellung des Ersatzteilkatalogs, hier lassen sich ebenso einfach neue Teile anlegen.

Wichtig war für das mittelständische Unternehmen zudem, „dass sich das neue ERP-System unserer Arbeitsweise anpassen lässt und wir uns hier nicht komplett verdrehen und in eine Software haben reinzwängen müssen“, so IT-Leiter Lemmel. Beispielsweise im Vertrieb: Hier hat sich das Unternehmen eine eigene Einstiegsmaske für die Kundenvorgänge angelegt. „Bei den Verkaufsgesprächen unterhalten sich Fachleute mit Fachleuten. Denn unsere Fahrzeuge sind derart komplex, dass der Verkauf viele Fragen parallel klären muss. Deshalb haben wir die Standardkonfiguration verändert“, berichtet Lemmel und ergänzt: „In einem anderen System hätte das vielleicht ein Pflichtenheft erfordert und eine kostspielige Anpassung nach sich gezogen. In der Zusammenarbeit mit den Consultants von PSIPENTA aber klären wir das kurz ab und schon nach zwei Tagen ist die Anpassung erledigt.“ Ähnlich unkompliziert verlief die Softwaremodifikation im Servicemanagement, das sich bei Dammann ebenfalls sehr komplex gestaltet.

Leitstand als nächster Schritt

Nachdem die niedersächsischen Fertiger mittels PSIpenta ihre Prozesse auf Vordermann gebracht haben, schätzen sie an dem System nun auch die dadurch gewonnene zusätzliche Flexibilität. Dammann produziert sämtliche Fahrzeuge auf einem Band, kann aber dank PSIpenta dennoch je nach Situation in die laufenden Prozesse eingreifen. „Wenn sich ein Auftraggeber etwa kurzfristig überlegt, die serienmäßigen Scheinwerfer durch Xenon-Modelle ersetzen zu wollen, so können wir das auch kurzfristig noch umsetzen, selbst wenn das Fahrzeug schon auf dem Band steht. Das wissen unsere Kunden zu schätzen“, sagt Betriebsleiter von Bargen.

Die Entscheidung für den Berliner Softwareanbieter PSIPenta und seine Software nennt Lemmel „rundum richtig“. In Zukunft beabsichtigt Lemmel, die Vielzahl der Möglichkeiten der Software noch weiter auszuschöpfen. Dabei stehen vor allem die Themen Dokumentenmanagement und Kapazitätsplanung auf der Agenda. Als nächster Schritt ist bereits ein Leitstand fest eingeplant. Mit dessen Hilfe wird die Produktionsreihenfolge optimiert. Die detaillierten Eingriffe und Automatisierungsmechanismen werden sicherlich erneut für einen maximalen Nutzen bei dem sehr erfolgreichen norddeutschen Mittelständler sorgen.

Über Dammann
Die Herbert Dammann GmbH wurde als Maschinenbaufirma am 15. März 1979 von Herbert Dammann gegründet, seine Tochter Nadine führt den Betrieb nun fort. Schwerpunkte sind Entwicklung, Produktion und Vertrieb technischer Systeme in den Bereichen Fahrzeugbau (Kommunalsprayer, Gleissprühanlagen, Unimog-Aufbauten), Airporttechnik und Pflanzenschutztechnik (Pflanzenschutzgeräte, Obstbausprühgeräte), außerdem ist das Unternehmen Unimog-Service-Partner von Mercedes-Benz. In der 10.000 Quadratmeter großen Produktionsstätte im Gewerbegebiet Buxtehude-Hedendorf sind alle Werksprozesse vereint. 2014 wurde das Werk um 3.000 Quadratmeter erweitert. In Zusammenarbeit mit Mercedes-Benz werden dort auch eigene Trägerfahrzeuge entwickelt, die „DAMMANN-tracs“.

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