Digitalisierung: Ende oder Initialzündung für berufliche Weiterbildung?

FragezeichenDie Prognosen, wie die Digitalisierung unser Leben verändert, reichen von düster bis inspirierend und hoffnungsvoll: Fallen bald unzählige Jobs weg, da Roboter und Software-Lösungen diese noch präziser und verlässlicher übernehmen können?

Werden wir – privat wie beruflich – so entlastet, dass Burnout und Stress bald der Vergangenheit angehören und wir uns endlich den für uns wirklich wichtigen Dingen widmen können? Die Theorien gehen hier stark auseinander. Doch eines ist klar: Vieles, was bisher menschlicher (Inter-)Aktion bedurfte, wird in Zukunft per Klick oder völlig automatisiert geschehen. Das betrifft auch die berufliche Weiterbildung. 

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Wie wird Lernen im beruflichen Kontext in Zukunft stattfinden? Was ist bereits jetzt anders? Müssen Trainer, Coaches und Referenten um ihren Job bangen, weil Mitarbeiter in naher Zukunft nur noch online lernen? Schließlich ist Wissen mittlerweile dank der Digitalisierung viel schneller, einfacher und aktualisierter verfügbar. Hierzu haben die Haufe Akademie fünf Thesen entwickelt.

These 1: In der Digitalisierung schlägt Vielfalt Komplexität

Wissen hat eine immer geringere Halbwertszeit, Märkte entwickeln sich rasant und die Welt scheint immer komplexer. Die Digitalisierung bedeutet für das unternehmerische Lernen aber auch eine nie dagewesene Vielfalt an Möglichkeiten: Im Wissensdesign, durch Qualifizierung – on- und offline – und dadurch, dass Wissensberge durch digitale Methoden nach Bedarf, Relevanz und Aktualität gefiltert werden können. So wird Lernen 4.0 zu einem der Kernelemente für Unternehmenserfolg!

These 2: Lernen braucht Begeisterung und Menschen, die diese vermitteln

Wo immer mehr Wissen jederzeit online verfügbar ist und Mitarbeiter immer häufiger selbst entscheiden können, wo, wie und was sie lernen, gleichzeitig die Herausforderungen für Unternehmen zunehmen (Fachkräftemangel, VUCA-Welt, Ansprüche an den Arbeitgeber), braucht es mehr denn je Menschen, die die Komplexität reduzieren, Wissen vermitteln, zum Handeln begeistern und motivieren. Genau das ist die Aufgabe von Trainern, Coaches und Referenten. Denn was bringt ein Lernmanagement-System, das gegebenenfalls kaum genutzt wird, weil die Relevanz in den bereitgestellten Inhalten nicht gegeben ist oder von den Lernenden nicht gesehen wird? Persönlicher Kontakt und Begeisterung sind wahre Wundermittel gegen anonyme Interessenlosigkeit und Unverbundenheit und werden somit zur neuen Erfolgswährung für Unternehmen.

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These 3: ‚Learning on demand‘ wird eine unternehmerische Aufgabe

Eigenes digital aufbereitetes Wissen, das nah am Unternehmen und somit am Mitarbeiter ist, unterstützt die Unternehmensziele maßgeblich und ist sinnvoller als die oft ausufernde Suche im World Wide Web. Die Möglichkeit, Wissen zu digitalisieren und zu personalisieren, wird für Unternehmen immer wichtiger. Hierzu braucht es kluge Köpfe in der Personalentwicklung, die Unmengen an Wissen nach Relevanz, entsprechend dem konkreten Unternehmensbedarf, durchforsten und sinnvoll aufbereiten. Sie werden im Lernen 4.0 zu Koordinatoren von Wissens- und Kompetenzvermittlung im Auftrag der Unternehmensziele.

These 4: Berufliche Entwicklung wird immer persönlicher

In der modernen Qualifizierung geht es nicht mehr nur um fachliche Skills, sondern immer mehr um Entwicklung der Persönlichkeit. Heutzutage müssen Menschen umfassender befähigt werden, um mit den sich ständig verändernden Anforderungen umgehen zu können. Im Fokus effektiver und moderner Weiterentwicklung steht personalisierte Wissensvermittlung, in Kombination mit Lerncoaching, Moderation, Begleitung und Unterstützung im persönlichen Entwicklungsprozess. Dieser kann nicht zu 100 Prozent automatisiert oder digitalisiert werden, denn es ist ein zutiefst persönlicher und intensiver Prozess – hier haben Trainer und Coaches ein enorm wichtiges Handlungsfeld, das ihnen kein Roboter streitig macht.

These 5: Die Zukunft des Lernens ist digital UND analog, doch vor allem interaktiv

Oft werden digitale und analoge Formate konkurrierend miteinander verglichen und die Frage schwebt im Raum, ob Präsenzveranstaltungen überhaupt eine Überlebenschance haben. Ich bin davon überzeugt, dass Ergänzung der Weg zum Erfolg ist, nicht Ersatz. Die sinnvolle Verknüpfung von Präsenzveranstaltungen und digitalen Trainingsbausteinen – das sogenannte „Blended Learning“ – vereint die Vorteile beider Formate: zum einen den direkten, persönlichen Ansprechpartner und intensive Kollaboration und Feedback, zum anderen flexibles, orts- und zeitunabhängiges Lernen, das jederzeit geschehen kann und individuelle Anforderungen bestmöglich adressiert. Zudem sollte die Zukunft des Lernens interaktiv gestaltet sein. Interaktivität wirkt wie ein Wundermittel gegen das Vergessen. Und erst wenn der Kompetenztransfer in die Praxis und die Anwendbarkeit von neuem Wissen gesichert sind, zahlen sich die Investitionen in Weiterbildung für Unternehmen erst richtig aus.

Die Grund-Voraussetzung für Lernen 4.0: Bereitschaft zum Wandel und zur Offenheit

In vielen Bereichen gilt heute: Digital transform or die. In Bezug auf Lernen 4.0 müssen Unternehmen das so auslegen, dass sie in ihrer Personalentwicklung wegkommen von reiner Verwaltung von Lernformaten, hin zu qualitativer Recherche im Markt und im Unternehmen, zum Begeistern der Mitarbeiter und zum Bereitstellen zeitgemäßer Kompetenzentwicklungs- und Qualifizierungsmaßnahmen. Dafür braucht es grundmenschliche Eigenschaften der Empathie und einen Blick für das große Ganze. Das ist es, was moderne berufliche Weiterbildung auszeichnet und wodurch sie zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für Unternehmen wird.

Christian Friedrich, Bereichsleiter Digital Learning Solutions bei der Haufe Akademie. 

20.09.2017, 13:00 – 13:30 Uhr – Vortrag auf der Zukunft Personal 2017, Weiterbildungshalle Lernen 4.0 – Lerntransfer im digitalen Zeitalter: Wissens- und Kompetenzaufbau im Berufsalltag nachhaltig integrieren mit Christian Friedrich

www.haufe-akademie.de
 

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