KI: Technologie im Brennpunkt

Wir müssen die KI-Technologie demokratisieren

Deutschland will an die Weltspitze – so haben es die deutschen Politiker*innen bei der Veröffentlichung der KI-Strategie Ende vergangenen Jahres verkündet. Dr. Volker Markl, Professor für Datenbanksysteme und Informationsmanagement an der TU Berlin, Chief Scientist am DFKI in Berlin und Mitgestalter dieser KI-Strategie sieht aber noch erheblichen Nachholbedarf – sowohl bei den deutschen Unternehmen als auch der Politik. 

Drei Milliarden Euro will die Bundesregierung bis 2025 im Rahmen der deutschen KI-Strategie investieren. Mit 20 Milliarden Euro bis 2020 plant die Europäische Kommission. Im Bereich der Grundlagenforschung ist Deutschland bisher noch gut aufgestellt. Jedoch ist der Wettbewerbsdruck enorm gestiegen, da international derzeit sowohl von Regierungen als auch großen Unternehmen massiv investiert wird.

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Eine wichtige Rolle in Deutschland spielen die international anerkannten, nationalen Kompetenzzentren zu Big Data und maschinellem Lernen, deren Forschungsgruppen schon seit Jahren Forschung auf Weltniveau leisten und so auch Innovation und Ausbildung vorantreiben. Um wieder mit Ländern wie den USA oder China in einer Liga zu spielen, schlägt der KI-Forscher eine unabhängige Infrastruktur zur Datenverwaltung und -analyse vor, die den Produktionsfaktor Daten sowie die Kapazität für deren Verarbeitung und Nutzung durch Wirtschaft, Wissenschaft und alle Bürger*innen bereitstellt.

Von diesen Faktoren hängt der Erfolg von KI ab

Der Erfolg von KI entscheidet sich aus dem Zusammenwirken von Daten, Algorithmen und Anwendungen in effizienten Verarbeitungsinfrastrukturen. Es ist extrem wichtig, das gesamte System von Hardware, Software, Daten und Algorithmen zu betrachten sowie die Community und Marktmechanismen zu berücksichtigen. Letztlich geht es darum, die KI-Technologie zu demokratisieren. Die Vision sollte sein, alle Daten, die in Deutschland oder noch besser in Europa anfallen, auf einer unabhängigen Infrastruktur sicher und zuverlässig zu verwalten. Staatliche Institutionen müssen gewährleisten, dass diese Infrastruktur neutral, vertrauenswürdig, rechtskonform und vor Übernahmen aus dem Ausland geschützt ist. Ich denke an eine Infrastruktur, die sowohl über öffentliche, private und streng geschützte Orte verfügt und die Produktionsfaktoren Daten, Algorithmen sowie Verarbeitungskapazitäten für Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und jeden einzelnen Bürger bereitstellt.

Die datenschutzkonforme Nutzung und interaktive Analysen dieser Daten sollten für alle zugänglich sein. Darauf basierend könnte ein lebendiger, international konkurrenzfähiger Marktplatz entstehen, der neuartige Anwendungen und Geschäftsmodelle hervorbringt, ein Brutkasten für KI-Innovation, in dem Algorithmen, Daten und Daten-Apps entwickelt und gehandelt werden können. Neben diesem großen Wurf eines Innovationsökosystems für KI sind aber auch die deutschen Unternehmen zu einem Umdenken aufgefordert

Viele deutsche Unternehmen haben die Chancen und Potenziale von Big Data und KI-Basistechnologien schlicht nicht rechtzeitig erkannt. Sie sehen sich noch nicht als IT-Unternehmen, sondern als IT-Anwender.

Prof. Dr. Volker Markl
Prof. Dr. Volker Markl,

Professor für Datenbanksysteme und Informationsmanagement, TU Berlin, Chief Scientist am DFKI in Berlin

 

 

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