Alles software-definiert – außer die Admins

VirtuellesRechenzentrum onlineIT-Profis sehen sich heute im modernen, virtualisierten Rechenzentrum zahlreichen technischen Herausforderungen gegenüber. Mit dem Trend zum Software-definierten Rechenzentrum nimmt die Komplexität ihrer Arbeit weiter zu. Da ist es Zeit, auch einmal an den Menschen zu denken, der diese Rechenzentren am Laufen hält. 

Die Auswirkungen auf seinen Arbeitsalltag werden nicht allein anhand von Technologie zu bewältigen sein. Er steht vor – mindestens – sieben großen Herausforderungen.

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Herausforderung 1: Zusammen Fehler suchen, nicht den Schuldigen

Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied, jede Datenverarbeitung nur so schnell wie der schmalste Engpass. Doch in einem virtualisierten oder Software-definierten Rechenzentrum diesen Schwachpunkt zu finden, ist sehr schwer. Nur wenige Tools bieten durchgängige Transparenz in einem System – von der Perspektive der Endbenutzer bis zu den Back-end-Systemen, die den Dienst bereitstellen. Überwacht man aber nur isolierte Silos, erkennt man immer nur die Symptome der Probleme am Rande beziehungsweise an der Grenze der Infrastruktur. Die Fehler lassen sich kaum zuordnen. Daher läuft es oftmals darauf hinaus, dass sich verschiedene Zuständigkeitsbereiche gegenseitig die Schuld an einem Fehler zuweisen, zum Beispiel Server- und Netzwerk-Admins. Ein Tool, das wirklich alles überwacht, von der Endanwender-Perspektive bis hin zu den Spindeln einer Festplatte, liegt noch in weiter Ferne. So lange müssen IT-Teams es organisatorisch schaffen, an einem Strang zu ziehen und miteinander, nicht gegeneinander, an der Problemlösung zu arbeiten.

Herausforderung 2: Richtig planen, nicht nur kaufen

Ein Netzwerk ist ein System aus vielen Komponenten. In einem guten Netzwerk spielen diese gut zusammen, in einem schlechten bremsen die einen Komponenten die anderen aus. Virtual Mobility beispielsweise, d.h. das Verschieben einer aktiven virtuellen Maschine von einem Datastore auf einen anderen, hat viele Vorteile, kann aber Bandbreite kosten. Genauso ist zu befürchten, dass Speichersysteme ins Hintertreffen geraten, wenn sowohl Rechenprozesse als auch Netzwerke stärker Software-definiert und flexibler werden. Technologien für die geografische Verschiebung von Workloads wie Metro vMotion und Storage vMotion reifen zunehmend und werden von immer mehr Unternehmen eingeführt. Doch der schnelle Workload-Transfer kann neue Probleme für das gesamte Unternehmensnetzwerk mit sich bringen. Das zeigt: Es ist nicht mit der Anschaffung großartiger neuer Technik getan. Vielmehr erfordert das moderne Rechenzentrum Menschen, die genau planen können und zielgerichtet in Technologien investieren. Nur so können sie sicherstellen, dass Systeme der Mobilität gerecht werden, die durch Server-Virtualisierung und Software-definiertes Networking möglich wird.

Herausforderung 3: Dazulernen, nicht nur abarbeiten

Es scheint, als müssten IT-Experten zunächst einmal Virtualisierung in all ihren Ausprägungen und Formen durchdringen, um dann ihre eigene spezielle Bedeutung innerhalb der IT zu verstehen. Dazu sollten Unternehmen Schulungen anbieten, die über das Aufgabengebiet des einzelnen Administrators hinausgehen. So können Unternehmen eine hohe Sicherheit und Stabilität im gesamten Netzwerk fördern. Solche Schulungen werden aber bisher selten angeboten. Das IT-Team ist in aller Regel mit zu vielen Dingen auf einmal beschäftigt und muss eine zu große Anzahl von Aufgaben zur bloßen Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs bewältigen. Somit fehlt die Zeit, um an Schulungen zum Erwerb von Fähigkeiten, die über die individuelle Kernaufgabe hinausgehen, teilnehmen zu können.

Herausforderung 4: Services hochverfügbar machen, nicht Menschen

99,999 Prozent – die fünf Neunen der Verfügbarkeit entsprechen einer Ausfallzeit von nur 5,26 Minuten pro Jahr. Nur sehr wenige Mitarbeiter im Büro wissen, was hinter der Buchse in der Wand alles passiert, um sicherzustellen, dass sie rund um die Uhr auf Facebook oder Pinterest posten können. Sie haben sich daran gewöhnt, dass das Netzwerk wie elektrischer Strom stets verfügbar ist. Die IT-Mitarbeiter tragen die Hauptlast dieser Herausforderung. Sie sorgen für diese hohe „Uptime“. Das Tragische: Manche scheuen sich schon vor ihrer eigenen „Downtime“. Aber IT-Experten müssen nachts, am Wochenende und in Urlaubszeit auch einmal abschalten dürfen. Nicht die technische Seite der Upgrades von Programmen, die manchmal zu Wochenendeinsätzen führen, ist das Problem. Die wirklichen Probleme tauchen erst auf, wenn Benutzer anfangen, mit diesen aktualisierten Programmen zu arbeiten. Dann kommen die Support-Anrufe. Dies wird sich niemals ändern lassen – und dennoch ist es die wichtigste Aufgabe von IT-Managern, ihre Mitarbeiter zu schützen. Sie müssen sie dabei unterstützen, Beruf und Privatleben zu vereinbaren, um Burn-out zu vermeiden.

Herausforderung 5: Das Wichtige in einer Konsole vereinen, nicht alles und jedes

Es ist der Traum jedes Admins: eine Oberfläche, von der sich alles steuern lässt. Diese Idee existiert seit vielen Jahren und wurde bis zum Überdruss vermarktet und verkauft. Dennoch: Sie ist eine Chimäre. Niemand besitzt eine solche Konsole. Und solange Start-ups ständig Neuerungen hervorbringen, die unser Leben einfacher machen, werden wir bis in alle Ewigkeit umsonst darauf warten. Zwar kann jeder IT-Verantwortliche eine Konsole finden und konfigurieren, mit der er schon einmal den größten Teil der Aufgaben von einer Benutzeroberfläche aus abdecken kann, aber IT-Profis müssen sich damit abfinden: Wer sehr spezielle oder neue Technologie oder Hardware nutzt, wird immer auch spezielle Tools für bestimmte Tätigkeiten im Laufe des Arbeitstags benötigen.

Herausforderung 6: Flexibilität vorantreiben, nicht übertreiben

Die meisten Fehler in der Unternehmens-IT haben eine einfache Ursache: eine Änderung. Daher überwachen die Teams, die für die Applikationen zuständig sind, ihre geschäftskritischen Anwendungen mit Argusaugen. Jegliche Veränderung muss genauestens geprüft und vorab getestet werden. Aber zu den schönen Seiten von Virtualisierung und Automatisierung gehört gerade, dass sich mit ihnen schnell und unkompliziert neue Systeme erstellen lassen. Genauso leicht können Änderungen an bestehenden Systemen oder sogar an ganzen Clustern von Systemen und Anwendungs-Stacks vorgenommen werden. Wie passt das zusammen? Gar nicht. Hier prallen Kulturen aufeinander. Die zuständigen Teams müssen Wege finden, die Leistungsfähigkeit und Flexibilität der Virtualisierung zu nutzen, ohne Instabilität in kritischen virtualisierten Anwendungen zu riskieren – eine große Herausforderung.

Herausforderung 7: Koordinieren, nicht nur virtualisieren

Netzwerk, Speichersysteme, Anwendungen und Rechenprozesse – diese vielfältigen Aufgabenbereiche treffen sich mittlerweile auf der Virtualisierungsschicht. Server-Virtualisierung ist die mit Abstand ausgereifteste Komponente eines Software-definierten Rechenzentrums. Die nächste Herausforderung wird darin bestehen, über die Grenzen der Rechenprozesse hinauszublicken. Es gilt herauszufinden, wie sich Änderungen und Tätigkeiten mit anderen Technologiebereichen am besten koordinieren lassen. Das Tempo der Veränderungen in dieser miteinander verbundenen Technologie nimmt ständig zu. Daher werden diejenigen IT-Experten, welche die Virtualisierungsschicht managen, zunehmend als die koordinierende Stelle fungieren, um andere Teams auf Kurs zu halten. Sie haben keine Wahl.

Diese sieben Aspekte zeigen: Die Herausforderungen für IT-Profis durch Virtualisierung und das Software-definierte Rechenzentrum sind gewaltig und keineswegs nur technischer Natur. Fehler in Software-definierten Netzwerken zu suchen, ist deutlich komplexer als in klassischen Netzwerken. Anwender werden von ihren Netzwerkmanagern und Systemadministratoren jedoch weiterhin erwarten, dass sie jegliche Probleme schnell eingrenzen und lösen. Die IT-Mitarbeiter an vorderster Front sind mit der Erwartungshaltung konfrontiert, dass sie jederzeit zur Verfügung stehen müssten, um unzufriedenen Benutzer zu helfen.

Diese Schwierigkeit wird keine Technologie lösen können. Dies ist vielmehr eine Entwicklungsaufgabe für den einzelnen Mitarbeiter und eine Führungsaufgabe sowohl des IT- als auch des Top-Managements. Dennoch wird es für die Gemütslage einen bemerkenswerten Unterschied machen, ob die IT-Abteilung es schafft, Probleme in angemessener Zeit zu lösen. Wenn dies mit Hilfe von Technologien und Schulungen vereinfacht wird, entspannt das die Situation erheblich. Es verhindert die Überstunden am Freitagabend und gibt Admins die wohlverdiente Möglichkeit, sich im Kino mit Freunden zu treffen – und zwar noch bevor der Film beginnt.  

Sven Hoge, Channel Manager DACH, Ipswitch

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