Erst Portal, dann App

Agile Softwareentwicklung schafft Flexibilität

In einer digitalisierten Welt wird es immer wichtiger flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren zu können, seien es regulatorische Rahmenbedingungen oder kundenseitige Veränderungen. In diesem Kontext stehen viele Softwareentwicklungsunternehmen vor der Herausforderung neue Entwicklungsansätze für die digitalen Services ihrer Kunden zu realisieren – Agilität ist gefragt.

Viele mittelständische Beratungshäuser ergänzen ihre Dienstleistungen um digitale Services – sei es das Angebot thematisch passender Webportale oder die Integration spezieller Applikationen, die das tägliche Arbeiten ihrer Kunden erleichtern. Umsetzungspartner sind in der Regel Softwareentwicklungsunternehmen, die mit ihren Auftraggebern den ersten Schritt von der Produktidee bis hin zum Rollout der final abgenommenen Lösung gehen. In den seltensten Fällen läuft dabei alles nach Plan. Oft entstehen erst im laufenden Projekt innovative Ideen, die zusätzlich umgesetzt werden sollen. Auch neue Aufgabenstellungen, die im Vorfeld nicht abschließend durchdacht werden konnten, fallen in der Regel erst bei zunehmendem Entwicklungsfortschritt auf. Gut beraten ist dann jener Auftraggeber, der ein Unternehmen an seiner Seite weiß, das etwas von agiler Softwareentwicklung versteht und mühelos aus dem klassischen Anforderungs-Korsett in die deutlich flexiblere Methode wechseln kann. Positive Erfahrungen konnte hier das hessische Beratungshaus „ProFM Facility & Project Management GmbH“ sammeln, das mit Hilfe seines Entwicklungspartners zunächst ein webbasiertes Portal für das Mängel- und Gewährleistungsmanagement realisierte und im Anschluss eine adäquate App umsetzte.

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Die Grenzen des klassischen Ansatzes

Die Entwicklung des Web Portals wurde zunächst weitgehend nach einer klassischen Wasserfallmethode durchgeführt, bei der neben einer möglichst exakten Ergebnisbeschreibung im Lastenheft auch der Zeitverlauf und die Phasen genau definiert sind. Möglich war das nur, weil sowohl Funktionsumfang als auch Nutzerszenarien im Vorfeld sehr genau beschrieben werden konnten. Im Projektverlauf zeichneten sich naturgemäß Änderungen (Change Requests) ab, die aber nicht zu einer Anpassung der grundsätzlichen Ausrichtung führten. Auf diese Weise war es möglich, einige der Projektaufgaben, die sich erst in einer späteren Phase zusammenfügen würden, in einer früheren Phase getrennt voneinander zu entwickeln.

Mit der Entwicklung einer mobilen App als weitere Nutzungsmöglichkeit folgte unmittelbar nach Fertigstellung einer ersten Version des Web Portals der nächste Meilenstein. Hier waren jedoch noch nicht alle Änderungen umgesetzt und alle Versuche, hier ebenfalls mit der klassischen Methode zu arbeiten und beide Produktstränge zu synchronisieren, scheiterten bereits in der Planungsphase. Der Grund: Es wären wesentlich mehr Entwicklungsressourcen erforderlich gewesen und viele Aufgaben hätten doppelt durchgeführt werden müssen. Darüber hinaus wurde schnell deutlich, dass die Zeitspanne bis zu einem einsetzbaren Release der mobilen App in weite Ferne gerückt wäre.

Die grundsätzliche Herausforderung bei der Integration einer mobilen App in die Web-Anwendung liegt nach wie vor in der Komplexität, die stark von der Architektur der vorhandenen Webapplikation abhängt. Kommt eine strikte Trennung von Frontend und Business Logik zum Einsatz, lassen sich notwendige API Calls einfacher integrieren oder sind im Idealfall größtenteils bereits vorhanden. Im vorliegenden Fall war dies nicht gegeben, sodass nicht nur die mobile App entwickelt werden musste, sondern auch tiefgreifende Änderungen in der Webapplikation notwendig waren. Ohne einen agilen Entwicklungs- und Projektansatz hätte hier die notwendige Flexibilität gefehlt, die den Spielraum für etwaige Änderungen bietet.

Agilität schafft Flexibilität

Der agile Projektansatz wurde unter anderem auch gewählt, um zeitnah eine erste Version der mobilen App auf den Markt bringen zu können. Dafür bedurfte es der Überführung beider Nutzerebenen (WebApp und MobileApp) auf eine agile Projektebene und die entsprechende Weiterentwicklung des Backends. Anwendung fand hier das Konzept des MVP (Minimum Viable Product), um schnell die Rückmeldungen der Nutzer mit einbeziehen zu können. Dafür setzte das Projektteam einen gesonderten Prozess auf, der die User-Feedbacks regelmäßig aufgreift und jene mit Blick auf die Umsetzbarkeit, Kosten-Nutzen-Relation sowie Mehrwertigkeit für das Produkt insgesamt bewertet, in eine Roadmap einordnet und priorisiert.

In regelmäßigen Abständen können die Anregungen dann als Funktionen umgesetzt und getestet werden (Scrum Backlog). Von Vorteil erwies sich hier von Anfang an der Scrum-Ansatz, der den weiteren Entwicklungsprozess bestimmte. Etwa alle zwei Monate folgt seitdem eine neue Version von Backend, WebApp und MobileApp. Das Feedback aus dem Anwendermarkt fließt direkt wieder in den Roadmap-Prozess ein. Durch diese kurzen Releasezyklen ist es möglich, auf die Kundenrückmeldungen sehr schnell zu reagieren, neue Funktionen bereitzustellen und auch die Funktionen der Roadmap nach Markterfordernissen jeweils neu zu priorisieren. Diese Flexibilität ist in einem bewegten Markt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Mittlerweile ist die App seit dem Jahr 2017 für die ProFM im Einsatz und seit 2018 auch für Drittnutzer des Portals verfügbar. Der agile Weiterentwicklungsprozess wird jetzt mit kleinerem Budget fortgeführt, um auf Feedback aus dem Markt weiterhin schnell und flexibel reagieren zu können.

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Fazit

Die Vorteile, die ein agiles Entwicklungskonzept mit sich bringt, sprechen faktisch für sich. Vor allem deshalb, weil Flexibilität im digitalen Wettbewerb immer mehr zum Differenzierungsmerkmal wird. Auf Änderungswünsche der Kunden und Marktbedingungen zu reagieren, ist darum längst zum Standard avanciert. Die agile Softwareentwicklung schafft hier den notwendigen Rahmen – wenn der Entwicklungspartner die Anforderungen des Kunden nicht nur versteht und umsetzt, sondern sie auch im Kontext eines stetigen Wandels zu managen weiß.

Stefan SchaffnerStefan Schaffner, Geschäftsführung, new frontiers software GmbH
(Bildquelle Stefan Schaffner)

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