Mobility-as-a-Service macht die digitale Transformation erfahrbar

car2goVerkehrskonzepte müssen zukünftig den Menschen und seine Transportbedürfnisse stärker in den Mittelpunkt stellen. Hierfür wird ein Ökosystem für universelle Mobilität benötigt, basierend auf einer offenen Cloud-Plattform für Mobility-as-aService.

So könnte ein Markt mit riesigem Wachstumspotenzial für IT-Anbieter, Automobilhersteller und Verkehrsunternehmen.

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Heutige Verkehrsinfrastrukturen sind auf den Individualverkehr mit dem eigenen Auto ausgelegt. So ist es kein Wunder, dass der ADAC im Jahr 2016 rund 20 Prozent mehr Verkehrsstaus verzeichnete als im Jahr zuvor. Hinzu kommen immer wieder drohende Fahrverbote durch die Feinstaubbelastung in Innenstädten. Es wird also ein neues Konzept benötigt, das aus Sicht des Endkunden eine durchgängige und integrierte Mobilitätserfahrung bietet. Mit Mobility-as-a-Service (MaaS) könnten Anwender künftig beliebige Transportmittel über eine zentrale Plattform nutzen und auf ein eigenes Automobil verzichten. Dadurch würden sich Staus verringern und die CO2-Belastung geht zurück. Bei dem MaaS-Konzept verschmelzen individueller Transport und öffentlicher Nahverkehr zu einem integrierten Service. IT-technische Grundlage hierfür sind unter anderem Cloud-Plattformen, die Technologien wie offene APIs sowie Big Data und Predictive Analytics nutzen.

Sharing-Economy wird erwachsen

In den letzten Jahren hat sich eine Vielzahl alternativer Mobilitätsanbieter etabliert, wie beispielsweise Uber, BlaBlaCar, Tamyca, Flinkster, DriveNow oder Car2Go. Hinzu kommen Insellösungen einzelner Regionen, wie zum Beispiel Avant2go, eine innovative Car-Sharing-Lösung nur für Elektrofahrzeuge im slowenischen Ljubljana. Ihre Attraktivität beziehen diese Angebote aus der Digitalisierung der gesamten Abläufe. Kunden bestellen die für sie passende Mobilität per Smartphone-App oder Webbrowser und setzen sich anschließend direkt in das gewünschte Fahrzeug oder lassen sich bequem abholen. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts YouGov hat in 2016 fast jeder fünfte Deutsche (17 Prozent) schon einmal ein Sharing-Angebot aus dem Bereich Mobilität genutzt. Was für eine umfassende Mobility-as-a-Service-Lösung jedoch fehlt, ist eine durchgängige Vernetzung aller Transportinfrastrukturen, inklusive dem Massentransport, und eine Lösung für die letzte Meile.

Gleichzeitig erlebt auch die Automobilindustrie einen Wandel. Für die jüngere Generation gilt das Auto längst nicht mehr als Statussymbol und der Wunsch nach einem eigenen Fahrzeug ist weniger ausgeprägt, so das Ergebnis einer weltweiten Untersuchung der Markenberatung Prophet aus dem Jahr 2015. Auch diese Entwicklung zeigt, dass die Zeit reif ist für neue Mobilitätsdienste.

Treiber für MaaS

Ein wesentlicher Treiber für MaaS ist die Digitalisierung. Die Nutzung von Smartphones mit Always-on-Internet und Social Media-Kanälen führt dazu, dass Kunden ständig in Kontakt mit ihrer Mobilitätsplattform stehen. Je mehr Angebote sich in einer MaaS-Plattform finden und je intelligenter sich die Lösungen auf die individuellen Gewohnheiten des Nutzers einstellen, desto wertvoller wird dieser Dienst für den Endkunden. Lösungen für Predictive Analytics, also vorausschauende Analysen, spielen hier eine wichtige Rolle, denn nur durch die konsequente Auswertung großer Datenmengen im Rahmen von Big Data-Projekten lassen sich die notwendigen Informationen zur Steuerung der Verkehrsströme ermitteln.

Hinzu kommt, dass sich die Bewegungsmuster von Nutzern durch die Stadt immer klarer analysieren lassen, sodass Software-Lösungen wiederkehrende Muster erkennen. Dies lässt es nach einiger Zeit zu, sehr präzise Vorhersagen über die Bewegungen der Anwender zu machen. So kann die MaaS-Plattform schließlich proaktiv personalisierte Transportvorschläge unterbreiten, auch ohne dass der Nutzer eine Anfrage gestellt hat. Eine übergreifende Verkehrsinfrastruktur könnte so Passagierströme im Berufsverkehr oder bei Veranstaltungen optimal auf die vorhandenen Transportkapazitäten verteilen und damit die Effizienz des gesamten Systems wesentlich steigern.

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Offene API-Economy fördert MaaS

Um ein neues Transport-Ökosystem zu etablieren, wird eine IT-Infrastruktur wie eine Open Mobility Cloud benötigt, die alle Marktteilnehmer zusammenbringt. In dieser zentralen Plattform erfolgt die Integration neuer MaaS-Angebote über offene Schnittstellen – Stichwort API-Economy. Neue Marktteilnehmer können hier mit innovativen Geschäftsmodellen teilnehmen und erleben durch die Open API-Economy keine wesentlichen Eintrittsbarrieren. Open Source-Nutzerdaten zu Verkehrswegen und die Auslastung der Transportinfrastruktur bilden die Basis für immer wieder neue und individualisierte Angebote. Mit der Zeit entstehen so auf einer MaaS-Plattform immer mehr Dienste und die Attraktivität der Plattform steigt weiter. Dazu zählen neben den klassischen Angeboten für Mitfahrgelegenheiten, Fahrdienstleistern und Car-Sharing beispielsweise auch neue On-demand-Angebote für Minibusse.

Ebenfalls wichtig für den Erfolg: Bestehende regulatorische Vorschriften müssen verändert werden, da diese auf ein vom Automobil dominiertes Stadtbild angepasst sind. Hier fehlen heute noch entsprechend angepasste Regularien, die beispielsweise selbstfahrende Autos unterstützen.

Big Data-Analysen sorgen für mehr Intelligenz

Die Auswertung von persönlichen Reisegewohnheiten der Kunden erlaubt es den Marktteilnehmern, hoch individualisierte Angebote zu erstellen und gleichzeitig die Komplexität eines multimodalen Transportsystems zu verbergen. Anwender digitaler Serviceplattformen sind es heute gewohnt, dass die angebotenen Dienstleistungen persönlich auf sie abgestimmt werden, wie es bei Film- oder E-Commerce-Plattformen bereits der Fall ist. Daher müssen sich die Teilnehmer an einer MaaS-Plattform um einen hohen Grad an Individualisierung und Anpassbarkeit bemühen.

IT-Systeme für Big Data und Predictive Analytics werden in zukünftigen MaaS-Ökosystemen eine wichtige Rolle spielen und die Basis für individuelle Services bilden. Nach Schätzungen von Comtrade Digital Services könnten sich so bis zu 80 Prozent aller Reisen vorhersagen und damit auch durch das System planen lassen. Für den Anwender ergeben sich dadurch kürzere Transportzeiten und verringerte Wartezeiten in Staus oder beim Umsteigen. Städte könnten so Verkehrsströme besser steuern und blockierte Straßen vermeiden, während Autovermieter und Car-Sharing-Dienste ihren Fuhrpark optimal einsetzen.

Neue Geschäftsmodelle entwickeln

Wie die vielfältigen Anforderungen künftiger Transportkonzepte zeigen, sind neue Geschäftsmodelle dringend notwendig. Besonders für Startup-Unternehmen bieten sich hier vielfältige Chancen, mit frischen Ideen Kunden zu überzeugen und etablierte Marktteilnehmer zu mehr Innovationen zu bewegen. Um neue Ideen zu diskutieren, veranstaltete Comtrade Digital Services im Juni 2017 in Berlin einen Business Hackathon für neue MaaS-Geschäftsmodelle. Auf dem Event entwickelten internationale und interdisziplinäre Teams neue Vorschläge für ein digitales und vernetztes Ökosystem für alle Mobilitätsanbieter.

Eine der Ideen ist die Internet-Plattform Move4Less, die verfügbare Mobilitätsanbieter wie Sammeltaxis, öffentliche Verkehrsmittel bis hin zum Fahrradverleih mit Datenanalysen verbindet. Für den Nutzer ergibt sich eine nahtlos ineinander übergreifende Mobilitätserfahrung und Ticketabrechnung. Ergänzt wird dies von einer datengesteuerten Anzeigenplattform, über die Unternehmen zielgruppengenau und basierend auf dem Zielort des Reisenden individuelle Werbung ausspielen können. Ein weiteres Ergebnis ist das Konzept für PackShare. Mit diesem Geschäftsmodell könnten die Herausforderungen rund um die Auslieferung von immer mehr Paketen und Waren in Stadtgebieten adressiert werden. Hierfür würde PackShare eigene Logistik-Hubs außerhalb der Stadtgrenzen betreiben, während intelligente und elektrisch betriebene Transporter mit optimierten Routen die Pakete innerhalb der Stadt ausliefern. Auf dem ersten Platz der entwickelten Ideen ist MoveYa gelandet: Bei dieser Idee können Nutzer ihre persönlichen Anforderungen und Präferenzen bei der Verwendung von Transportmitteln definieren. Über eine MaaS-Plattform lassen sich die verfügbaren Transportoptionen filtern und die Reiseplanung erfolgt anbieterübergreifend auf Basis der individuellen Wünsche. So entsteht ein hoch individualisierter Mobilitäts-Service, wie er auch innerhalb dieses Beitrags diskutiert wird.

MaaS with smartphone

Bild: Eine MaaS-Plattform sollte eine Vielzahl von Dienste unterstützen, wie Mitfahrgelegenheiten, Fahrdienstleister, Car-Sharing oder auch neue On-demand-Angebote für Busse. (Quelle: Comtrade)

Ausblick

Die Bundesregierung in Deutschland unterstützt die Entwicklung übergreifender Mobilitätskonzepte. So forderte der Verkehrsminister Alexander Dobrindt Anfang 2017 deutschlandweite Mobilitätsplattformen, die überregional Fahrgastinformationen verknüpfen. „Wir müssen die Digitalisierung und die Vernetzung in diesem Bereich voranbringen“, so die zentrale Aussage.

Eine der größten Herausforderungen von MaaS bleibt die erste und letzte Meile. Der individuelle Transport bis vor die Haustür erfolgt häufig noch durch ein Taxi, den eigenen PKW, ein Fahrrad oder ganz klassisch zu Fuß. Künftige Lösungen könnten elektrische Roller wie E-Scooter oder Fahrräder zur Miete umfassen, aber es sind auch autonome Micro-Cars für ein bis zwei Personen denkbar, die nur den Transport vom Bahnhof bis zur Haus- oder Bürotür übernehmen. Elektrisch betriebene Transportmittel, darunter auch autonome Fahrzeuge, dürften künftig zu einem festen Bestandteil urbaner Mobilität werden und damit helfen, Lärm und Feinstaubbelastung zu reduzieren und die Lebensqualität in der Stadt zu steigern.

Marko JavornikMarko Javornik, Vice President und General Manager Mobility & Travel, Comtrade Digital Services

comtradedigital.com

 

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