Welche großen Trendthemen stehen 2012 auf der Agenda?

Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland

Welche Ideen und kreativen Konzepte schaffen es im kommenden Jahr neue Impulse zu setzen?

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Seit Karl Valentin wissen wir alle: Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Trotzdem mein Versuch, sieben Trends für das kommende Jahr zu benennen, die uns aus meiner Perspektive in Zukunft noch stärker umtreiben werden.
Trend 1: Vernetzte Geräte: Smart Systems und das Internet der Dinge
In der Hauptstadt des Vereinigten Königreiches twittert die Themse fröhlich ihren Wasserstand, die berühmte Tower Bridge teilt mit, wann sie ihre Schranken für Schiffe öffnet und wieder schließt – und Londons Taxifahrer danken es ihr. Es ist faszinierend. Bald wird jede Energiesparlampe ihren Status melden, jedes Auto Standort und Vektoren. Und selbst der berühmte Internet-Kühlschrank kommt zu späten Ehren, wenn er automatisch Milch auf den digitalen Einkaufszettel setzt, der in Supermarkt-Nähe auf dem Smartphone aufpoppt. 50 Milliarden Geräte sollen laut Cisco bis 2020 im „Internet der Dinge“ vernetzt sein und produzieren eine Datenmenge, die uns technologisch vor neue Herausforderungen stellt und damit weitere Trends bedingt: Big Data und Cloud Computing.
Trend 2: Von Business Intelligence zu Prognostik: Big Data und Extreme Information Processing
Ähnlich wie die Rechenpower wächst die Datenmenge exponentiell und wird mit dem Internet der Dinge eine neue Dimension erreichen. Laut IDC verdoppelt sich das weltweite Datenvolumen etwa alle 18 Monate. Das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ermöglicht die Masse an Daten neue Erkenntnisse, andererseits ist sie immer schwerer beherrschbar. Anwender verbringen mehr Zeit mit der Suche nach Informationen als mit deren Analyse. Unternehmen sind davon abhängig, nahezu in Echtzeit die richtigen Entscheidungen auf Basis valider Analysen treffen zu können. Produktivitätsvorteile und Wertschöpfung entstehen dann, wenn wir in diesem Kontext Business Intelligence auf Abruf organisieren können und damit beginnen, Big Data für kluge Prognostik und schlaue Kundenservices zu nutzen. Das allerdings setzt extreme Rechenpower voraus, die nur mit den skalierbaren Kräften des Cloud Computing darstellbar ist.
Trend 3: IT aus der Steckdose: Cloud Computing und Virtualisierung
Das Thema Cloud Computing wird uns noch eine Weile beschäftigen, und das ist auch gut so. Denn erstens haben wir längst noch nicht hinreichend begriffen, wie wir mit nahezu unbegrenzter Rechenpower kreativer, kommunikativer, innovativer, produktiver und effizienter werden können. Jetzt müssen wir unsere unternehmerische Vorstellungskraft „upgraden“ – denn die Technik ist längst da. Zweitens gilt es nach wie vor, ein hartnäckiges Missverständnis aufzuklären: dass der Weg in die Cloud nur über eine Entweder-Oder-Entscheidung führt. Vielmehr lassen sich längst individuelle Anforderungen an Cloud Services und Softwarelösungen auch in IT-Strategien einbinden, die eigene Infrastrukturen mit berücksichtigen: Das nennen wir „die Cloud zu Ihren Bedingungen“. Und drittens gilt es schließlich, die Themen Datenschutz und Sicherheit in der Cloud offensiv anzugehen. Cloud Computing bietet die Chance, zentrale gesellschaftliche Probleme zu lösen – ob im Gesundheitswesen, in Bildung und Forschung, im Umweltbereich oder beim eGovernment.
Trend 4: Interaktion zwischen Mensch und Maschine: Natural User Interface
Neue Devices, Cloud Computing und Big Data, Augmented Reality und 3D-Umgebungen – der Schlüssel zu den wichtigsten Trends in der IT liegt im Zugang. Das Interface spielt dabei die entscheidende Rolle, indem es die Art und Weise bestimmt, wie wir mit komplexen Technologien interagieren – und ob wir sie im wahrsten Sinne des Wortes „im Griff“ haben. Maus und Tastatur sind längst auf dem Weg ins Museum. Intuitiv und möglichst natürlich soll die Bedienung sein – ob per Fingerzeig, Sprache oder mit Armen und Beinen. Mit „Kinect“ haben wir gezeigt, wie es geht – und unsere Wissenschaftler arbeiten mit „HoloDesk“ und „Omnitouch“ an verblüffenden Konzepten, wie wir künftig die digitale Sphäre noch besser zu fassen kriegen.
Trend 5: Consumerization of IT
Aus Business-Perspektive beschreibt der Ausdruck „Consumerization of IT“ nichts weniger als den Einzug „privater“ IT-Nutzungsgewohnheiten an den Arbeitsplatz. Was, wenn der Geschäftsführer die neuesten Zahlen auf seinem schicken neuen Tablet lesen will, das er sich aus dem Urlaub mitgebracht hat? Wenn Mitarbeiter ihr privates Smartphone für den beruflichen Mailverkehr nutzen wollen? Beispiel Social Web – für uns als Privatpersonen eine Selbstverständlichkeit, aber im Unternehmen unter dem Stichwort „Enterprise 2.0“ auch eine Herausforderung. So werden zwar ganz neue Beziehungen innerhalb des Unternehmens und zu Kunden, Lieferanten und der Öffentlichkeit gestiftet. Doch die Kommunikationsfreiheit stößt an Grenzen, wenn sensible Informationen oder Sicherheitsbestimmungen betroffen sind. Von restriktiven Securitymaßnahmen bis „Bring your own Computer-Policy“ – Wie wir als Unternehmen mit dem Phänomen umgehen können, entscheidet langfristig auch über unsere Wettbewerbsfähigkeit.
Trend 6: Corporate Technical Responsibility
Wenn neue IT-Technologien die Art und Weise verändern, wie wir als Menschen, als Unternehmen und als Gesellschaft miteinander leben, lernen, arbeiten und kommunizieren – in welcher besonderen Verantwortung stehen dann die Unternehmen, die sie ermöglichen? Diese besondere Verantwortung bezeichne ich als „Corporate Technical Responsibility“ (CTR), ein Begriff, unter dem wir bei Microsoft eine gesellschaftliche Debatte angestoßen haben, die weiter an Fahrt gewinnt. Wie steht es um die Verantwortung mit Daten und Identitäten, wie um die Sicherheit in Anwendung und Bereitstellung neuer IT-Technologien? Wie steht es um deren Marktzugänglichkeit und wie gewährleisten wir Transparenz in der Kommunikation und Aufklärung? Aus meiner Sicht befindet sich die IT-Wirtschaft in Deutschland am Rande einer Vertrauenskrise und muss eine noch aktivere Rolle in öffentlichen Debatten einnehmen, muss erklären und überzeugen – dafür setzen wir uns ein.
Trend 7: The Power of Design
Neue Technologien wie Cloud Computing und Innovationen wie Natural User Interfaces stellen neue Anforderungen an Darstellung, Visualisierung und Zugänglichkeit von Software – das Design muss in diesem Kontext neue Antworten liefern. Unsere Antwort heißt Metro, und wird sich vom Windows Phone über Xbox 360 bis hin zu Windows 8 im kommenden Jahr als unverwechselbare und einzigartige Microsoft-Designsprache etablieren. Dabei sind nicht nur Äußerlichkeiten entscheidend. Neben dem ästhetischen Erlebnis der „Live Tiles“, der markanten Typographie und Navigationselemente, entfaltet sich die Kraft des Designs über die Klarheit der Funktion und der Intelligenz des Bauplans, dem unsere Lösungen zugrunde liegen: Diese „Microsoft-Experience“ setzt neue Maßstäbe, die mich voller Begeisterung ins kommende Jahr blicken lassen.
 
Ralph Haupter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland

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