“Richtige Richtung, falsches Pferd”

Dr. Thomas M. Schünemann, Geschäftsführer des ERP-Herstellers HS - Hamburger Software

Mittelstands-experte Schünemann zieht gemischtes ELENA-Fazit.

Anzeige
Mit der am Freitag, 04.11.2011, gefallenen Entscheidung des Deutschen Bundesrats ist der elektronische Entgeltnachweis (ELENA) endgültig zu Grabe getragen worden. Dr. Thomas M. Schünemann, Geschäftsführer des ERP-Herstellers HS – Hamburger Software und Vizepräses der Handelskammer Hamburg, zieht nach dem formellen Aus ein gemischtes Fazit des ELENA-Projekts. 
Als Hersteller von Personalsoftware hat der Unternehmer seine Kunden in den vergangenen Jahren mit einer eigenen Lösung für die vorgeschriebenen ELENA-Meldungen versorgt. “Ich weiß daher um den Zusatzaufwand, den das Verfahren insbesondere in der Anfangsphase, zum Beispiel aufgrund handwerklicher Fehler auf Seiten der Annahmestellen, bei kleinen und mittleren Firmen verursacht hat. Nach den Startschwierigkeiten sind die monatlichen Meldungen zwischenzeitlich aber zur geübten Normalität geworden”, so Schünemann. Insofern sei es besonders ärgerlich, dass die Unternehmen nun nicht mehr von den mit ELENA in Aussicht gestellten Erleichterungen bei ihren Verwaltungsaufgaben profitieren werden. Angesichts der fehlenden Verbreitung der benötigten elektronischen Signatur und der datenschutzrechtlichen Bedenken, die schon bei Projektbeginn bekannt waren, sei ein ungestörter Regelbetrieb von ELENA aber auch künftig kaum zu erwarten gewesen, meint Schünemann. "Der Staat hat hier auf ein Pferd gesetzt, das am Ende nicht einmal richtig an den Start geht."
E-Government ist der richtige Weg
 
Die Vernetzung der Unternehmen mit der Verwaltung unter dem Schlagwort E-Government hält Schünemann aber, auch aufgrund seiner Erfahrungen als Mittelstandsexperte im Präsidium der Hamburger Handelskammer, dennoch für den richtigen Weg: “Die elektronische Steuererklärung ELSTER oder die heute vorgeschriebenen elektronischen Arbeitgebermeldungen nach DEÜV (Datenerfassungs- und -übermittlungsverordnung) sind in den Betrieben längst Normalität.” Beide Beispiele zeigten, dass ein durchdachtes und gut eingespieltes automatisches Verfahren den Unternehmen und der Verwaltung die Arbeit erleichtere und Kostenersparnis bringe. 
Künftige elektronische Verfahren: “Frühzeitig Fachleute ins Boot holen”
 
Das ELENA-Aus darf daher nach Ansicht Schünemanns keinesfalls als Begründung für einen dauerhaften Rückfall in eine überholte Papierwirtschaft herhalten: “Wir brauchen einfache und sichere Meldeverfahren, die tatsächlich zum Bürokratieabbau beitragen. Ich hoffe, dass Gesetzgeber, Sozialversicherung und Finanzverwaltung aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und im Zuge der Ausgestaltung neuer, unbürokratischer und moderner Verfahren frühzeitig Fachleute mit Wissen um die Bedürfnisse des Mittelstands ins Boot holen.” 
Die kommenden Aufgaben für seine eigene Firma liegen für den Softwareunternehmer Schünemann auf der Hand: ”Zum einen gilt es, die Verfahren von vornherein praxisgerecht zu entwickeln. Wir sind mit rund 200 Mitarbeitern selbst ein Mittelständler. Darüber hinaus wissen wir durch unsere mehr als 26.000 Kunden, welche Anforderungen mittelständische Unternehmen verschiedenster Branchen an ihre Personalsoftware stellen. Dieses Know-how bringen wir gern in die Gestaltung neuer Prozesse ein. Zum anderen liegt es bei uns, auf Basis der gesetzlichen Vorgaben Lösungen zu schaffen, die es den Unternehmen über die Erfüllung ihrer Pflichten hinaus ermöglichen, die erwarteten Effizienzvorteile neuer automatischer Verfahren auch tatsächlich zu nutzen.”
 
Dr. Thomas M. Schünemann, Geschäftsführer des ERP-Herstellers HS – Hamburger Software  
 

Anzeige

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.