„Nachhaltigkeit in Zeiten der Wirtschaftkrise – ein Widerspruch?“

grabowski.jpgEiner Studie zufolge verschlingen die Mobilfunknetze jährlich circa 64 Milliarden Kilowattstunden Strom.

„Einer internen Studie von A.T. Kearney zufolge verschlingt allein der Betrieb von Mobilfunknetzen jährlich circa 64 Milliarden Kilowattstunden Strom. Der damit verbundene CO2-Ausstoß beläuft sich auf umgerechnet 26 Millionen Tonnen, was dem CO2-Ausstoß von 14 Millionen Kleinwagen entspricht. Tendenz steigend, denn die weltweite Verbreitung von Mobiltelefonen nimmt weiter zu. Bis 2020 wird die Zahl der Mobilfunkverbindungen von derzeit rund drei Milliarden auf weltweit 4,8 Milliarden anwachsen. Bleiben Energieeffizienz und Netzauslastung unverändert, würde dies eine Erhöhung des Energiebedarfs um 60 Prozent nach sich ziehen.

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Verstärkt haben Mobilfunkbetreiber weltweit Programme und Initiativen aufgesetzt, um ihren Ressourceneinsatz zu verbessern und damit einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Wie aber lässt sich das mit der gegenwärtigen Wirtschaftskrise vereinbaren, die die Unternehmen dazu zwingt, kurzfristig ihre Kostensituation zu optimieren? Können es sich Mobilfunkbetreiber noch „leisten“, ihre Management-Aufmerksamkeit weiterhin und mit unverändertem Nachdruck dem Thema Nachhaltigkeit zu widmen?

Ja, denn mit nachhaltigen Konzepten lässt sich nicht nur etwas für Umwelt und Klima – und ganz nebenbei für das Image tun. Unternehmen können dadurch auch handfeste Kostenvorteile realisieren und sogar wirtschaftlich gestärkt wieder aus der Krise hervorgehen.

Gut 80 Prozent des Strombedarfs eines Mobilfunknetzes entfallen auf den Betrieb der Funktechnik. Bei einer für kleinere europäische Betreiber üblichen Netzgröße von 5.000 Technikelementen belaufen sich die Kosten auf fünf Millionen Euro im Jahr. In Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder Spanien benötigen Netzbetreiber in der Regel jedoch weit mehr als 10.000 Standorte, um eine ausreichende Netzabdeckung zu erreichen. Hier schlagen Stromrechnungen mit mehr als zehn Millionen Euro zu Buche.

Netzbetreibern stehen eine Reihe von Hebeln zur Verfügung, mit denen sie den Strombedarf senken können. So kann zum Beispiel bei der Klimatisierung der Funktechnik gespart werden. Lässt man im Sommer bzw. in wärmeren Regionen eine um einen Grad Celsius höhere Raumtemperatur als derzeit üblich zu, würde man den Stromverbauch pro Element bereits um fünf Prozent reduzieren.

Um einen solchen Ansatz der kleinen Schritte vollumfänglich auszuschöpfen, empfiehlt sich die Einrichtung eines sogenannten „Energy Boards“, einer Institution, die konsequent Stromsparpotenziale identifiziert, Stromsparmaßnahmen durchsetzt und bei der Auswahl von Techniklieferanten die Einhaltung von Energieeffizienzstandards überwacht. Konsequent durchgesetzt, lassen sich dadurch Stromkosten um mindestens zehn Prozent senken. Für einen Netzbetreiber mit 5.000 Elementen entspricht das einer möglichen Ersparnis von einer halben Million Euro.

Würden alle Netzbetreiber der Welt konsequent solcherart Maßnahmen nutzen und den Energiebedarf ihrer Netze um zehn Prozent reduzieren, ließen sich bei jetziger Auslastung der Netze sechs Milliarden Kilowattstunden Strom und damit rund 2,5 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Größere Einsparungen lassen sich darüberhinaus mit dem Einsatz moderner Funktechnik realisieren. Um bis zu 40 Prozent lässt sich der Stromverbrauch pro Element damit reduzieren. Dies wird besonders interessant, wenn die Hardware am Ende ihres Lebenszyklus steht und ausgetauscht werden muss. Dann sollten Netzbetreiber bei der Auswahl ihres Netzausrüsters nicht nur den Anschaffungspreis berücksichtigen, sondern auch die Energieeffizienz als Auswahlkriterium hinzuziehen. Maßnahmen zur Reduktion des Stromverbrauchs der Funkhardware stellen also einen ganz bedeutenden Hebel zur Verbesserung der CO2-Bilanz dar.

Würden alle Netzbetreiber der Welt auf modernes Equipment umrüsten, ließen sich laut unserer Abschätzung bei gleicher Netzauslastung rund 24 Milliarden Kilowattstunden bzw. knapp zehn Millionen Tonnen CO2 einsparen.“

Dr. Sören Grabowski und Jan Stenger, Principals, A.T. Kearney

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