Das Ende von PerformancePoint Planung

Carsten BangeMicrosoft verabschiedet sich wieder aus dem Planungsmarkt.

Microsoft kündigt an, den PerformancePoint Server nach knapp 2 Jahren auf dem Markt nach dem nächsten Service-pack 3 diesen Sommer nicht mehr weiterzuentwickeln. Die Planungsfunktionen werden aufgegeben, Monitoring (Dash-board, Scorecard) und Analysefunktionen von ProClarity wer-den in Sharepoint Server Enterprise integriert. Performance-Point wird ab April nicht mehr auf der Preisliste auftauchen, Support soll bis 2018 gegeben werden.

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Hintergründe

  • PerformancePoint hat hinsichtlich Verkaufszahlen nie die Erwartungen von Microsoft erfüllt. Weiterhin kann man annehmen, dass die meisten Kunden von PerformancePoint vor allem Analyse (ProClarity) und die Business Scorecard Management Komponente nutzen und weniger die Planung.
  • Microsoft will insgesamt profitabler werden und hat eine größere Entlas-sungswelle angekündigt. Offensichtlich wurden die am wenigsten profitab-len Projekte und Produkte gestoppt.
  • Das größte Fragezeichen hinter PerformancePoint war schon immer die Produkt- und Vertriebsstrategie. Planungs- und andere Finanzapplikati-onen müssen anders vertrieben werden als es Microsoft im Massenge-schäft gewohnt ist. Es dauerte eine ganze Weile bis Microsoft sein Partner-programm überhaupt auf die Besonderheiten von Business-Intelligence-Projekten ausrichten konnte. Planung erfordert im Vergleich zu Reporting und Analyse ein differenziertes Know-how des Vertriebs und erforderliche Consulting-Kapazitäten. Produkte aus dem Microsoft BI-Portfolio, mit Ausnahme von Excel, waren bisher immer eher für Anwender mit einer gewissen IT-Affinität ausgerichtet. Anwender von Planungsanwendungen sind in der Regel im Fachbereich zu finden und suchen Applikationen mit einer klaren Fachanwenderausrichtung.
  • Mit PerformancePoint hat Microsoft in eine Architektur investiert, die es gar nicht hätte geben dürfen. Planungsfunktionen gehören eigentlich in die Datenbank, aber die Rückschreibfähigkeiten der SQL Server Analysis Ser-vices sind auch nach mehr als zehn Jahren im Portfolio immer noch unzu-reichend.

Konsequenzen

  • Microsoft wird es jetzt deutlich schwieriger haben, sich als strategischer BI-Anbieter positionieren zu können. Planung ist eine wesentliche Aufgabe der Business Intelligence und hier öffnet sich eine klare Lücke im Produkt-portfolio von Microsoft.  Wer als globalen Standard eine komplette Suite für BI-Aufgaben aus einer Hand sucht, dem bleiben nur noch drei große Anbieter – aber ob bei denen die Suite-Strategie funktioniert, muss abge-wartet werden: Oracle muss Hyperion weiter integrieren, SAP Business Objects portiert BPC momentan auf SAP NetWeaver BI und IBM führt demnächst Cognos Planning und Applix TM1 Planung zusammen. Alle haben mit ähnlichen Problemen hinsichtlich Vertriebsstrategie und Inte-gration mit Reporting und Analyse zu kämpfen.
  • Sharepoint Server wird weiter aufgewertet in der gesamten Produktsuite. Ein Trend der schon länger zu beobachten ist. Für Business-Intelligence-Aufgaben muss sich Microsoft jetzt wieder auf SQL Server, Sharepoint und Office Anwenderwerkzeuge konzentrieren zur Abdeckung von Reporting und Analyseaufgaben. Für größere Planungsszenarien auf Basis von Micro-soft SQL Server bot der PerformancePoint Server eine Workflow-Kompo-nente zur Prozessunterstützung. Diese Funktion scheint komplett zu ver-schwinden.
  • Es wird wieder einmal offensichtlich, dass Planung nur teilweise ein Tech-nologiethema ist. Außerdem ist es ein lokaler Markt mit lokalen Anforde-rungen, was auch die vielen erfolgreichen lokalen Anbieter erklärt.
  • Planung auf Microsoft SQL Server für große Szenarien sollte man grund-sätzlich hinterfragen. Es gibt aber reichlich Anbieter mit Planungswerk-zeugen für kleine Szenarien auf Basis von Microsoft SQL Server (die sich über diese Neuigkeit wahrscheinlich freuen).

Hier sind einige Beispiele

  • Business Objects (SAP) BPC
  • CoPlanner
  • Corporate Planning
  • Cubeware
  • CUBUS
  • Denzhorn
  • evidanza
  • macs Software
  • Orbis
  • Prevero
  • Software4You
  • Winterheller

BARC-Fazit

  • 1. Ein neuer Beweis für unsere These: Kauf das Produkt, nicht den Anbie-ter. Wer denkt, dass die Größe eines Software-Anbieters für Stabilität in der Produktentwicklung und –kontinuität steht, der liegt genau falsch.
  • 2. Ein strategischer Fehler von Microsoft. Planung gehört zum Business-Intelligence-Kontinuum und kann nicht einfach von Reporting und Analyse getrennt werden. Wer strategischer Anbieter für Business Intelligence in großen Unternehmen werden möchte, sollte ein Angebot haben. Wir wür-den uns nicht wundern, wenn Microsoft in einiger Zeit einen Planungsan-bieter kauft oder ein Produkt aus dem bestehenden Portfolio um Planungs-funktionen erweitert, um diesen Fehler wieder zu korrigieren.

Carsten Bange ist Geschäftsführer von BARC und ist Co-Autor des Analystenkommentars.

 www.barc.de

 

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