Lizenzvereinbarungen: Füreinander, nicht gegeneinander! | Kommentar

Georg SenonerViele Unternehmen verlieren allmählich den Überblick über ihre Software-Lizenzen. Virtualisierung, Mietmodelle oder Cloud Computing bringen zunehmend Komplexität ins Lizenz-Management. Dabei besteht bei Überlizenzierung beachtliches Einsparungspotenzial und bei Lizenzverstößen drohen saftige Nachzahlungen.  Ein Appell von Georg Senoner, Executive Lead Consultant Software Compliance bei Fritz & Macziol.

Doch warum lassen Software-Hersteller ihre Kunden nach dem Verkauf der Lizenzen oft ohne ausreichende Beratung zurück?

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Früher waren Software-Lizenzen eine simple Angelegenheit: Man kaufte sie, erhielt zusätzlich einen kleinen Wartungsvertrag und alles lief rund. Heute werden Lizenzmodelle zunehmend komplizierter und die dazugehörigen Verträge undurchsichtiger. Dies ist kein böswilliger Versuch der Hersteller, die Kunden zu verwirren und bei Audits ordentlich abzukassieren. Vielmehr sind die komplexeren Angebotsmodelle eine Reaktion auf den Markt und ausgefallenere Kundenwünsche abseits der Standardangebote. Die Herausforderung, dem Kunden die Vereinbarungen nachvollziehbar zu erklären, wird somit größer. Der Teufel steckt hier in unzähligen Details. Doch selten bekommen die Käufer ausreichend Aufklärung darüber, bis wohin sie compliant sind und ab wann nicht mehr – außer sie holen sich anderweitig Beratung ins Haus.

Dabei wäre es zum Vorteil aller Beteiligten, wenn die Hersteller ihre Kunden gründlicher in die Vereinbarungen einweisen würden. Die Anwender hätten einen besseren Überblick über ihre Lizenzsituation und müssten keine Angst vor der Audit-Keule haben. Die Hersteller hingegen könnten sicher sein, dass ihre Kunden nicht ungewollt unterlizenziert sind und Einnahmen somit zu niedrig ausfallen.

Trotzdem kommt Unterlizenzierung häufig vor, da Kunden nach dem Kauf der Lizenzen zu wenig vom Hersteller beraten werden. Auch über Vertragsänderungen, bei Wartungsverlängerungen und Upgrades in neue Versionsstände werden sie oft nur mangelhaft informiert und erkennen neue Fallstricke nicht. Besonders bei Wartungslizenzen ändern sich in aufeinander folgenden Versionen gerne marginale Begrifflichkeiten, die sich jedoch in Sachen Über- oder Unterlizenzierung enorm auswirken können. Gleichzeitig erhöhen immer mehr Hersteller den Audit-Druck. Für viele Anwender wirkt dies schnell wie eine Masche: kompliziertere Verträge, unscheinbare Vertragsänderungen, wenig Aufklärung und mehr Kontrolle.

Kundenbindung sieht anders aus

Anwenderunternehmen haben heute viele vergleichbare Auswahlmöglichkeiten. Guter Service und Beratung werden daher wichtiger. Deshalb ist es im eigenen Interesse der Hersteller, Kunden in Compliance-Angelegenheiten zu unterstützen. Stichwort Kundenbindung.

Unternehmen hingegen tun gut daran, sich beim Kauf von Lizenzen bestmögliche Beratung zu sichern und nur wenige IT-Häuser haben das Know-how, um die Lizenzvorgaben verschiedenster Hersteller umfassend zu durchdringen. Denn in gewissen Fällen wird es richtig kompliziert: Wenn Unternehmen beispielsweise Daten oder Services auch nur teilweise in ein Hosting-Zentrum outsourcen, haften sie manchmal trotzdem noch für die Einhaltung der Lizenzvereinbarungen. Hat der Hoster jedoch kein, in gewissen Fällen gefordertes Tool fürs Lizenz-Management implementiert und somit kein Wissen bezüglich Über- oder Unterlizenzierung, droht bei Verstößen dem Kunden die Nachzahlung.

Von dieser Situation haben auf Dauer auch die Hersteller nichts. Deshalb können sie sich und vor allem ihren Kunden das Leben leichter machen, wenn sie ihre Lizenzverträge wieder verständlicher und einfacher gestalten. Dies könnte eine Image fördernde Signalwirkung entfalten, dass der Kunde wieder mehr im Fokus steht. Zudem würde proaktive Aufklärung das Vertrauen der Anwender in die Hersteller erneuern. Auch wenn Lizenz-Management wohl nicht wieder so einfach wird wie vor 20 Jahren, es ginge deutlich unkomplizierter und kundenfreundlicher. Die Hersteller sind am Zug. 

www.fum.de

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