business goes virtual…

Gerhard RieneckerGerhard Rienecker über Virtualisierung und deren Vorteile.

business goes virtual… 

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… so der Titel unseres 4. Buches, in dem wir uns über die Bedeutung der Virtualisierung der Wirtschaft und damit der New Economy im Jahr 2000 auseinandergesetzt hatten. Jetzt, neun Jahre später, reden wir nicht mehr von New Economy oder Old Economy, kolportieren nicht mehr Schlagworte wie „either you are in the internet or you are out of business“, sondern gehen ganz selbstverständlich mit einer Technologie der Virtualisierung um, die vieles in Wirtschaft und Gesellschaft verändert hat. Folgende Veränderungen unter vielen weiteren sind in diesem Kontext von Relevanz:

  • Das nonmaterielle (virtuelle) Wirtschaftsgut Information ersetzt das materielle Wirtschaftsgut in seiner ökonomischen Bedeutung.
  • Ein Jahrtausende altes Wirtschaftsmodell wurde durch ein neues IT-getriebenes Wirtschaftsmodell revolutioniert.
  • Die Informationstechnologie ist nicht mehr nur Enabler von Geschäftsprozessen, sondern Gestalter von Logistik-Prozessen, Märkten, Kauf- und Verkaufstransaktionen, Abrechnungsmodellen, Distributionslogistik und – last but not least – von Customer Relationship Management oder auch Postsales-Aktivitäten.


Der Wandel, der sich vollzieht, hat fundamentalen Charakter und greift in alle Lebensbereiche ein.

Wenn wir von Virtualisierung im Business sprechen, geht es um folgende Virtualisierungsarten:

  • Vollvirtualisierung
    Das Produkt-, Geschäfts- und Geschäftsabwicklungsmodell eines Unternehmens lässt sich vollständig virtualisieren.
  • Horizontale Virtualisierung
    Ein Produkt aus einer Gesamtproduktreihe lässt sich im Sinne von Geschäfts- und Geschäftsabwicklungsmodell vollständig virtualisieren.
  • Vertikale Virtualisierung
    Teilprozesse des Geschäftsabwicklungsmodells lassen sich virtualisieren.


In diesen Virtualisierungsformen wurden Geschäfts- und Unternehmensmodelle entwickelt, die limitierende Faktoren wie Raum, Zeit und Energie überwinden. Diese limitierenden Faktoren wurden durch scheinbare, das bedeutet virtuelle, Welten ersetzt. Das Produkt ist physisch nicht vorhanden, es handelt sich meistens um eine Dienstleistung oder auch um Informationen. Die Abwicklung einer Verkaufs- oder Kauftransaktion erfolgt nicht in Geschäftsstellen oder Läden mit präsenten Verkäufern, sondern über das Internet. Die Internettechnologie virtualisiert die Geschäftsstelle und den Verkäufer und verlagert den Verkaufsvorgang ganz zum Vergnügen des Käufers in dessen Wohnzimmer beziehungsweise über den iPod in dessen Hosentasche oder überall hin auf der Welt. Die Verkäufer sind Avatare (virtuelle Wesen), die den Verkaufsdialog führen, den Kunden beraten und Hilfestellungen anbieten. Der Kaufvorgang ist ein Klick, die Zahlung ist unbar, die Lieferung erfolgt als Attachment einer eMail im Falle nonmaterieller Produkte oder per Versand im Falle physischer Produkte.

Die Wohnzimmerkäufer können virtuell durch eine Shopping-Mall schlendern, eine Ausstellung zu den Werken von Cézanne besuchen, in einen Jeansladen eintreten, sich dem Levis-Regal nähern, das jeweilige Modell von einem virtuellen Dressman oder auch einer Dresswoman vorführen lassen, um dann fi nal per Klick den Kauf zu tätigen.

Die Zukunftsprognosen für derartige Geschäftsabwicklungsmodelle waren und sind fantastisch, denn die Vorteile liegen auf der Hand: 

  •  Der Laden ist rund um die Uhr das ganze Jahr geöffnet.
  • Personal ist nicht erforderlich.
  • Investitionen in Läden oder auch Ausstattungen können entfallen.
  • Das Angebot steht weltweit zur Verfügung.
  • Marketing kann durch Partnering ersetzt werden.
  • Es muss nur in Software und Hardware investiert werden, schon läuft das Geschäft.
  • Die Investitionskosten sind um Faktoren geringer als die Investitionen herkömmlicher Geschäftsmodelle! Investitions- und Transaktionskosten liegen bei einem Bruchteil.


Lassen Sie mich aber auch einen anderen Effekt ansprechen, nämlich den sogenannten Substitutionseffekt. Die Virtualisierungstechnologien haben das Potenzial, nicht nur Prozesse zu virtualisieren, sondern Produkte und Dienstleistungen vollständig zu substituieren. Wir reden dann von Virtual Reality. Im Bereich der Touristik lässt sich das sowohl hinsichtlich des Nutzens wie auch der sozialen Effekte wegen anschaulich darstellen. Schon heute gibt es virtuelle Reisezentren. Sie können vollständig virtuell eine Reise nach
Ägypten tätigen und befinden sich real im Cyberspace. Die Besteigung der Cheopspyramide ist ein Erlebnis, das sich skalierbar gestalten lässt. Sie können dank Virtualisierungstechnik im Cyberspace beliebige Realitätsintensitäten wählen. Sie können Hitze und Sonne oder auch schattige Klimatisierung einstellen. Das Besteigen der Pyramide bietet ihnen Optionen an wie:

  • Realbesteigung mit Kraftanstrengung,
  • Rolltreppeneffekt,
  • schwebendes Erklimmen oder
  • Hubschrauberflug.


Durch diese Technik kann nicht nur der physisch Fitte derartige Reisen tätigen, sondern auch dem physisch Gebrechlichen ist der gigantische Ausblick von der Spitze einer Pyramide vergönnt.

Soweit – zugegebenermaßen etwas ausführlich – einige Aspekte zum Thema Business goes virtual. Heute geht es um die Virtualisierung der Virtualisierungstechnik und wir müssen uns die Frage stellen, wird diese Virtualisierung der IT ähnliche Effekte haben wie die Virtualisierung des Business? Ich gehe davon aus, dass dies der Fall sein wird. Wir können heute schon vieles aus der Cloud beziehen, u. a.:

  • Applikationen,
  • Speicherplatz und
  • Services.


Zukünftig werden wir aus der Cloud beziehen:

  • BPO
  • Technische Services
  • Rechnerressourcen
  • Virtuelle Netze
  • Datenbanken
  • Entwicklungsumgebungen
  • Middleware


Wir werden bedingt durch die weitere Miniaturisierung weder PCs noch Desktops in unseren Büros stehen haben, wir werden keine Netze mehr haben, keine Server und keine Rechenzentren mehr vorfinden, sondern in IT-Warehouses so einkaufen, wie unsere Geschäftsanforderungen sind, mit skalierbaren Vertragsmodellen. Wir werden ganze physische Einheiten auch substituieren können. Ein persönlicher Communicator (iPod, …) wird einen Beamer integrieren und eine Tastatur virtuell auf jeden Untergrund lasern. Dies führt dazu, dass technische Komponenten wie Bildschirm und Tastatur vollständig verschwinden und durch Beamer-Technologien ersetzt werden. All das wird es zu einem Bruchteil heutiger Kosten geben.

Eigentlich müsste ich heute ein neues Buch schreiben, nämlich IT goes virtual. Dann könnte ich in zehn Jahren Bilanz ziehen zu meinen Prognosen. Aber unabhängig von meinen Prognosen, ob zehn oder zwanzig Jahre ins Land gehen, die diese Zukunftsszenarien Realität werden lassen, Sie müssen heute beginnen, eine klare Strategie zu entwickeln. Denn wer heute aufhört besser zu werden, hat morgen aufgehört gut zu sein.

Gerhard Rienecker ist Vorsitzender der Geschäftsleitung der PASS Consulting Group.

www.pass-consulting.com

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